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Irre: Toter muss weiterhin zur Arbeit

©Gebrüder Moped
Satirischer Gastkommentar der Gebrüder Moped: Es klingt verführerisch verlockend, keine Frage. Die Republik denkt in sozialpartnerschaftlicher Harmonie über die Einführung von Teilzeitkrankenständen nach. Endlich werden Alternativen geschaffen zur leidigen Frage am Tag nach dem Vollrausch: Krankenstand oder hackeln gehen?

Soll ich Sie krank schreiben?

Jein. Im Grunde ja, aber bei genauerer Betrachtung? Der Russisch-Kurs im Vormittagsprogramm ist Geschichte, das Internet ist auch nicht mehr das, was es einmal war, und der vierte Krankenstand in Serie schon am Beginn des Quartals. Das macht nichts her fürs Auge. Also: Teilzeitkrankenstand, bitte. Einen Sprung in der Bude vorbei schauen, den Spezln auf die Schulter klopfen, nachfragen, wer denn die letzte Runde am Vorabend bezahlt hat, vielleicht noch kollegial das Pausenbier teilen und dann: Tschüssikowski!

Gipsbein, go home!

Nur wegen eines lächerlichen Gipsbeins soll eine gesamte Arbeitskraft ausfallen? Wozu hat uns der liebe Gott mit einem Ersatzbein ausgestattet, mit zwei Armen, Händen, Kopf und Verstand? Eben. Raus aus den Federn und ab in den Betrieb! Das Gipsbein darf gerne zu Hause vor sich hin jucken, soll es sich ausrasten und erholen. Aber der Rest? Getscho, gemma!

Einmal Ganzkörperabschürfung, bitte!

Das heißt natürlich für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer auch: Die lockeren Zeiten sind vorbei, in denen man sich noch herzhaft freuen durfte über die eine oder andere Schramme am Körper. Bisserl Pflaster drauf, trauriger Blick beim Doktor deines Vertrauens und freie Bahn für Richter-Show und Pizza-Service. Nix da! Schramme ist chancenlos. In Zeiten des Teilzeitkrankenstandes muss schon eine ordentliche Verletzung her, die Rundum-Schramme, eine Ganzkörperabschürfung, oder wie es die Fachsprache nennt: ein Fullbodyflash.

Nine to five, dead or alive

Doch Vorsicht ist geboten. Übertreibt man den vorsätzlichen Generalausfall, geht der Schuss gerne nach hinten los. Denn endet die kreative Krankenstandsverursachung tödlich, fällt besagtes Modul Teilzeitkrankenstand als Option gänzlich weg. Denn – und das ist wohl der Haken an der Sache – wer sein Gipsbein zu Hause lassen kann, muss wohl als Toter auch arbeiten gehen. Ein Toter nämlich ist definitiv nicht krank. Nicht einmal teilweise.

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