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Jedermann-Premierenfeier: Große Erleichterung und Scherben

In Pferdekutschen ist die Schauspieltruppe nach der gelungenen "Jedermann"-Premiere am Sonntag kurz vor Mitternacht zum Gasthof Krimpelstätter gerollt. In der vordersten saß auf dem Kutschbock ein strahlender "Jedermann" Nicholas Ofczarek. Kaum waren er, seine Frau Tamara Metelka und die elfjährige Tochter ausgestiegen, wurde er schon von Dutzenden Journalisten umringt, die sich um die besten Fotopositionen rauften.
Bilder der Fotoprobe
Video zur Jedermannaufführung

“Das ist eine friedliche Veranstaltung”, mahnte “Buhlschaft” Birgit Minichmayr zur Vorsicht. Was Ofczarek empfunden hatte, als er sich vor jubelndem Publikum die Hand aufs Herz legte? “Ich war schon überwältigt, es hat mich doch berührt.”

Dass er “ja” zu dieser Rolle gesagt habe, sei eine richtige Entscheidung gewesen, resümierte Ofczarek im schwarzen Anzug. Seine Leistung müssten andere beurteilen, “aber es war okay. Premieren sind anders als andere Vorstellungen”. Ziemlich ruhig sei er vorher gewesen und im Gegensatz zu Proben nicht aufgeregt.

Etwas später, beim Bieranstechen, zeigte der 39-jährige Burgschauspieler dann doch Nerven. Der erste Schlag traf den Krug, den die weißbeschürzte Minichmayr unter den Bierhahn hielt. “Ich bin ja voll nass. Scherben bringen Glück”, nahm sie ihm den Lapsus nicht übel und sagte beim Ausschenken scherzend: “Ich glaub’, ich wechsle den Beruf.” Mit der Darbietung am Domplatz war sie zufrieden. “Ich bin erleichtert. Weil ich das Gefühl hatte, dass es dem Publikum gefallen hat. Die Arbeit hat sich gelohnt. Ich bin glücklich mit allem.” Das Team um Ofczarek und “Tod” Ben Becker sei eben eine ganz feine Gruppe, betonte die “Buhlschaft”.

“Teufel” Peter Jordan, der bei der Premiere tosenden Applaus erntete, fand ebenfalls lobende Worte: “Es gab keine Fehler und Patzer, es lief wie ein Uhrwerk.” Und Schauspielchef Thomas Oberender meinte anerkennend: Die Schauspielgruppe habe ihre Leistung während der Proben von Etappen zu Etappen gesteigert – bis zum Finale. “Eine große Ensemble-Leistung. Sogar das Wetter spielte mit – das war auch ein großes Glück für die Aufzeichnung. Der Gott, der auf dem Domplatz saß, hat alle Beziehungen spielen lassen.” Ob Ofczarek mit Peter Simonischek mithalten konnte? “Kein Schauspieler muss Simonischek gerecht werden, sondern Hugo von Hofmannsthal. Und das hat Ofczarek geschafft.”

Die Idee, das Stück in die Empfindung einer anderen Generation zu rücken, etwas Eigenes zu entwickeln, “war das Wichtige, und das hat das Stück geschafft”, betonte der Schauspielchef. Minichmayr habe das größte Risiko gewählt: “Sie war eine enorm unabhängige Frau und zeigte eine ideale Geliebte. Diese Verbundenheit mitzuspielen, bis sie der Tod trennt – sie ist eine große Figur.”

Das Fachsimpeln über die Leistung der Darsteller nahm dann doch ein Ende. Gefeiert wurde im Biergarten bis in die frühen Morgenstunden. Die Wirtsleute, die “Bachmann-Buam”, verwöhnten die Tischgesellschaften mit Schweinsbraten und Knödel, für die Riederinger Kinder gab es Schnitzel und für Vegetarier Eierschwammerl mit Semmelknödel. Zur Nachspeise wurde ein Blechkuchen mit Wachauer Marillen serviert. Mitgefeiert haben u.a. Regisseur Christian Stückl, der seine Hauptdarsteller vor der Kamera glücklich umarmt hatte, weiters Festspiel-Intendant Jürgen Flimm, Hannes Rossacher, ORF-Regisseur der zeitversetzten Live-Übertragung sowie Georg Springer, Geschäftsführer der Bundestheater-Holding.

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