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Intimer Indie-Pop von zart bis hart: Conor Oberst live im Wiener Stadtsaal

Das schwedische Duo First Aid Kit bot den perfekten Support für Conor Oberst. (Anm.: Beim Konzert im Stadtsaal herrschte strenges Foto-Verbot)
Das schwedische Duo First Aid Kit bot den perfekten Support für Conor Oberst. (Anm.: Beim Konzert im Stadtsaal herrschte strenges Foto-Verbot) ©Wikimedia Commons Christian Düringer / Chris Croy
Fast solo bescherte Conor Oberst, ehemaliges Indie-Pop-Wunderkind aus Omaha, Nebraska, am Montag einem gut gefüllten Stadtsaal ein Konzert-Erlebnis der speziellen Art. Stimmlich intensiv, zugänglich und hochsympathisch sein Support: das hierzulande noch nahezu unbekannte Duo First Aid Kit, bestehend aus zwei zauberhaften schwedischen Schwestern.

Die intime Atmosphäre kam der sehr persönlichen Performance von Conor Oberst zugute, der seit seinem ersten Wien-Auftritt im Flex im Jahre 2002 sonst ausschließlich in der Arena gastiert und auch diese regelmäßig gut gefüllt hat. Sein ausverkaufter Auftritt im Wiener Stadtsaal, sonst eher Bühne für Kabarett und Kleinkunst, gestaltete sich demgegenüber vollinhaltlich anders.

Conor Oberst: Perfekte Harmonie mit First Aid Kit

Der begnadete Sänger und Songschreiber Oberst präsentierte zahlreiche Highlights seines breit gefächerten Oeuvres, ob von den Anfängen seiner Band Bright Eyes oder seinem zuletzt stärker verfolgten Projekt Conor Oberst And The Mystic Valley Band. Die fantastischen Schwestern von First Aid Kit unterstützten ihn dabei nach Bedarf als Background- und/oder zweite Leadstimme. Oberst gab sich dabei gut gelaunt, trank im Wechsel Tee, Rotwein und Rotes Zwickl, scherzte mit dem Publikum und bewarf es zwischenzeitlich liebevoll mit Obst.

Zunächst kam der Amerikaner allein auf die Bühne im schönen Ambiente und verzückte mit einem intensiven “The Big Picture” Fans der frühen Bright-Eyes-Zeit. Es sollten während des Sets noch weitere Nummern aus dem Album “Lifted” folgen, das dem heute 32-Jährigen und seiner Band, die seinerzeit in erster Linie aus Oberst und zahlreichen losen Gästen bestand, 2002 den Durchbruch bescherte. Mit dabei etwa auf Publikumswunsch: “You Will. You? Will. You? Will. You? Will.” Oberst bewies bei seinem akustischen Karrierestreifzug Stil – sowohl was die Auswahl des Dargebotenen als auch die Darbietung selbst betraf.

Zauberhaftes Konzert im Wiener Stadtsaal

Dass dem früher so introvertierten Künstler mit (ehemals) Hang zu verbotenen Substanzen noch immer Geniestreiche gelingen, machte etwa “Shell Games” vom letzten Bright-Eyes-Werk “The People’s Key” eindrucksvoll deutlich: Zusammen mit einem Multiinstrumentalisten präsentierte Oberst das Stück in einem feinen Arrangement, etwas zurückhaltender als auf Platte, aber nicht weniger dynamisch.

Grandios: “Cape Canaveral”, dem Oberst ein wenig die Leichtigkeit nahm und das er stattdessen mit einer aufjaulenden E-Gitarre noch eindringlicher gestaltete. Betörend: “Make A Plan To Love Me”, zu dem First Aid Kit Harmonien beisteuerten. Die Schwestern sangen auch bei “Lua”, Conors vielleicht bester Hymne über kaputte Beziehungen. Und bevor Oberst zum Finale noch einmal ganz alleine seiner eindringlichen Stimme Raum ließ, gab es mit “Lime Tree” so etwas wie eine Piano-Ballade – auch das funktionierte.

Schwedische Schwestern mit Covers und Eigenem

Oberst verstand es, gleichermaßen Gänsehaut und gute Laune zu erzeugen, Melancholie und Depression konterkarierte er mit Humor, die Setlist war ein perfektes Auf und Ab an Emotionen. Einen guten Österreich-Einstand gaben First Aid Kit, deren aktuelles Album “The Lion‘s Roar” Mike Mogis von Bright Eyes produzierte. Die beiden jungen Schwedinnen verzückten bereits im Vorprogramm mit eigenen Lieder (wunderbar: “Emmylou”) und Coverversionen (bezaubernd: Simon & Garfunkels “America”, gediegen: Bob Dylans “One More Cup Of Coffee”). Es ist kein Zufall, dass neben Oberst auch Jack White auf die unwiderstehliche Mischung aus Folk, Indie und Alternative-Country des Duos abfährt.

Alles in allem entwickelte sich der Abend zu einem stimmigen, runden Ganzen – und bei den begeisterten Gästen, unter denen sich unter anderem der heimische Singer-Songwriter Ernst Molden befand, blieb der Eindruck, etwas ganz Besonderem beigewohnt zu haben.

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