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Kausa Aliyev: Ex-KNB-Chef Mussayev erklärt sich unschuldig

Überschaubares Interesse am zweiten Verhandlungstag um Ermordung zweier kasachischer Banker
Überschaubares Interesse am zweiten Verhandlungstag um Ermordung zweier kasachischer Banker ©APA
Viele leere Stühle sah man am Mittwoch den 15. April im Wiener Straflandesgericht. Dort ist nämlich unter äußerst überschaubarem Interesse der Prozess um den Doppelmord an den kasachischen Bankern Zholdas Timraliyev und Aybar Khasenov fortgesetzt worden. Auf dem Programm stand die Einvernahme des langjährigen Chef des kasachischen Geheimdienstes KNB, Alnur Mussayev.
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Nach dem mutmaßlichen Selbstmord von Rakhat Aliyev – der frühere Schwiegersohn des kasachischen Präsidenten Nursultan Nasarbajew und ehemalige Botschafter in Wien wurde am 24. Februar erhängt in seiner Zelle in der Justizanstalt Wien-Josefstadt aufgefunden – sitzen nur mehr Mussayev und Vadim Koshlyak (42), zuletzt Aliyevs Sicherheitsberater und persönlicher Assistent, auf der Anklagebank. Ein Schwurgericht (Vorsitz: Andreas Böhm) muss in den nächsten Wochen und Monaten klären, ob die beiden an der laut Anklage von Aliyev betriebenen Verschleppung, Misshandlung und Ermordung der zwei Manager der Nurbank beteiligt waren.

Ex-KNB-Chef Mussayev: “Erkläre mich unschuldig”

“Ich erkläre mich unschuldig”, stellte Mussayev klar. Danach skizzierte er in groben Zügen zunächst seinen beruflichen Werdegang. Er habe nach dem Ende der Sowjetunion eng mit dem Präsidenten Nasarbajew am Aufbau des Staatswesens mitgearbeitet. Dieser habe ihn als “Spezialisten für nationale Sicherheit” eingesetzt und gebeten, “aus Sicht der Staatssicherheit die Banken und das Finanzwesen zu regeln”. Nasarbajew habe in diesem Zusammenhang frühere Funktionäre entlassen und “qualitätsvolle Persönlichkeiten, die Erfahrung hatten”, installiert. Er, Mussayev, habe auch Nasarbajews Schwiegersohn Aliyev in die Politik eingeführt. 2002 habe er seine offiziellen Funktionen zurückgelegt und danach als “privater Geschäftsmann” seinen Alltag bestritten, erklärte Mussayev.

Allgegenwärtige Korruption in Kasachstan

Zwischen Aliyew und Nasarbajew sei es schon 2002 zu einem ersten Zerwürfnis gekommen, weil der Jüngere im Parlament über die allgegenwärtige Korruption in Kasachstan gesprochen habe. “Da beschloss Nasarbajew, ihn zu verfolgen”, erzählte Mussayev. Ihm sei es zwar gelungen, zwischen den beiden “eine normale Aussöhnung zu vermitteln”, der Staatschef habe seinem damaligen Schwiegersohn aber “nicht mehr vertraut”.

“Keine Erschießungen zugelassen”

In weiterer Folge habe sich Aliyev immer an ihn gewandt, wenn es Probleme mit Nasarbajew gab, schilderte der Ex-KNB-Chef. In seiner Zeit beim Geheimdienst habe er “keine Erschießungen zugelassen. Es sind keine Morde an Bankern und Geschäftsleuten passiert. Solange ich diese Ämter innehatte, sorgte ich dafür, dass der Führungsstil so demokratisch wie möglich war”.

Angaben der Zeugen seien unwahr

Zum Vorwurf, er habe sich am 9. Februar 2007 in der Residenz Aliyevs befunden und sei persönlich dabei gewesen, als die entführten Banker umgebracht wurden, betonte Mussayev: “Ich habe diese Aussagen gelesen. Sie sind gefälscht. Ich war nicht dort.” Die Angaben der Zeugen, die ihn am Tatort gesehen haben wollen, seien unwahr: “Ich war in dieser Zeit in meiner Wohnung. Es gibt mehrere Personen, die das bestätigen.” Vom Schicksal Timraliyevs und Khasenovs habe er “erst hier” (gemeint: in Österreich, Anm.) erfahren: “Eigene Wahrnehmungen habe ich dazu nicht.”

“All das passierte in friedlicher Atmosphäre”

Zu internen Vorgängen in der Nurbank, die laut Anklage Aliyev zu den ihm unterstellten verbrecherischen Handlungen bewogen haben sollen, bemerkte Mussayev, die Anteile an der Bank hätten “im Prinzip der Familie Nasarbajew gehört”. Vom Hörensagen wisse er, dass Vorstandsmitglieder Aktien oder Aktiva in ihren Besitz gebracht hätten. Aliyev sei daraufhin von Nasarbajew beschuldigt worden, “dass er nicht imstande ist, das Geld der Familie zusammenzuhalten”, gab der Angeklagte zu Protokoll. Aliyev habe daher den Vorstandsvorsitzenden der Nurbank, Abilmazhen Gilimov, aufgefordert, die Vermögenswerte zurückzuführen. Gilimov habe auch seinen Rücktritt angeboten. “All das passierte in friedlicher Atmosphäre”, behauptete Mussayev.

(APA/Red.)

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