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Jüdischer Friedhof - Nationalfonds wartet auf Geld vom Bund

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Um die Sanierung des Jüdischen Friedhofs Währing in Wien in Gang zu bringen, braucht der Nationalfonds für Opfer des Nationalsozialismus zusätzliches Geld vom Bund. Es werden rund 300.000 Euro benötigt

Darauf hat Nationalratspräsidentin Barbara Prammer am Montagabend anlässlich einer Kalenderpräsentation über den geschichtsträchtigen Ort hingewiesen. Rund 300.000 Euro würden benötigt, so eine Sprecherin auf APA-Anfrage.

Prammer will dem Kuratorium des Nationalfonds kommende Woche ein Vorprojekt präsentieren, in dessen Rahmen zunächst die erforderlichen Sanierungsarbeiten festgelegt und eine Kostenschätzung durchgeführt werden sollen. Ausgeschrieben kann es allerdings erst dann werden, wenn die Finanzierung im Kuratoriums-Budget sichergestellt sei, hieß es in ihrem Büro. Prammer appellierte in diesem Zusammenhang an das Bundeskanzleramt und das Finanzministerium, sich der Bedeutung des Projekts bewusst zu sein.

Noch viel mehr wird dann die Gesamtsanierung kosten, nämlich – laut einer Schätzung der Israelitischen Kultusgemeinde (IKG) – rund 14 Mio. Euro. IKG-Generalsekretär Raimund Fastenbauer warnte bei der Präsentation davor, es bei der Sanierung dieses einen Friedhofs zu belassen. Er forderte eine Gesamtlösung für den Erhalt aller 65 jüdischen Friedhöfe in Österreich ein. Wünschenswert wäre eine Stiftungslösung, bei der die Sanierung beim Bund, die laufende Pflege bei den Ländern und Gemeinden liegen würde.

Kurt Scholz, Restitutionsbeauftrager der Stadt Wien, erinnerte gegenüber der APA an den 70. Jahrestag des „Anschlusses“ Österreichs an Nazi-Deutschland im kommenden Jahr. „Man sollte dieses Gedenkjahr nicht mit einer Blamage beginnen“, betonte er. Als Fortschritt hob er hervor, dass sich der Bund nach dem jahrelangen Kompetenzstreit mit den Ländern nun nicht mehr von der Aufgabe der Friedhofssanierung absentiere.

Zuversichtlich zeigte sich die Historikerin Tina Walzer, die sich seit Jahren für den Friedhof engagiert. „Ich glaube, das Ganze steht ziemlich fest“, meinte sie: „Die Prammer’sche Initiative hat im Moment wohl sehr viel Rückendeckung.“ Lob gab es von ihr für das Engagement des Bundesdenkmalamts sowie des Stadtgartenamtes. Wien hat für Rodungsarbeiten am Friedhof 100.000 Euro locker gemacht.

Um die Sanierung des jüdischen Friedhofs Währing (der heute zum Bezirk Döbling gehört, Anm.) wird seit Jahren gerungen. Geschehen ist bisher nur wenig, und die von 1784 bis 1879 genutzte Anlage ist zusehends vom Verfall bedroht. Für die Restaurierung und Erhaltung jüdischer Friedhöfe in Österreich ist gemäß Washingtoner Abkommen von 2001 der Bund zuständig. Der Wiener Gemeinderat forderte diesen im März einstimmig auf, seinen Erhaltungspflichten auch nachzukommen. Prammer versprach daraufhin, den Friedhof in den „Brennpunkt unserer Aufmerksamkeit“ zu stellen.

 

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