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Junger Türke muss wegen Erdogan-Beleidigung ins Gefängnis

Kritik an Erdogan ist in der Türkei unerwünscht
Kritik an Erdogan ist in der Türkei unerwünscht
Die türkische Polizei geht weiter massiv gegen Kritiker von Staatschef Recep Tayyip Erdogan vor: Wie die Online-Ausgabe der Zeitung "Hürriyet" am Freitag meldete, muss ein Student für 14 Monate ins Gefängnis, weil er Erdogan einen "Diktator" genannt hat.


In Istanbul und in Fethiye am Mittelmeer wurden zudem drei Menschen festgenommen, weil sie Erdogan im Kurznachrichtendienst Twitter beleidigt haben sollen.

Der angehende Ingenieur Aykutalp Avsar wurde laut “Hürriyet” am Donnerstagabend im zentralanatolischen Kayseri festgenommen. Avsar hatte während der regierungsfeindlichen Gezi-Unruhen im Jahr 2013 bei einer Protestveranstaltung in Kayseri den damaligen Ministerpräsidenten Erdogan einen “Diktator” genannt, wie der Fernsehsender IMC meldete. Daraufhin wurde der Student verurteilt und am Donnerstag schließlich verhaftet. Avsars Anwalt will gegen die Haftanordnung Beschwerde einlegen.

Wie die offizielle Nachrichtenagentur Anadolu berichtete, wurden am Freitag zudem drei Menschen wegen Beleidigung Erdogans und anderer ranghoher Politiker im Onlinedienst Twitter festgenommen. Unter ihnen seien zwei Frauen. Alle drei seien in ihren Wohnungen festgenommen worden und sollen in den kommenden Tagen vor Gericht erscheinen.

In jüngster Zeit gehen die türkischen Behörden, teilweise auf Antrag von Erdogans Anwälten, verstärkt gegen angebliche Beleidigungen des Staatsoberhauptes vor. Mit rechtlichen Schritten konfrontiert sehen sich Studenten, Journalisten und sogar eine ehemalige Schönheitskönigin. Vergangene Woche wurde zudem im zentralanatolischen Konya ein Strafprozess gegen einen 16-jährigen Schüler eröffnet. Ein 13-jähriger im westtürkischen Ayvalik wurde verhört, ein 17-jähriger in Antalya erhielt eine Bewährungsstrafe.

Erdogan selbst griff in einer Rede am Freitag die Gezi-Protestbewegung erneut mit scharfen Worten an. Die türkische Jugend bestehe weder aus “den Vandalen, die Sie bei Gezi gesehen haben”, noch aus “Provokateuren in Röcken, die die Straßen in Brand setzen”, sagte Erdogan seinen Zuhörern. Damit spielte er auf die Teilnehmer einer Kundgebung in Istanbul an, bei der kürzlich Männer in Röcken auf die Straße gingen, um gegen die in der Türkei weit verbreitete Gewalt gegen Frauen zu demonstrieren.

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