AA

Islamic Banking löst Shitstorm gegen die Bawag aus

Die Bawag musste sich herbe Kritik gefallen lassen.
Die Bawag musste sich herbe Kritik gefallen lassen. ©APA/Neubauer
Islamic Banking ist in einigen Ländern schon seit längerem üblich. Als die Bawag aber ein Konto nach muslimischen Regeln für Februar ankündigte, brach heftiger Protest los. Viele sahen Muslime bevorteilt. Die Bank stellte in einem Facebook-Posting die Kostenaufteilung klar und plädierte für Toleranz.

Die US-fondsdominierte BAWAG PSK startet als erste österreichische Bank mit Islamic Banking. Anfang Februar läuft ein Pilotprojekt für ein Girokonto in Wien an. Islamic Banking ist eine Finanz- und Anlageform, das sich nach der Scharia, das religiöse Gesetz des Islam, richtet. Zinsen sind ebenso verboten wie Kredite.

Bawag: Mega-Markt Islamic Banking

Als Zielgruppe nennt die BAWAG die fast 600.000 in Österreich lebenden Muslime, vor allem die türkische und bosnische Community. Islamic Banking ist ein weltweit seit Jahren wachsender, mittlerweile milliardenschwerer Markt. In Deutschland gibt es das Modell seit dem Vorjahr, in anderen Ländern gibt es sie seit Jahren.

Euer Bankinstitut gehört verboten ! Auch eure Chefetage hilft bei der Zerstörung unserer sicheren Länder, fleissig mit !

Posted by Susanne Andrea on Freitag, 15. Januar 2016

Shitstorm wegen islamischer Konten

Doch in Österreich sorgte Ankündigung der Bawag für einen Sturm der Entrüstung. Viele sahen Muslime durch das Scharia-konforme Konto bevorteilt. Auch die Befürchtung, das neue Modell würde durch Standardkonten querfinanziert, wurde laut. Auf Facebook machten viele Kunden ihrer Wut Luft: „Euer Bankinstitut gehört verboten! Auch eure Chefetage hilft bei der Zerstörung unserer sicheren Länder fleißig mit!“ oder „…ein vorausschauender Schritt auf die anstehende Islamisierung des Abendlandes“, war da zu lesen. Sogar eine Boykott-Gruppe wurde auf Facebook gegründet.

Bawag reagiert auf Vorwürfe

Die Bawag reagierte am Donnerstagnachmittag via Facebook auf die Vorwürfe und versuchte klarzustellen, dass die Kosten in etwa gleich sind wie bei einem regulären Konto. Hier die wesentlichen Punkte:

  • Das Amana-Konto kostet je nach Variante 4,90, 11,90 oder 34,90 Euro. Die Gesamtkosten sind damit vergleichbar mit jenen herkömmlicher Konten. Der Unterschied: Anstelle von Zinsen, die nach der Scharia eben verboten sind, werden die Kosten mit den Kontoführungsentgelten gedeckt.
  • Eine Querfinanzierung durch herkömmliche Konten findet nicht statt.
  • Jeder Interessent kann ein Amana-Konto abschließen, eine Bevorteilung einer Gruppe findet deswegen nicht statt.

Liebe Community, die Neuigkeit, dass die BAWAG P.S.K. islamkonforme Konten (AMANA) einführt, sorgt für zahlreiche…

Posted by BAWAG PSK on Donnerstag, 14. Januar 2016

“Toleranz in Bezug auf Werte großschreiben”

Auf die Frage nach dem Warum heißt es von der Bawag: „Muslime zählen nach den Katholiken zur zweitgrößten Glaubensgemeinschaft in Österreich. Der Islam ist seit 1912 eine in Österreich staatlich anerkannte Religionsgemeinschaft. Wir leben in einer Gesellschaft, welche die Toleranz in Bezug auf die Werte des Einzelnen groß schreibt – für die BAWAG P.S.K. ist es daher wichtig, mit Respekt den Glaubensüberzeugungen ALLER religiösen Gemeinschaften zu begegnen und auch auf die unterschiedlichen Bedürfnisse von Teilen der Gesellschaft zu reagieren (z.B. Senioren, Behinderte, Glaubensgruppen).“

So funktioniert Islamic Banking

Ein Hauskauf auf Pump ist beim Islamic Banking trotz Zins- und Kreditverbot möglich: Die Bank erwirbt das Haus und verkauft es dem Kunden weiter. Dieser zahlt dann der Bank den höheren Preis in Raten zurück. Nicht erlaubt sind Investitionen in Glücksspiel, Waffen und Pornografie. Die Regeln werden von einem Korangelehrten überwacht.

Das schariakonforme BAWAG-Girokonto zahlt weder Zinsen noch verlangt es welche. “Stattdessen gibt es fixe Entgelte”, sagte Marketingchefin Claudia Lemlihi der “Kleinen Zeitung” (Donnerstag). Dem Zeitungsbericht zufolge wird es drei verschiedene Kontomodelle namens Amana (Vertrauen) geben. Kostenpunkt: ab 4,90 Euro monatlich, Kontokarte und Überziehungsmöglichkeit inklusive.

(SALZBURG24/APA)

  • VIENNA.AT
  • News
  • Islamic Banking löst Shitstorm gegen die Bawag aus
  • Kommentare
    Kommentare
    Grund der Meldung
    • Werbung
    • Verstoß gegen Nutzungsbedingungen
    • Persönliche Daten veröffentlicht
    Noch 1000 Zeichen