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Irak: Anschlagsserie reißt nicht ab

Serie blutiger Attentate im Irak reißt nicht ab. Der sunnitische Industrieminister Osama al-Najafi hat im Osten von Bagdad unversehrt einen Bombenanschlag auf seine Autokolonne überlebt. Tödliches Jahr 2005

Nach Angaben von Augenzeugen wurde einer seiner Leibwächter verletzt und eines der Fahrzeuge beschädigt. Die Limousine des Ministers sei unbeschädigt geblieben. Bei einem Selbstmordanschlag nördlich der irakischen Hauptstadt kamen am Montag sechs Polizeischüler und der Attentäter ums Leben. Mindestens 13 Menschen wurden verletzt. Nach Augenzeugenberichten sprengte sich ein Mann in die Luft, als der Bus mit den angehenden Polizeibeamten auf der Strecke Bakuba-Sulaimaniya anhielt. In Bakuba, 80 Kilometer nordöstlich der Hauptstadt, wurde ein Polizist von Unbekannten erschossen.

Bewaffnete Männer eröffneten in Bagdad das Feuer auf mehrere Arbeiter und töteten fünf von ihnen, wie Polizeichef Kassim Hussein mitteilte. Ein sieben Tonnen schwerer Lastwagen rammte in der Provinz Al-Anbar im Westen des Landes einen Bus, in dem zivile Mitarbeiter der US-Streitkräfte saßen. Mindestens vier Menschen wurden getötet, weitere 18 verletzt. Die Militärbehörden sprachen von einem Verkehrsunfall, dessen Ursache untersucht werde. In Iskandariya, rund 60 Kilometer südlich der Hauptstadt, erschossen Unbekannte drei Zivilisten; laut Augenzeugen entführten die Angreifer zudem ein Kind aus dem Auto der Opfer.

Der schiitische Ministerpräsident des Landes, Ibrahim al-Jaafari, ist am Montag in Sulaimaniya mit dem Staatspräsidenten, dem Kurdenführer Jalal Talabani, zusammengetroffen. Bei dem Gespräch sollte es um die Bildung der nächsten Regierung gehen. Jaafaris Dawa-Partei gehört zu dem religiösen Schiiten-Bündnis „Vereinigte Irakische Allianz“, das von dem pro-iranischen „Obersten Rat für die Islamische Revolution“ (SCIRI) von Abdulaziz al-Hakim dominiert wird und nach den bisher vorliegenden Teilergebnissen die Parlamentswahlen vom 15. Dezember gewonnen hat. 42 sunnitische und säkulare Parteien wollen die Wahlergebnisse nicht anerkennen.

Erdölminister Ibrahim Bahr al-Uloum hat erwartungsgemäß seinen Rücktritt eingereicht. Er sei weiterhin gegen die von der Regierung verhängten Kraftstoff-Preiserhöhungen, begründete der schiitische Politiker am Montag vor Journalisten seine Entscheidung. Uloum war Ende Dezember gegen seinen Willen beurlaubt worden. Seinen Posten hatte der umstrittene Vizepremier Ahmed Chalabi übernommen. Uloum hatte eine schrittweise Anhebung der Benzinpreise gefordert, um sowohl den Forderungen des Internationalen Währungsfonds nach einem Ende von Subventionen als auch den Bedürfnissen der Bevölkerung nachzukommen.

Tausende Iraker waren in den vergangenen Tagen aus Protest gegen die geplante Preiserhöhung auf die Straße gegangen. Nach Drohungen gegen die Fahrer von Öltransporten musste die Raffinerie von Beji nördlich von Bagdad im Dezember vorübergehend die Produktion einstellen. Die Anlage gehört mit einem Produktionsvolumen von rund 22,5 Millionen Liter Kraftstoff täglich zu den wichtigsten Raffinerien. Die Regierung hatte die staatlich kontrollierten Preise für Benzin und Diesel am 19. Dezember um bis zu 200 Prozent erhöht. Sie hatte den Schritt damit begründet, so den Schmuggel von irakischen Ölprodukten in andere Länder einzudämmen und die Produkte für den Schwarzmarkt im eigenen Land unattraktiv zu machen.

Die US-Armee hat nach Informationen der „New York Times“ auch irakische Geistliche für Propagandazwecke bezahlt. Wie die Zeitung am Montag berichtete, suchte die US-Privatfirma „Lincoln Group“ im Auftrag des Verteidigungsministeriums nach geeigneten Geistlichen im Irak, um sie für die politischen Ziele der US-Regierung einzuspannen. Die Religionsgelehrten sollten dabei helfen, über Botschaften die Sunniten in der Unruheprovinz Al-Anbar davon zu überzeugen, „an den Wahlen teilzunehmen und sich gegen den Aufstand zu wenden“, schreibt das Blatt unter Berufung auf einen ehemaligen Mitarbeiter des Pentagon-Partners. Vier sunnitische Religionsgelehrte seien unter anderen für die Aufgabe gewonnen worden, Berichte für das Militär zu verfassen.

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