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Karmasin erwartet nach Terror in Brüssel mehr Anrufe bei Extremismus-Stelle

Die Familienministerin rechnet mit einer Reaktion auf den Brüssel-Terror.
Die Familienministerin rechnet mit einer Reaktion auf den Brüssel-Terror. ©APA (Sujet)
Familienministerin Sophie Karmasin rechnet nach den Terroranschlägen von Brüssel mit einem Anstieg der Anfragen bei der Beratungsstelle Extremismus. "Die Bilder der Vorfälle deuten auf die Aktualität des Themas hin, damit ist man auch wachsamer, was Auffälligkeiten im Umkreis betrifft", meinte Karmasin während ihres Kanada-Besuchs. Es solle verstärkt auf Prävention gesetzt werden.

“Da wird lieber einmal mehr angerufen als einmal zu wenig”, erklärte Karmasin vor Journalisten. Bereits die Attentate in Paris hätten eine Anruf-Zunahme zur Folge gehabt. Seit Inbetriebnahme der Beratungsstelle vor mehr als einem Jahr sind nach Angaben der Familienministerin rund 1.200 Anrufe eingegangen – tatsächlich kam es knapp 80 Mal zu einer persönlichen Intervention. Rund 38 Prozent – und damit eine deutliche Mehrheit – der Fälle würden aufgrund einer befürchteten islamischen Radikalisierung erfolgen.

Familienministerin plant keine Maßnahmen nach Brüssel-Anschlägen

“Sehr oft geht es um die Frage, dass junge Menschen sich schnell und extrem von der Familie distanzieren, ganz neue Verhaltensweisen werden beobachtet”, erklärte Karmasin. Werden einmal Bedenken geäußert, gebe es unterschiedliche Hilfsangebote. Neben mobilen Beratungsteams für den raschen Einsatz vor Ort stehen auch 400 Beratungsstellen, die sich mit De-Radikalisierung beschäftigen, österreichweit zur Verfügung. Konkrete Maßnahmen nach den Anschlägen von Brüssel plant die Familienministerin angesichts dieser Ressourcen keine.

Wenn tatsächlich “Gefahr in Verzug ist”, würden die Fälle dem Bundesverfassungsdienst (BVT) weitergeleitet, so Karmasin. Das war demnach in knapp zehn Prozent der Fall. Dem Anrufer wird nach Angaben aus dem Familienministerium auch zu Beginn des Gesprächs über diese Möglichkeit informiert. Die Beratungsstelle sei jedoch bewusst im Familien- und nicht im Innenministerium angesiedelt, wie dies in Deutschland der Fall sei, betonte Karmasin. Bestätigt sieht sie sich dabei im Vergleich mit dem Nachbarland, wo “die Anruferzahlen deutlich unter unseren liegen, weil dort die Hürde und die Barriere für Eltern groß ist, sich bei der Polizei zu informieren”.

Karmasin: Anrufe bei Extremismus-Stelle werden sich wieder normalisieren

Die Anzahl der Anfragen werde sich erfahrungsgemäß eine Zeit nach den Terroranschlägen wieder stabilisieren, ist sich Karmasin sicher. Die Arbeit der Beratungsstelle geht dennoch weiter. “Wir sind jetzt in der Aufbauphase angekommen und verfolgen unsere Ziele.” Künftig will Karmasin “noch stärker auf Prävention” setzen. Im Budget sind dafür ihren Angaben nach auch entsprechende Mittel eingeplant. Eine genaue Summe könne sie jedoch nicht nennen, das hänge von der Nachfrage ab – und die ist laut der Familienministerin “sehr groß”. Besonders würden Schulen vermehrt um Workshops bitten.

Außerdem möchte Karmasin das von einer kanadischen Beratungsstelle entwickelten “Verhaltensbarometer” in Wien diskutieren. Das “Centre for the Prevention of Radicalization Leading to Violence” in Montreal unterscheide zwischen vier Verhaltensmustern und ermögliche “somit eine schnelle Einschätzung für Eltern, Lehrer oder Jugendarbeiter, in welcher Phase sich der Jugendliche befindet und welche Intervention dann notwendig wäre”.

(apa/Red)

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