Die Sympathie des Publikums gewann die kleine Flamenco-Jazz-Diva mit dunkler, rauchig-heiserer Stimme gleich beim Betreten der Bühne, der musikalische Funke hingegen sprang erst so richtig gegen Ende der Show über.
Umtriebige Sängerin
Vielleicht bot das Haus am Ring im Rahmen des Jazz Fest Wien auch einfach ein etwas zu gesetztes Setting für den afrospanischen Wirbelwind. Da muss man erst einmal warm werden.
Die in Palma de Mallorca geborene 42-Jährige mit Wurzeln in Äquatorialguinea, die vergangenen Herbst auch schon im Wiener Konzerthaus gastierte und heuer bereits durch Asien, Neuseeland und die USA tourte, lebt derzeit mit ihrem 13-jährigen Sohn in Miami. Dort verspürt die mittlerweile zwei Mal für einen Grammy Award nominierte Interpretin mehr Luft zum Atmen als in Spanien, wo ihre Zuwandererfamilie stets um Anerkennung kämpfen musste.
Stimmgewaltige Concha Buika
Buika – mit bürgerlichem Namen heißt sie María Concepción Balboa Buika – spannte, über einen großen Teppich tänzelnd und von einem Pianisten und einem Percussionisten begleitet, den Bogen mit ihrer facettenreichen Stimme während des Konzerts binnen Sekunden von sanft-samtigen bis hin zu vogelartig pfeifenden und energisch-lauten Klängen. Temperamentvoll und leidenschaftlich sang sie dabei von Liebe, Schmerz, Nostalgie und Einsamkeit.
Lebenserfahrungen, die sie allem Anschein nach letztlich zu der starken Persönlichkeit gemacht haben, die nun vor einem steht: Buika fasziniert mit der Leichtigkeit, mit der sie sich zwischen zerbrechlich wirkender Sensibilität und kraftvollem Selbstbewusstsein bewegt. “I’m fucked but I’m happy – life ist to be fucked and to be happy at the same time”, sagte sie schlicht vor dem dunklen Samtvorhang in der ehrwürdigen Staatsoper.
Der Auftritt beim Jazz Fest Wien
Die Nonchalance, mit der die energiegeladene Jazz-Sängerin Zartgefühl und Zorn in sich versöhnt, inspirierte auch schon den spanischen Filmemacher Pedro Almodóvar, der Buika 2011 in dem Melodram “La piel que habito” (“Die Haut, in der ich wohne”) mitwirken ließ.
Die gefühlvollen Kostproben, die Buika in Wien aus ihrem aktuellen Album “La noche más larga” (“Die längste Nacht”) verabreichte, vereinten Soul, Jazz und Funk behände mit Flamenco-Anleihen und kubanischen Rhythmen.
Von wahren Werten
Nach zwei Zugaben und herzlichem Applaus aus den nur licht gefüllten Zuschauerreihen schickte die Stimmakrobatin ihr Publikum im Anschluss an ihre knapp eineinhalbstündige Darbietung heim: “Okay, people, let’s go home, let’s go to our pyjamas.” Die wirklich wahren Werte warteten zuhause, bei der Familie – der Rest sei “bullshit”, gab sie mit auf den Weg.
(apa/red)