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(K)ein Bad wie jedes andere – eine alte Werkbank macht auf Wellness

Über 150 Jahre alt und ungefähr 100 Kilogramm schwer stand sie da – und wurde nicht mehr gebraucht. 

Die alte Werkbank. Abgearbeitet in zigtausenden Tischlerarbeitsstunden, voller Furchen, Farbreste und für Präzisionsarbeit nicht mehr zu gebrauchen. Sie sollte weg.

Geschichten erzählen
Die Feldkircher Künstlerin Sigrid Hutter hat ein Faible für alte Dinge, die Geschichten erzählen. Um diesen Geschichten zuzuhören, ist ein Ort der Ruhe und Entspannung ideal.  Daraus entstand die Idee von der Werkbank im Badezimmer. In der Wanne liegen – und dem Knistern des Badeschaums – und den imaginären Geschichten der Werkbank lauschen. Für diese Idee konnte sich auch Architektin Susanne Stöckerl, die in Feldkirch ihre Raum-Werk-Statt betreibt, begeistern und gemeinsam wurden Pläne für die Umsetzung geschmiedet. Drumherum sollte es möglichst schlicht, modern und absolut auf die Funktion beschränkt bleiben. Zurückhaltende Materialien,  gedämpfte Farben, und bitte keine Fliesen! Das war eine Hauptbedingung von Sigrid Hutter. Am besten auch nichts an den Wänden, was die Ruhe und Einfachheit dieses Orts stört, höchstens ein Bild aus der Hand der Künstlerin. In ruhigen Farben ebenso erdig wie Holz, zerklüftet wie die Arbeitsplatte, etwas, wo das Auge sich ausruhen kann und die Fantasie Flügel bekommt.

Funktionalität im Dienst der Träume
Natürlich hat dieses Bad alles, was ein Bad so braucht. Badewanne, WC, Dusche, Waschbecken. Nicht mehr … und doch ganz besonders, weil die Geschichten und die Träume mit der Werkbank und dem Gemälde Einzug gehalten haben und so der schlichten Funktionalität Paroli bieten. Die Architektin griff diese Idee auf und spann sie weiter … so wurden anstelle von Boden- oder Wandplatten einfach eine schmutz- und wasserabweisende Farbe aufgetragen, die hoch abriebfest und beständig gegen herkömmliche Reinigungsmittel ist. Für den Boden wurde eine Zweikomponentenmasse, die üblicherweise in Industriegebäuden verwendet wird in einer fünf Millimeter dicken Schicht vergossen und darunter auch die wärmespendende Bodenheizung eingebettet.  Zuleitungen für Wasser und Strom verschwanden hinter vorgesetztem Mauerwerk, das  als durchgehendes Sims zudem als Ablagefläche dient. Ein Teil der Installationen konnte im Keller an der Decke verlegt werden. Damit wurden Platz und Arbeitskosten gespart.

Minimalistischer Industriecharakter
Für die offen an der Wand installierte Dusche wurde eine minimalistische und dennoch originelle Idee umgesetzt. Warum nicht einfach die – üblicherweise für Unterputz vorgesehenen – Leitungen und die Mischbatterie sichtbar verlegen? Der Installateur schüttelte verständnislos den Kopf, machte jedoch mit, die großzügig dimensionierte Regenbrause versöhnte ihn doch ein wenig mit der verrückten Idee. Diese Verlegung mit sichtbarer Technik wirkt industriell, zweckbezogen und korrespondiert hervorragend mit der Werkbank. Ebenso wurden bei den restlichen Armaturen anstelle edler Designerstücke lediglich rote Absperrhähne für Kalt- und Warmwasser verwendet. Beim rechteckigen Waschbecken minimieren Verlängerungen aus transparentem Gartenschlauch das Spritzwasser.

Harmonische Verbindung von Gegensätzen
Für die duschseitige Wand, Badewannenverkleidung und Boden wurde ein dunkler Olivgrauton gewählt, der mit den Holzelementen perfekt harmoniert und dem Bad trotz seiner Kargheit eine warme Atmosphäre verleiht. Licht kommt aus zwei vertikal angebrachten Leuchtstoffelementen in Edelstahlfassungen sowie einer kleinen, auf dem Sims angebrachten Leuchte, die gedämpftes Licht nach oben strahlt. Beide Elemente können – je nach gewünschter Lichtstimmung, getrennt voneinander geschalten werden. Diese Verbindung von ruhig zurückhaltenden und emotional aufgeladenen Elementen gibt diesem lediglich  10 Quadratmeter großen Raum eine ganz besondere Note.

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