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Jerusalem als politischer Streitpunkt - Austragungsort des ESC 2019 soll im Herbst feststehen

Noch ist unklar, wo der Austragungsort des Eurovision Song Contests 2019 sein wird.
Noch ist unklar, wo der Austragungsort des Eurovision Song Contests 2019 sein wird. ©Pixabay.com (Sujet)
Nach einem Bieterwettbewerb im September soll Gewissheit über den Austragungsort für den Eurovision Song Contest 2019 in Israel herrschen. Die Europäische Rundfunkunion (EBU) bestätigte, dass man sich darauf mit dem zuständigen israelischen Fernsehsender Kan geeinigt habe.

Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hatte nach dem Sieg von Sängerin Netta Barzilai im Mai verkündet, der Wettbewerb werde 2019 in Jerusalem stattfinden – wie schon nach dem letzten Sieg Israels beim ESC 1998. Die EBU hat sich jedoch dafür ausgesprochen, Politik aus dem Wettbewerb herauszuhalten. Jerusalem ist dagegen ein zentraler Streitpunkt im Nahost-Konflikt zwischen Israel und den Palästinensern.

Israel hat 1967 im Sechstagekrieg den Ost-Teil von Jerusalem erobert und beansprucht die ganze Stadt als Hauptstadt. Die Palästinenser fordern Ost-Jerusalem dagegen als Hauptstadt für einen künftigen eigenen Staat Palästina.

64. Song Contest in Israel: Knatsch um Austragungsort

Die Stimmung im Heiligen Land ist aktuell besonders aufgeheizt, seit US-Präsident Donald Trump im Dezember Jerusalem als Israels Hauptstadt anerkannt hat. Im Mai verlegte die Regierung die Botschaft von Tel Aviv nach Jerusalem. An dem Tag töteten israelische Soldaten bei teilweise gewaltsamen Protesten an der Gaza-Grenze 60 Palästinenser.

Nach Medienberichten befürchtet die veranstaltende Europäische Rundfunkunion eine Politisierung des Wettbewerbs in Israel. Dabei fand der Wettbewerb bereits 1999 in Jerusalem statt, ein Jahr nach dem letzten Sieg Israels beim Eurovision Song Contest (ESC).

Doch Israel hat erst vor drei Wochen eine PR-Schlappe erlitten, als ein WM-Testspiel der argentinischen Nationalmannschaft in Jerusalem platzte. Argentinien hatte nach palästinensischen Protesten gegen den Auftritt des Vize-Weltmeisters in der Juden und Muslimen gleichermaßen heiligen Stadt das Spiel abgesagt.

Israelische Oppositionspolitiker machten damals die rechtsorientierte Kulturministerin Miri Regev für die Absage verantwortlich, weil das Spiel auf ihr Drängen hin von der Küstenstadt Haifa nach Jerusalem verlegt worden war.

Die Europäische Rundfunkunion (EBU) bestätigte nun, dass der Austragungsort erst nach einem Bieterwettbewerb bis spätestens September festgelegt werden soll. Nach Medienberichten kommen Jerusalem sowie die Küstenstädte Tel Aviv, Haifa und Eilat infrage.

Darf Israel den ESC 2019 überhaupt ausrichten?

Allerdings soll es nach einem Bericht der “Haaretz” lediglich einen einzigen Veranstaltungsort im Land geben, der die “organisatorischen und politischen Anforderungen” erfüllen würde – das Tel Aviv Convention Center. Eine Vorgabe der EBU ist etwa eine Einrichtung mit Platz für rund 10.000 Zuschauer. Das Kongresszentrum in Jerusalem, wo vor 20 Jahren der ESC stattfand, kann nach eigenen Angaben allerdings auch bis zu 10.000 Gäste unterbringen.

Doch unklar ist auch noch, ob Israel den Wettbewerb 2019 überhaupt ausrichten darf. Der Grund dafür ist ein Streit um den Fernsehsender Kan, wie die “Haaretz” berichtete. Die Regierung will die Nachrichtenabteilung der für die Übertragung zuständigen öffentlich-rechtlichen Fernsehanstalt ausgliedern.

Durch die Ausgliederung könne Kan die Mitgliedschaft in der Europäischen Rundfunkunion (EBU) entzogen werden, berichtete “Haaretz”. Ohne die könne Israel aber nicht den ESC ausrichten. Eine Sprecherin von Kan wollte sich nicht dazu äußern. Die EBU wies lediglich darauf hin, dass Kan eine vorläufige Mitgliedschaft habe. Netanjahus Büro ließ verlauten, “die Regierung werde nach den Vorgaben der Europäischen Rundfunkunion agieren”.

Und dazu droht auch wieder wie vor 20 Jahren schon Ärger mit strengreligiösen Juden. Der stellvertretende Gesundheitsminister Jakov Litzman forderte bereits, durch die Vorbereitungen des Wettbewerbs dürfe der Sabbat nicht verletzt werden. Der jüdische Ruhetag endet erst am Samstagabend – kurz bevor traditionell das ESC-Finale beginnt.

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(APA/Red)

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