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Jungpolitiker im Wien-Wahl-Interview: Peter Kraus von den Grünen

Peter Kraus kandidiert in Wien für die Grünen
Peter Kraus kandidiert in Wien für die Grünen ©Grüne Wien
Im Vorfeld der Wien-Wahl will VIENNA.at nicht nur wissen, was die alteingesessenen Politiker der großen Parteien in der Bundeshauptstadt vorhaben - auch die Jungpolitiker unter 30 haben einiges zu sagen. Den Auftakt unserer Interview-Reihe macht Peter Kraus (28) von den Wiener Grünen.
Peter Kraus in Wien
Idee: Gratis-Öffis bei Hitze
Grüne "Sonnenbrand"-Kampagne

Peter Kraus, Jahrgang 1986, seines Zeichens Jugendsprecher der Grünen und Sprecher der Grünen Andersrum Wien, kandidiert auf Listenplatz 8 für die Wien-Wahl 2015. Im Gespräch mit VIENNA.at hat er über “heiße Eisen” in Wien, die Pläne der Grünen, sein Verhältnis zur Politik und ganz persönliche Anliegen gesprochen.

VIENNA.at: Was sind für Sie die wichtigsten Themen für die kommende Wien-Wahl?
Peter Kraus: Ich will das beste Bildungssystem für Wien und eine Stadt, die wir uns alle leisten können: billige Öffis, niedrige Mieten und gute Jobs.

Peter Kraus über “heiße Eisen” in Wien

Der Umgang mit dem aktuellen Flüchtlingsstrom sorgt derzeit für einiges an Kritik am Vorgehen der Politik. Wien (über-)erfüllt als eines der wenigen Bundesländer die Aufnahmequote. Was hätte Ihrer Meinung nach beim Umgang mit der Krise anders gemacht werden müssen?
Ich lese derzeit von Menschen, die helfen und Unterkünfte zur Verfügung stellen wollen, aber am Innenministerium scheitern. Da liegen bereits Handtücher auf frisch überzogenen Betten, die jedoch nicht bezogen werden, weil Flüchtlinge in Traiskirchen festgehalten werden – zum großen Teil ohne Dach über dem Kopf. Den Helfern wird das Helfen schwer gemacht.

Die eigentliche Krise ist das Versagen der Bundesregierung und einiger Bürgermeister, die es nicht zustande bringen, menschenwürdige Unterbringung zu schaffen. Es geht um Menschen, die vor Krieg und Terror fliehen mussten. Ich bin stolz, dass Wien hier alle Möglichkeiten nutzt, um zu helfen.

Asylwerber machen weniger als 0,1% der europäischen Bevölkerung aus. Meine Sorge ist eher, dass wir uns an die alltägliche Hetze gewöhnen und dabei die Menschlichkeit verlieren. Das darf nicht passieren.

Stichwort kommendes Nichtrauchergesetz in der Wiener Gastronomie – welche Position haben Sie in dieser Debatte?
Nichtraucherschutz ist sinnvoll, vor allem im Hinblick auf Gesundheit und den Schutz von Personal in der Gastronomie. Ich glaube, dass heute alle zufriedener wären, wenn die Entscheidung für ein generelles Rauchverbot eindeutiger und rascher gekommen wäre.

Stichwort gescheiterte Wahlrechtsreform: Was hätte Ihrer Meinung nach da anders laufen sollen?
Wenn die SPÖ die Verhandlungen auch wirklich abschließen hätte wollen, wäre ein faireres Wahlrecht herausgekommen. Die ganze Diskussion hätte mehr Ehrlichkeit vertragen.

Wahl-Themen vom Wiener Bürgermeister bis zur MaHü

Welche großen „Baustellen“ sehen Sie in Wien als Priorität – wo besteht dringender Handlungsbedarf?
Dringender Handlungsbedarf besteht bei der Bildung: wir brauchen die besten Schulen, damit die Jungen in dieser Stadt die besten Chancen haben. Und wir brauchen ein Förderpaket für junge, kreative Unternehmen, die Jobs in Wien schaffen.

Wie zufrieden sind Sie mit dem derzeitigen Bürgermeister Wiens ?
Im Großen und Ganzen: passt schon. Fakt ist, die SPÖ wird auch nach der Wahl den Bürgermeister stellen. Wer das sein wird und mit welcher Partei dann koaliert wird, das weiß nicht mal Michael Häupl selbst.

Wie sehen Sie den Umbau der MaHü nach seiner Fertigstellung – wie haben Sie die Reaktionen erlebt?
Die Kontroverse war groß, es gab niemanden vom Neusiedlern bis zum Bodensee, der nicht eine Meinung zur Mariahilfer Straße hatte. Umso schöner, dass heute der Großteil der Reaktionen positiv ausfällt. Auch viele ehemaligen Kritikerinnen und Kritiker stehen der neuen MaHü heute sehr wohlwollend gegenüber.

