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Katz und Maus auf dem Highway: NFS Hot Pursuit 2010

Das beliebte Räuber- und Gendarm-Prinzip mit fett PS unterm Hintern.
Das beliebte Räuber- und Gendarm-Prinzip mit fett PS unterm Hintern. ©Waibel
Es ist immer eine Frage nach der Sicht der Dinge: Entweder ist man Fuchs oder Hase, Jäger oder Beute, oder – im Fall der Need for Speed Hot Pursuit Serie, Cop oder Raser. Beides macht, insbesondere in der Neuauflage der populären PS-Hatz aus dem Jahr 1998 – unglaublichen Spaß.

Es war schon anno dazumal ein Meilenstein: Need for Speed Hot Pursuit bot 1998 adrenalinfördernde Multiplayerunterhaltung auf der Konsole. Das Prinzip, Straßenrennen und Cops, die genau das verhindern möchten, als Spiel zu präsentieren, ging voll auf. 2010 kehrt Need for Speed nach vielen Ausflügen in andere Themata wieder in das Katz- und Maus-Setting zurück. Und es steht fest: Das Spielprinzip macht noch so viel Fun wie früher, aber die Technik ist noch um Lichtjahre weiter.

16 Jahre Fanbasis können nicht irren. Auch in der Neuauflage stehen wieder heiße Verfolgungsjagden mit der Polizei im Vordergrund des Spielegeschehens, als Multiplattformtitel muss festgehalten werden: Die Anpassung auf PC und die verschiedenen Konsolen ist hervorragend geglückt. Wenngleich natürlich sich ein Game wie Hot Pursuit sich nur mit Pad oder idealerweise Lenkrad am besten zocken lässt – entsprechende Zusatzhardware ist also beim PC vonnöten.

Als Macher der Neuauflage des Titels bekleckern sich einmal mehr die Criterion Studios mit Ruhm. Bekannt als Macher der brachial schnellen Burnout-Titel waren sie wie prädestiniert für eine Neuauflage des Hot Pursuit-Prinzips. Und so kracht und scheppert es effektvoll in jeder Kurve, der Focus liegt ganz klar auch auf Inszenierung.   

Rennspiele leben von einer antreibenden Kraft: Jener, als erster über die Ziellinie zu fahren, und seine Konkurrenten hinter sich zu lassen, und dabei eine überzeugende Performance hinzulegen – in manchen Titeln wird „sauber“ fahren belohnt. Nicht bei Hot Pursuit. Zum Prinzip des Gewinnenwollens kommt noch jenes hinzu, im Rückspiegel einen Motivationsbeschleuniger in Form von Blaulicht und Folgetonhorn zu sehen, der einen unbarmherzig jagt. Es soll aber auch Gamer geben, die sich gerne in die Rolle des Jägers versetzen und am Steuer eines hochmotorisierten Highway Interceptors dem Gesetz zu seiner Gültigkeit zu verhelfen. Beide Spielarten werden hier bedient, wie man bereits ahnen kann, nicht nur einsam. So ist Multiplayer auf einer Konsole möglich, die Krönung sind aber die Online-Rennen mit Freunden und Bekannten.

Offline beginnt die Karriere entweder als Raser oder Cop mit einem einigermaßen gut motorisierten Schlitten und begrenzten Möglichkeiten, das Rennen zu beeinflussen. In beliebiger Reihenfolge sind Events zu meistern, die sich in unterschiedlichen Spielmodi unterscheiden. Raser müssen natürlich primär Rennen gewinnen oder auf Zeit eine Herausforderung meistern, der Kontakt mit den Cops soll dabei verhindert werden. Im Erfolgsfall winkt ein höherer Fahnungslevel – ein Fortschritt in der Karriere als Raser. Auf Seite des Gesetzes liegt der Fokus ganz klar darauf, die bösen Buben (und Mädchen) aus dem Verkehr zu ziehen. Je effektvoller, je lieber. So dürfen die Gesetzesbrecher auch nach allen Regeln der Kunst verarztet werden – am Ende steht meist das Schrotten des illegalen Rasers – Strafzettel schreibt hier keiner.

Den Kontrahenten stehen dabei mehrere freispielbare Features zur Verfügung, um sich gegeneinander zur Wehr zu setzen, von den PS des fahrbaren Untersatzes und den eigenen Fahrkünsten mal abgesehen. Von Nagelbänder über Straßensperren (in denen man sich idealerweise nicht gerade mal wieder selber fängt) bis hin zu EMP-Impulsen, um die Elektronik der Raser lahmzulegen, und sogar Luftunterstützung durch Helikopter reicht die Liste auf Seite der Gesetzeshüter. Raser können über Jammer, um die Erfassung durch die Cops zu stören oder auch Nitroboosts verfügen.  

