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"Körperwelten"-Ausstellung: DNA-Test für Präparate gefordert

Die "Körperwelten"-Ausstellung wird massiv angegriffen
Die "Körperwelten"-Ausstellung wird massiv angegriffen ©Kurt Kracher/NHM
Bei einer Pressekonferenz vor dem Naturhistorischen Museum in Wien haben der US-Buchautor Ethan Gutmann und die Falun-Gong-Bewegung DNA-Tests für die Präparate von "Körperwelten"-Erfinder Gunther von Hagens gefordert. Sie hegen den Verdacht, dass diese eventuell lebenden Häftlingen entnommen und diese so getötet wurden.
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"Körperwelten": Eindrücke

Gutmann und die Falun Gong-Bewegung wollen damit ausschließen, dass die plastinierten Leichen der Ausstellungen in Verbindung zu angeblichen Transplantationspraktiken in China stehen, bei denen lebenden inhaftierten Falun-Gong-Praktizierenden Organe entnommen und die Opfer so getötet worden sein sollen. Gunther von Hagens “Körperwelten” wiesen die Verdächtigungen zurück.

Die Verdächtigungen gegen Gunther von Hagens

“Die Frage lautet: Wer sind diese Menschen und woher kommen sie”, sagte Gutmann vor dem Naturhistorischen Museum, wo noch bis 11. August die Ausstellung “Körperwelten & der Zyklus des Lebens” zu sehen ist. Manche der weiblichen Modelle hätten auffallend kurze Beine, sie würden chinesisch wirken, meinte der US-Journalist. Laut “Körperwelten” würden nur Kaukasier gezeigt. Bei manchen der Körper würden Leber und Nieren fehlen, so der Autor.

Gutmann zufolge habe Von Hagens in der chinesischen Provinz Liaoning eine Fabrik eröffnet, und zwar in der Stadt Dalian, wo damals der mittlerweile entmachtete hohe Funktionär der chinesischen KP, Bo Xilai, Bürgermeister gewesen sei. Von Hagens habe zu Bo eine Freundschaft aufgebaut. Bo sei auch maßgeblich an dem Programm zur systematischen Tötung von Falun-Gong-Praktizierenden durch Organentnahmen beteiligt gewesen. Ein Protege Bos errichtete vier Stunden von Dalian entfernt ein “Zentrum des Organraubs an den Falun-Gong”, so der Buchautor.

Mangel an Leichen für “Körperwelten”?

“Das war exakt, was Von Hagens brauchte”, erklärte Gutmann. Dieser habe unter einem Mangel an Leichen gelitten. Er habe frische Körper von Erwachsenen im Alter von 25 bis 40 Jahren plötzlich zur Verfügung gehabt. Ein ehemaliger Mitarbeiter Von Hagens, der mittlerweile selbst mit einer ähnlichen Ausstellung auf Tour ist, habe zugegeben, dass die meisten seiner plastinierten Körper direkt vom chinesischen Büro für öffentliche Sicherheit stammen. Gutmann beschrieb dieses Büro als “eine Art chinesische CIA”.

DNA-Tests sollen Klarheit bringen

“Es ist definitiv möglich, dass Von Hagens die Wahrheit sagt. Ein Weg, um Sicherheit zu bekommen, sind Tests der DNA”, erklärte Gutmann. Medizinische Experten hätten ihm gesagt, dass man sehr schnell feststellen könnte, ob es sich tatsächlich um Kaukasier handelt. Komme man auf eine chinesische Herkunft, könnte man mit einem sehr kleinen Eingriff die DNA testen. “Wir brauchen Von Hagens Kooperation”, meinte Gutmann.

Gunther von Hagens Körperwelten wiesen die Verdächtigungen entschieden zurück: “Gunther von Hagens’ Körperwelten haben nichts mit den Ausstellungen zu tun, die Leichen ungeklärter Herkunft aus China verwenden”, hieß es in einer dieser Tage an das Naturhistorische Museum übermittelten Stellungnahme, die der APA vorliegt. In verschiedenen Veröffentlichungen würden die “Körperwelten” mit “anderen Anatomieschauen wie z.B. ‘The Human Body’ oder ‘Bodies … The Exhibition” o.ä. verwechselt”. Gunther von Hagens stehe “in keinerlei Verbindung mit diesen Anatomieschauen, bei denen Leichen ungeklärter Herkunft verwendet werden”.

Stellungnahme des NHM

“Die anatomischen Präparate stammen von Menschen, die zu Lebzeiten darüber verfügt haben, dass ihr Körper nach dem Ableben zur Ausbildung von Ärzten und der Aufklärung von Laien zur Verfügung stehen soll. Das Programm des Heidelberger Instituts für Plastination wurde bereits 1982 etabliert und hat über 13.000 registrierte Körperspender. Die Spender stammen vorrangig aus Deutschland und den USA, aus China kommen keine Spender”, hieß es weiter. Das Körperspendeprogramm des Instituts für Plastination werde von der Stadt Heidelberg überwacht. Gegen die Behauptung, Gunther von Hagens stelle bei “Körperwelten” Leichen von hingerichteten Chinesen aus, habe sich der Plastinator “bereits vor acht Jahren erfolgreich gewehrt”.

Mehr über die “Körperwelten”-Ausstellung im Naturhistorischen Museum finden Sie hier.

(apa/red)

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