Kraus über Pläne der Grünen rund um die Wien-Wahl

Was halten Sie von dem Vorwurf, die Grünen würden vorwiegend Akademiker als Wählerschicht ansprechen und an Wählern vorbeireden?
Ich habe jede Woche mit so vielen unterschiedlichen Menschen zu tun, die uns Grüne in Wien unterstützen, dass ich den Vorwurf leicht widerlegen kann. Wir wollen eine Stadt, die für alle die beste Lebensqualität bietet, nicht nur jenen, die es sich leisten können.

Falls Rot-Grün in Wien weitergeht: Was müsste sich ändern – oder ist alles gut, wie es ist?
Nur Grüne in der Regierung bringen Veränderung, das war die letzten Jahre klar sichtbar. Ich meine, es braucht stärkere Grüne, damit wir auch bei Wohnen, Bildung und Arbeit mehr weiterbringen.

Die Grünen ließen mit einer Forderung nach Gratis-Öffis an Hitzetagen aufhorchen – wie genau soll das, auch kostentechnisch, funktionieren?
Das ist vor allem eine Maßnahme gegen den Klimawandel und die deutlich spürbaren Auswirkungen in der Stadt. So wie an Tagen, an denen viel Schnee fällt das Parken gratis ist, wären an Hitzetagen die Öffis gratis. Die Uni Graz hat heuer berechnet, welche Kosten auf uns zukommen wenn wir keine Maßnahmen gegen den Klimawandel setzen: in den nächsten Jahren wären das 8,8 Milliarden Euro – und das sind vorsichtige Prognosen.

Peter Kraus und die Politik

Was hat Sie als relativ jungen Menschen motiviert, in die Politik zu gehen?
Ich wollte nicht daneben sitzen und zusehen, wie heute Entscheidungen getroffen werden, die meine Generation in den nächsten Jahren betreffen. Darum mische ich mich selber ein.

Was bringen Sie in Ihre Partei mit, was sich vielleicht von den „alteingesessenen“ Kollegen unterscheidet?
Das Privileg der Jugend ist, Fragen zu stellen und dabei nicht alles wissen zu müssen. Das bringt oft neue, wichtige Perspektiven. Und natürlich ordentlich Spaß und gute Laune, damit geht vieles leichter.

Stoßen Sie als junger Politiker auf Vorbehalte?
Keine, die ich so ernst nehme, dass ich mich damit aufhalte.

Warum gerade die Grünen?
Die großen Fragen für meine Generation sind: wie können wir in den kommenden Jahrzehnten Wirtschaft und Klimaschutz unter einen Hut bringen. Es gibt keine Partei, die das konsequenter verfolgt, als die Grünen.

Haben Sie ein (politisches) Vorbild?
Ja, Harvey Milk.

Der Jungpolitiker ganz persönlich

Welche Anliegen der Grünen liegen Ihnen persönlich besonders am Herzen?
Klimaschutz und soziale Gerechtigkeit.

Definieren Sie sich mit drei Worten selbst, abseits der Politik. Wie tickt Peter Kraus?
Ambitioniert, humorvoll, großes Herz.

Was sind Ihre liebsten Beschäftigungen abseits der Politik?
Mit Freunden um die Häuser ziehen und neue Ecken in der Stadt entdecken.

Was sind ihre Lieblingsplätze in Wien und warum?
Das Grätzel um die Reindorfgasse im 15. Bezirk. Das ist eine junge Gegend, die durch Eigeninitiative und Kreativität der Leute vor Ort richtig aufblüht. Ich wohne wahnsinnig gerne hier.

Kraus im Interview über Lebensqualität in Wien

Wien ist ja laut Mercer-Studie die Stadt mit der höchsten Lebensqualität der Welt – was bedeutet für Sie persönlich Lebensqualität in Wien?
Lebensqualität bedeutet für mich Wohnen, Arbeiten, in der Stadt unterwegs zu sein, ohne sich dabei Sorgen machen zu müssen, dass das Geld in der Monatsmitte ausgeht. Wenn ich im Sommer in die U-Bahn steige, auf die Donauinsel fahre und in die Neue Donau springe, dann ist das Lebensqualität.

Wenn Sie nicht in die Politik gegangen wären, was hätten Sie für alternative Karrierepläne gehabt?
Ich glaube nicht an Karrierepläne. Ich wollte immer das tun, was sich richtig anfühlt. Derzeit ist es die Politik.

Mehr zu Peter Kraus finden Sie auf seiner Website.

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(DHE)

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