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Inherent Vice - Natürliche Mängel - Trailer und Kritik zum Film

Der "Dude" Jeff Bridges ist zurück, und Johnny Depp in seinen Hunter-S.-Thompson-Verfilmungen: Diesmal ist es Joaquin Phoenix, der einen dauerbekifften Antihelden spielt, der ein stark besetztes Ensemble dominiert.

Damit hat die Oscar-nominierte Neonoir-Persiflage “Inherent Vice” durchaus das Zeug zum Kultstreifen. In jedem Fall kann man sich als Zuschauer ab Freitag im Kino legal benebeln lassen.

Inherent Vice – Die Geschichte

Erfolgsregisseur Paul Thomas Anderson inszeniert schließlich im 70er-Jahre Outfit ein 30er-Jahre-Genre mit zeitgenössischer Ironie, in dem sich skurrile Charaktere für abstruse Dialoge im Duktus von Quentin Tarantino die Klinke in die Hand geben. “Inherent Vice” ist letztlich die Persiflage auf eines der großen Genre der Filmgeschichte und zugleich ein eigenständiger Film mit Ecken und Kanten. Und wie bei den großen Noir-Klassikern kann auch der willigste Zuschauer der Handlung oftmals nur schwer folgen.

An der kalifornischen Pazifikküste verdingt sich Larry “Doc” Sportello als Privatermittler – ohne besonderen Ehrgeiz und stets mit einem Joint im Mund, dafür mit einer dreisten Naivität ausgestattet. Trotzdem stehen dem backenbärtigen Schnüffler mit einem Male drei Fälle auf einmal ins Haus, als seine Exfreundin Shasta Fay (Katherine Waterston) ihn mit dem Schutz ihres Liebhabers beauftragt, einem jüdischen Immobilienhai, der sich von einer arischen Bruderschaftsgang beschützen lässt. Hinzu kommt ein Afroamerikaner, der einen Nazi finden lassen will, der ihm aus gemeinsamen Knastzeiten Geld schuldet und eine Frau, die Doc auf ihren vermeintlich toten Ehemann (Owen Wilson) ansetzt.

Inherent Vice – Die Kritik

Der Noir-Kundige ahnt: Alle Fälle hängen zusammen. Viel mehr als ahnen wird er das aber auch am Ende von “Inherent Vice” nicht. Schließlich muss sich Doc mit dem brutalen Polizisten (Josh Brolin), einem Neonazi mit Hakenkreuztattoo, einem extremkoksenden Zahnarzt und allerlei weiteren Widrigkeiten herumschlagen. Hier kommt dem schwurbeligen Geschehen zugute, dass der Neo-Noir bis in die kleinen Nebenrollen hinein hochkarätig besetzt ist und sich vor dem Schauspielerkino verneigt, wenn etwa ein abgehalfterter Benicio del Toro als Anwalt ohne große Rechtskenntnis Doc unterstützt und Reese Witherspoon als hochgeschlossene Ermittlerin mit dem verpeilten Schnüffler nicht nur Erkenntnisse, sondern gelegentlich auch das Bett teilt. Trotzdem hat Doc irgendwann 20 Kilogramm Heroin im Kofferraum, die er loswerden muss, und ein mysteriöses Schiff im Fokus, das ein halbes Jahrhundert im Bermudadreieck verschollen sein soll.

Wer das alles auf Anhieb versteht, kann sich eigentlich nicht auf die sedierte Atmosphäre des Films mit seiner musikalischen Dauerbeschallung eingelassen haben. Aber auch wenn man mit dem verlangsamten Rhythmus mitgeht, entwickelt “Inherent Vice – Natürliche Mängel” bisweilen Längen – was nicht zuletzt daran liegt, dass Regisseur Anderson (“There Will Be Blood”) die Romanvorlage von Thomas Pynchon getreu auf zweieinhalb Stunden auswälzt. Der stets präsente lakonische Humor und die weibliche, allwissende Erzählerin helfen jedoch über derlei Durchhänger hinweg. Also alles easy am Ende.

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(APA)

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