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Irak: Selbstmordanschlag auf Schiiten

Bei einem Selbstmordattentat nordöstlich von Bagdad sind 36 Menschen getötet worden. Das gab ein Vertreter der Sicherheitskräfte bekannt. Krankenhausangaben bestätigten die Opferzahl.

Bei einem Selbstmordattentat während einer schiitischen Trauerfeier im Irak sind am Mittwoch 36 Menschen getötet worden. 40 weitere seien bei dem Anschlag in Miqdadiya 100 Kilometer nordöstlich von Bagdad verletzt worden, teilte die Polizei mit. Damit war das Attentat landesweit das schwerste seit der weitgehend friedlich verlaufenen Parlamentswahl vom 15. Dezember. Bei einer Reihe weiterer Anschläge kamen unterdessen im Irak mehr als ein Dutzend Menschen ums Leben.

Nach Polizeiangaben zündete der Attentäter seinen Sprengsatz inmitten von mehr als 100 Trauergästen. Diese seien zunächst mit Granaten und Maschinengewehren angegriffen worden, sagten Vertreter der Sicherheitskräfte. Sie seien daraufhin auf dem Friedhof in Deckung gegangen. Dann habe sich einer der Attentäter, der eine Sprengstoffweste trug, inmitten von ihnen in die Luft gesprengt. Die Trauergäste in Miqdadiya hatten sich der Polizei zufolge zur Beerdigung eines Neffen des Krankenhausdirektors versammelt, der am Dienstag bei einem Anschlag auf seinen Onkel getötet worden war. Der Leiter der Klinik, Ahmed al-Bakka, war Ortsvorsitzender der schiitischen Dawa-Partei von Ministerpräsident Ibrahim al-Jaafari, die zur „Vereinigten Irakischen Allianz“, dem Bündnis der religiösen Schiiten, gehört.

Miqdadiya liegt in der Provinz Diyala, deren Hauptort Baquba (Bakuba) ist. Die Region war in den vergangenen Wochen Schauplatz zunehmender Gewalt. Nach Angaben von Sicherheitskräften waren zuletzt radikale sunnitische Gruppen wie die irakische Al Kaida von Abu Musab al-Zarqawi in der Provinz verstärkt aktiv. Im Irak wurden am Mittwoch auch anderenorts Anschläge verübt. Bei der Explosion einer Autobombe in Bagdad kamen drei Zivilpersonen und ein Polizist ums Leben, wie ein Polizeisprecher erklärte. 13 Menschen wurden verletzt. Ebenfalls in Bagdad erschossen Bewaffnete einen ehemaligen Hauptmann der irakischen Streitkräfte und einen Angestellten des Ölministeriums sowie dessen Sohn.

In der irakischen Hauptstadt waren nach der Entführung der Schwester des Innenministers am Dienstag die Sicherheitsvorkehrungen verstärkt worden. Die Polizei sperrte zwei Brücken über den Tigris, die das Stadtzentrum mit der Grünen Zone verbinden, in der die Regierung untergebracht ist. In der südirakischen Stadt Kerbala sprengte sich ebenfalls ein Selbstmordattentäter in einem Fahrzeug in die Luft. Dort wurden nach Polizeiangaben mindestens drei Menschen verletzt. In Kirkuk kamen bei der Detonation einer am Straßenrand versteckten Bombe drei Menschen ums Leben.

Die drei größten politischen Gruppierungen verhandelten unterdessen über die Bildung einer Koalitionsregierung, wie ein Vertreter der Vereinigten Irakischen Allianz mitteilte. Die Vereinigte Irakische Allianz, das sunnitische Parteienbündnis Irakische Eintracht und die kurdische Koalition diskutierten demnach über einen Kandidaten für das Amt des Ministerpräsidenten. Die Gespräche sollten nach der Bekanntgabe des endgültigen Wahlergebnisses fortgesetzt werden, die für Mitte Jänner erwartet wird.

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