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Irak: Zwei deutsche Ingenieure entführt

Im Irak sind laut der Polizei zwei deutsche Ingenieure entführt worden. Mindestens sechs bewaffnete Männer in Uniformen der irakischen Armee hätten die beiden Deutschen in der Industriestadt Beji verschleppt.

Knapp zwei Monate nach der Entführung der deutschen Archäologin Susanne Osthoff sind im Irak zwei deutsche Ingenieure entführt worden. Nach Angaben der irakischen Polizei wurden die beiden Deutschen am Dienstag in Beji entführt. Ein dritter Deutscher sei den Kidnappern entkommen, teilte ein Firmensprecher in der nordirakischen Stadt mit. Das deutsche Kanzleramt bestätigte die Geiselnahme, bei den Entführten handle es sich vermutlich um zwei junge Männer aus Leipzig.

Der Sprecher der Chemiefabrik, in der die beiden Männer arbeiteten, berichtete, die Kidnapper hätten den Deutschen, die in einer irakischen Kaserne in Beji übernachtet hätten, am Morgen auf dem Weg zur Arbeit aufgelauert. Die Entführer seien in zwei Fahrzeugen vorgefahren und hätten Uniformen der irakischen Nationalgarde getragen. Sie zwangen die Deutschen nach Aussage des Sprechers, aus ihrem Auto auszusteigen, und fesselten ihnen die Hände. Dann hätten sie die Ingenieure in den Kofferraum ihrer zwei Autos geworfen und seien davongefahren.

Die beiden Ingenieure seien mit einem weiteren deutschen Kollegen und einem Iraker unterwegs gewesen, sagte der Sprecher der arabischen Firma für Reinigungsmittel weiter. Den Iraker und den dritten Deutschen hätten sie verschont, weil sie beide für Araber gehalten hätten.

Die Polizei hatte erst berichtet, die Entführer hätten traditionelle irakische Kleidung getragen. Mit welchem deutschen Unternehmen die Reinigungsmittelfirma zusammenarbeitete, war zunächst unklar.

Der deutsche Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) sagte in Berlin, der Krisenstab im Auswärtigen Amt habe am Vormittag bereits das erste Mal getagt. „Wir sind bemüht, alle erreichbaren Informationen zu bekommen.“ Der Vizepräsident des Bundesnachrichtendienstes (BND), Rüdiger von Fritsch, sagte, die Meldungen über die Entführung würden geprüft. Dabei seien auch BND-Beamte im Einsatz.

Osthoff war am 25. November als erste Deutsche seit dem Sturz des Regimes von Saddam Hussein im Irak entführt worden. Am 18. Dezember wurde sie freigelassen. Berichte, wonach sie gegen Zahlung von Lösegeld freikam, kommentierte die deutsche Regierung nicht. Das Auswärtige Amt rät in seinen Reiseempfehlungen für den Irak allen Deutschen dringend, das Land zu verlassen. „Das Risiko von Entführungen ist sehr hoch“, heißt es in der aktuellen Reisewarnung.

Beji liegt etwa 200 Kilometer nördlich von Bagdad im so genannten sunnitischen Dreieck. Rund um die Ölraffinerie von Beji befinden sich in einem Industriegebiet mehrere Betriebe der chemischen Industrie. In der Stadt hat es seit dem Sturz von Saddam Hussein zahlreiche Anschläge von Aufständischen und Terroristen gegeben. Saboteure hatten zudem mehrmals die Pipeline, die die Ölfelder von Kirkuk mit der Beji-Raffinerie verbindet, beschädigt.

“Entführungsindustrie” in Irak

Angesichts der Entführung von zwei Deutschen im Irak hat der Präsident des deutschen Bundesnachrichtendienstes, Ernst Uhrlau, festgestellt, der arabische Staat stehe derzeit für Chaos und Unsicherheit. „Und er steht für eine Entführungsindustrie, die Verflechtungen zwischen islamistischen, nationalistischen und rein kriminellen Strukturen offenbart“, sagte Uhrlau am Dienstag in Berlin bei der Amtsübernahme von seinem Vorgänger August Hanning.

Hanning sagte, in den letzten Jahren habe sich für Deutsche das Risiko von Geiselnahmen in vielen Teilen der Welt enorm erhöht. Dies sei Ausdruck einer sich rasant ändernden Welt und einer historischen Umbruchsituation, wie man sie bisher nur nach Kriegen oder gewaltsamen Umstürzen kannte. Nach seinem Eindruck werden Terrorismus und religiöser Extremismus noch zunehmen, auch weil das soziale Gefälle sich weltweit vergrößere. Zudem würden immer mehr Staaten nach Massenvernichtungswaffen streben, warnte Hanning.

Im Nordirak sind nach Angaben der örtlichen Polizei zwei deutsche Ingenieure entführt worden. Bewaffnete Männer in zwei Autos hätten die Deutschen am Dienstag verschleppt, die in der Stadt Beiji gearbeitet hätten, sagte Polizeisprecher Laith Hamid. Beiji liegt etwa 250 Kilometer nördlich von Bagdad.

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