Und der erst 19-Jährige, der gekonnt leichtfüßig Pop, Blues, Country und Rock der alten Schule mischt, ist noch besser geworden. Erfreulich war am Donnertsag, dass Bugg den Gasometer recht gut füllen konnte, obwohl er am Boulevard so gut wie nie vorkommt und handgemachte, trendfreie Musik bietet, die tief im Americana und Britpop wurzelt, die also gar nicht dem Formatgedudel entspricht.
Jake Bugg begeisterte die Wiener
Das flotte “There’s A Beast And We All Feed It”, der Opener des aktuellen Albums “Shangri La” (Universal), machte den Anfang. Unterlegt mit einem altmodischen, nein eher zeitlosen Boom-Chaka-Boom-Rhythmus, führte die dreiköpfige Band (inklusive Bugg) gleich vor Ohren, wie man simpel instrumentierte Stücke mit üppiger Atmosphäre ausstatten kann. Die Vielfalt in der 75-minütigen Darbietung war atemberaubend: vom Rhythm ‘n’ Blues (“Trouble Town”) über hymnischen Pop (“Seen It All”) bis zum stromgeladenen “Ballad Of Mr Jones” mit seinen 60er-Jahre-Gitarren.
Solo brachte Bugg seine Ballade, den “Country Song”, das dylaneske “Pine Trees” und das schlicht herzerwärmende “A Song About Love”. Als seine Fans dazwischen lautstark ihrer Begeisterung freien Lauf ließen, grinste der sonst so gut wie nie lächelnde Künstler zwei Momente lang. Furios ging es ins Finale: “Kingpin”, “Taste It” und “Slumville Sunrise” rockten heftig, “What Doesn’t Kill You” fetzte. Bugg demonstrierte, welch guter Gitarrist er ist.
Wie der Engländer als erste Zugaben das ruhige, intime “Broken” sang, hatte ganz große Klasse. Der laute Gegensatz, das abschließende “Lightning Bolt”, untermauerte die gesteigerte Souveränität Buggs als Performer. Dazwischen interpretierte er Neil Youngs “My My, Hey Hey (Out Of The Blue)”. Die darin enthaltene Textzeile “rock and roll is here to stay” kann man ummünzen: “Shangri La” und der gestrige Abend haben bewiesen, dass die ersten Erfolge keine Zufälle waren. Jake Bugg is here to stay.
(APA)