Dabei geht es abseits von technischen Gimmicks durchwegs hauptsächlich einfach nur rau zur Sache. Ob nun am Steuer eines Highway Interceptor der Turbo zum Rammen eines Rasers von hinten, oder ob als Raser, um den ungeliebten Verfolger im entscheidenden Moment anzuchecken – meist stehen effektvolle Crashs im Fokus des Betrachters. In Rennen als Raser kann man somit natürlich auch ungeliebte Konkurrenten loswerden, ein kleiner Balken zeigt dabei den Gesundheitszustand des Opponenten an. Ist dieser leer, zerlegt es den Gegner.

Der Fuhrpark geht aber weit über das klassische Dienstauto eines Gesetzeshüters und über die Geldbörsen der meisten Möchtegern-Schumis im realen Leben hinaus: Maserati, Aston Martin, Bentley, Bugatti, Chevrolet, Dodge, Lamborghini, Jaguar, Mercedes und Porsche sind allesamt mit von der Partie. Mit der Zeit erspielen sich sowohl Cop als auch Raser immer mehr und coolere dieser Boliden als fahrbare Untersätze frei. Auch die hilfreichen Features müssen im Verlauf der Karriere freigespielt werden.

Während der Einzelspielermodus eine tolle Spielwiese für das Erlernen der Grundlagen und das Freispielen von Fahrzeugen und Features darstellt, erst im Multiplayer läuft das Spiel zur Höchstform auf. Hier kann man sich offline mit Kollegen an einem Bildschirm messen, ein exzellenter Online-Multiplayer mit einem sogenannten Autolog-Feature motiviert über lange Zeit.

Die Spielerfahrung lässt sich durchwegs als hektisch-fantastisch action-orientiert bezeichnen. Die Boliden steuern sich arcadelastig, aber neigen zum Schlingern, die Steuerung ist sehr empfindlich. Ich hatte damit so meine Probleme, wenngleich sich das Fahrverhalten mit fortschreitender Karriere und besseren fahrbaren Untersätzen etwas bessert. Das Renngefühl ist rasant, zuweilen zu rasant, insbesondere wenn die tollen Takedowns, wenn man den Gegner ausschaltet, den Fluss der Bilder unterbricht. Hier hat man zuweilen Mühe, die Kontrolle zurückzugewinnen, wenn das Geschehen vom Takedown in Slow Motion wieder in den rasanten Rennablauf wechselt. Epileptiker sollten vom Game die Finger lassen: Wenn man mit einem Polizeiauto mit High-Speed durch den Tunnel rast, flackert der Bildschirm aggressiv blau/rot.

Mittels Autolog lassen sich die eigenen Aktivitäten mit denen der Xbox Live-Freunde vergleichen. Erfahrene Leistungen der Kollegen wollen unterboten werden, das Endziel ist die Gold-Auszeichnung. Außerdem lassen sich Spielerfahrungen wie Bilder seiner Boliden mit anderen Spielern an der sogenannten „Wall“ teilen. Überdies können natürlich gegen andere Spieler auf der ganzen Welt Rennen gefahren werden oder als strenger Gesetzeshüter die Straßen überwacht werden.  

Fazit:

NfS: Hot Pursuit ist eine der fantastischsten Rennspiel-Erfahrungen auf dem Markt. Wer der Szenerie von Jäger und Gejagtem etwas abgewinnen kann, ist hier bestens aufgehoben. Eine tolle Technik mit rasanter Action, tollen lizensierten Autos und einem motivierenden Solomodus wissen zu überzeugen. Online läuft der Titel erst zur Höchstform auf. Heutzutage Standard, denken Need for Speed Hot Pursuit-Veteranen mit Wehmut an eine Zeit zurück, in der es noch kein spieletaugliches Internet gab. Heute machen Features wie Autolog und spannende Online-Battles jede Menge Fun. Ein kleiner Wermutstropfen für mich persönlich: Eine sehr empfindliche Steuerung – zu Beginn eiert man über den Highway wie der hiesige Dorfpolizist nach fünf Halben. Rennspielfreaks werden aber mit diesem würdigen Denkmal, das Criterion der Serie gesetzt hat, ihre Erfüllung finden. Feierabend-Raser wie ich testen zuvor lieber einmal an.

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