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Integrationsexperte für mehr Lehrer mit Migrationshintergrund

Geht es nach dem Experten, gibt es zu wenige Lehrer mit Migrationshintergrund.
Geht es nach dem Experten, gibt es zu wenige Lehrer mit Migrationshintergrund. ©Bilderbox
Ein Hebel, damit Integration im Bildungssystem gelingen kann, ist eine "Pluralisierung der Lehrerschaft". Das sagte der Integrationsexperte Kenan Dogan Güngör am Dienstag bei einem Pressegespräch im Rahmen der 4. Salzburg Summer School, einer Weiterbildungsveranstaltung für Pädagogen. "Die Klassenzimmer werden heterogener, die Lehrerzimmer homogener", stellte Güngör fest.


Der Soziologe sieht durch die mangelnde Vielfalt in der Lehrerschaft die Gefahr einer Entfremdung zwischen Pädagogen und Schülern. Lehrer, die aus unterschiedlichen Sprach- und Kulturkreisen kommen, könnten nicht nur mit der Diversität in den Klassenzimmern umgehen, sie könnten ihre Kollegen auch unterstützen, die Kinder besser zu verstehen. “Sprache baut Vertrauen auf. Wenn Sie in einem Kollegium Lehrer mit verschiedenem Hintergrund haben, können alle profitieren und voneinander lernen.”

Mehr Maturanten mit Migrationshintergrund für Lehrerausbildung

Mittelfristig müsse es gelingen, mehr Maturanten mit Migrationshintergrund für eine Ausbildung an den Pädagogischen Hochschulen zu gewinnen. “Wenn wir das konsequent verfolgen, könnte unser Land in vier, fünf Jahren in diesem Bereich anders aussehen”, ist der Integrationsexperte überzeugt. Kurzfristig könne man bei der Auswahl der Lehrer auf eine hohe Sozialkompetenz sowie auf Mehrsprachigkeit achten. “Je mehr Sprachen Lehrer sprechen, desto besser”, meinte Güngör.

Eine höhere Autonomie der Schulen, andere Rahmenbedingungen für Förderungen und ein stärkeres Augenmerk auf die Bedeutung von Peergroups sind für Güngör weitere Hebel, an denen angesetzt werden müsste, damit das Bildungssystem mit Vielfalt besser umgehen kann. So sprach er sich dafür aus, Förderungen stärker an sozialen Indikatoren – wie der Bildungsqualifikation der Eltern – festzumachen.

Güngör: Schule produziert Ungleichheit

Derzeit produziere Schule über Hausübungen soziale Ungleichheit, kritisierte der Experte. Bildungsstarke Familien seien in der Lage, ihre Kinder bei den Hausaufgaben zu unterstützen, bildungsschwache Familien nicht. Die Lösung ist für Güngör die Ganztagsschule. “Der Bildungsauftrag muss in der Schule bleiben”, betonte der Soziologe, der mit “think.difference” staatliche und nichtstaatliche Organisationen bei Integrations- und Diversitätsfragen berät.

Den Lehrern gibt Güngör im Umgang mit Vielfalt einen Tipp mit auf den Weg: “Sehen Sie zuerst einmal das Kind und was es an Stärken mitbringt und seien Sie blind für die unterschiedliche Kultur.”

(APA)

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