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Kämpfe in Tripolis: Gaddafi-Gegner auf den Straßen

In mehreren Vierteln der libyschen Hauptstadt Tripolis sind am Samstagabend Bewohnern zufolge Kämpfe ausgebrochen. Explosionen und Schüsse waren zu hören. Gegner des seit 41 Jahren herrschenden Machthabers Muammar al-Gaddafi seien auf den Straßen unterwegs. Die Schüsse und Explosionen nahmen einem Reporter der Nachrichtenagentur Reuters zufolge an Intensität zu.
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Rebellen-TV: Ein Viertel “befreit”

Laut der Nachrichtenagentur dpa lieferten sich in Tripolis Rebellen in der Nacht auf Sonntag heftige Gefechte mit den Truppen von Machthaber Muammar al-Gaddafi. Augenzeugen berichteten von Kämpfen in den Vierteln Fashlum, Souk al-Jumaa, Takura und in der Innenstadt. Ein TV-Sender der Rebellen meldete, Bewohner von Tajura östlich des Stadtzentrums hätten ihr Viertel zur “befreiten Zone” erklärt.

Nach Angaben von Einwohnern der Hauptstadt fuhren Autos mit Aufständischen, die leichte Waffen trugen, durch die Straßen von Tripolis. Sie erklärten, es handle sich um Rebellen aus der Hauptstadt, nicht um Truppenverbände der Aufständischen, die von Außen nach Tripolis eingedrungen seien.

Regierungs-SMS

Ein Bewohner berichtete, er sei in einer SMS der Regierung aufgefordert worden, auf die Straße zu gehen und “bewaffnete Agenten zu eliminieren”. Die Regierung widersprach den Darstellungen: Tripolis sei sicher und stabil, sagte ein Sprecher. Es seien bloß ein paar Dutzend Aufständische in der Hauptstadt unterwegs. Es habe Festnahmen gegeben, darunter seien auch Staatsbürger aus Algerien, Tunesien und Ägypten gewesen.

Rebellen im Vormarsch

Der Übergangsrat der Rebellen hatte in den vergangenen Monaten mehrfach erklärt, für die Eroberung von Tripolis setzte man auf den “Kollaps des Regimes” und die Unterstützung durch “geheime Zellen” von Sympathisanten in Tripolis. In den vergangenen Tagen hatten die Rebellen auf ihrem Vormarsch nach Tripolis große Geländegewinne erzielt.

Im Osten stehen ihre Truppen rund 40 Kilometer von der Hauptstadt entfernt. Nach sechs Monaten Krieg ziehen die Rebellen die Schlinge um Tripolis und damit auch Machthaber Gaddafi enger. Ihr Vormarsch hat nach monatelangem Stillstand in den vergangenen Tagen deutliche Fortschritte gemacht.

Die libysche Regierung verlangte von UN-Generalsekretär Ban Ki-moon, das Vorgehen der NATO zu untersuchen. Ban habe zugesichert, den Vorschlag prüfen zu wollen, berichtete die staatliche Nachrichtenagentur Jana. Die NATO bombardiert seit Monaten Ziele in Libyen, um nach eigenem Bekunden die Bevölkerung zu schützen. Deutschland beteiligt sich wie die meisten Mitglieder nicht mit Flugzeugen an den Einsätzen, hat aber Soldaten in NATO-Stäbe entsandt.

Gaddafi den Rücken gekehrt

Der ehemalige enge Vertraute Gaddafis, Abdessalam Jalloud, hat sich laut italienischen Medien nach Italien abgesetzt. Jalloud sei erst von Libyen nach Tunesien geflohen und habe dann einen Flug Richtung Rom genommen, berichtete die italienische Nachrichtenagentur ADNKronos am Samstag. In Rom wurde das offiziell zunächst nicht bestätigt. Unklar blieb zudem, ob Jalloud von Italien aus weiterreisen wollte und wenn ja, wohin.

Ein oppositioneller libyscher Fernsehsender hatte bereits am Freitag berichtet, Jalloud sei zu den Aufständischen übergelaufen. Jalloud war früher libyscher Regierungschef und die Nummer zwei des Regimes. Vor ihm hatten sich bereits andere Weggefährten Gaddafis abgesetzt APA

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