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Jazz-Altmeister Tony Bennett lächelte und begeisterte in Wien

Lachen und Schwelgen bei Tony Bennett in Wien.
Lachen und Schwelgen bei Tony Bennett in Wien. ©APA
Zwar erreichte er nie den Ruhm seines Freundes Frank Sinatra - doch er bewies die Ausdauer. Mit 88 Jahren ist Entertainer Tony Bennett der letzte aktive Sänger der glanzvollen Generation des Swing. "Who's got the last laugh now", sang er sinngemäß am Dienstagabend bei seinem Konzert in der Wiener Stadthalle. Und das entzückte Publikum lachte mit.
Der Altmeister auf der Bühne
Album mit Lady Gaga

Dieser Mann lebt für den großen Auftritt: Fünfzehn Minuten lang steht das Tony Bennett Quartet – darunter Count Basies Schlagzeuger Harold Jones mit ebenfalls mehr als 70 Jahren auf dem Buckel – ohne seinen Namensgeber auf der Bühne, stimmt Jazzstandards an, lässt sich im wandernden Scheinwerfer für Soli feiern.

Es ist dann an Sinatra, seinen “favourite singer” anzukündigen. “He’s my man” ertönt vom Band, als Tony Bennett im smarten, marineblauen Anzug mit rotem Anstecktuch zu Standing Ovations die Bühne betritt, die Arme erwartungsvoll, beinahe sakral gen Publikum erweiternd, wie er es noch viele Male an diesem Abend tun wird.

Zeitreise mit Tony Bennett

Nach Duetten mit Protagonisten der zeitgenössischen Popwelt wie Paul McCartney oder Elvis Costello und zuletzt Amy Winehouse oder Lady Gaga gerne der älteste jüngste Pop-Star genannt, steht an diesem Abend die gute, alte Zeit auf dem Programm. “Ich singe nur alte Songs, die sind besser als die Neuen”, sagt der Sänger, der im Laufe seiner Karriere mehr als 50 Millionen Tonträger verkauft hat. Und: “Ich singe jetzt schon seit 50 Jahren… Na gut, ich will ehrlich mit euch sein: Seit 60 Jahren.” Manch ein glückseliges Paar im viele Sitze freilassenden Publikum mutet an, dem großen Bennett schon seit der eigenen Teenagerzeit die Treue zu halten.

Und so wird schon bei den ersten Takten seiner größten Hits wie “For Once In My Life”, “The Shadow Of Your Smile” oder “I Left My Heart In San Francisco” applaudiert. Letzterer hatte ihm 1962 den ersten Grammy eingebracht, 16 mehr sollten folgen. Charlie Chaplins “Smile” muss Bennett ob des euphorischen Applauses kurz abbrechen. Etwas Verruchtes blitzt dann hervor, wenn er seinen allerersten aufgenommenen Song, das wehmütige “The Boulevard of Broken Dreams”, anstimmt. Romantik kommt auf, wenn er Lieder über zeitlose Liebe schmettert: “The Way You Look Tonight” oder das sich nur mit Jazz-Gitarre anbahnende “But Beautiful”.

Viel Energie bei Konzert in Wien

Bennett gibt die Klassiker dabei noch reduzierter als früher, mehr im Sprechgesang denn mit Tempo, der bereits brüchigen Stimme angepasst, die er nur ab und zu erhebt. Unerwartete Energie setzen das verschmitzte “They All Laughed” oder das “Cabaret”-Stück “Maybe this time” frei: Hier streckt er die Faust in die Höhe, siegessicher, strahlend, das Publikum in seiner Hand.

Die 88 Jahre sieht man ihm dann an, wenn die angesetzte Umdrehung zu “Watch What Happens” nicht in einem Schwung funktionieren will, der Showman von einst im zaghaften Tänzeln nur zu erahnen ist und das Whiskeyglas zu “One For My Baby (And One More For The Road)” nur mit Wasser gefüllt ist. Doch Bennett nimmt es mit Humor, widmet “The Good Life” seiner “guten Freundin”, der 60 Jahre jüngeren Lady Gaga, mit der er am Freitag (19. September) das gemeinsame Jazz-Album “Cheek to Cheek” herausbringt. “Ich hoffe, ihr kauft das Album, denn sie braucht das Geld.”

Huldigung an Freund Frank Sinatra

Seinem guten Freund Frank Sinatra huldigt Bennett zum Schluss erneut. Rührend, wie er sein Mikrofon auf dem Klavier ablegt und Sinatras Riesenhit “Fly Me To The Moon” ohne Mikrofon gerade so bis in die letzten Ecken der Halle singt. Mit einem weiteren Luftkuss ins Auditorium und zwei Daumen Hoch verabschiedet sich Tony Bennett nach 70 Minuten, die ihn sichtlich Kraft gekostet aber ihm umso mehr Respekt eingebracht haben.

Das Publikum feiert ihn nicht für diesen Abend – es feiert ihn für 60 glanzvolle Jahre.

(APA)

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