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In ihrem Haus - Trailer und Kritik zum Film

Alles beginnt harmlos und gewohnt: Eine Schule, der frustrierter Französischlehrer Germain (Fabrice Luchini), den nicht nur seine uninspirierten Schüler ("Die schlimmste Klasse meines Lebens!"), sondern auch die neuerdings wieder eingeführte Uniformpflicht nerven. Alle Spielzeiten auf einen Blick

Ein realistisches Szenario, das Regisseur Francois Ozon zu Beginn seines neuen Films “In ihrem Haus” zeichnet. Doch das Leben von Germain beginnt aus den Fugen zu geraten, als er die Hausübung seines Schülers Claude (Ernst Umhauer) liest – mit viel Talent und einigem Voyeurismus schildert dieser, wie er sich das Vertrauen eines Klassenkollegen erschleicht, um ihn sein Haus eindringen zu können. Der Film kommt am Freitag (30. November) in die österreichischen Kinos.

“In ihrem Haus” – Die Macht des geschriebenen Wortes als Thriller

“Fortsetzung folgt” steht unter dem Aufsatz – und sowohl Germain als auch seine Ehefrau (Kristin Scott Thomas) lassen sich von dieser Ankündigung in die Vorstellungswelt des Sechzehnjährigen hineinziehen. Ozons realistisches Schulporträt entwickelt sich rasch zum exakt durchkomponierten, voyeuristischen Thriller, der auf mehreren Ebenen nicht nur mit seinen Protagonisten, sondern auch mit dem Zuseher spielt. Vom Talent des jungen Claude beeindruckt, beginnt Germain, seinen sonst ruhigen und unauffälligen Schüler zu fördern und ermutigt ihn, weiterzuschreiben. Vor dem Hintergrund seiner eigenen, gescheiterten Schriftstellerkarriere möchte er nun zumindest Claude helfen.

Und tatsächlich gelingt es Claude, mittels Mathematiknachhilfe immer weiter in das Leben seines Klassenkollegen und das der “normalen”, der “heiligen Familie” einzudringen, er trifft die Mutter, eine “Frau der Mittelklasse”, von der er sich immer mehr angezogen fühlt. Er seziert das Leben der Familie, macht aus Menschen Charaktere – und tatsächlich erfährt man vom Geschehen im Haus nur durch seine Erzählungen, die Ozon als normale Szenen mit Voice-Over montiert. Schnell stellt sich dem Zuseher die Frage, was Wirklichkeit und was Fiktion ist, die Grenzen verschwimmen. Je mehr Zeit Claude in dem Haus verbringt, desto mehr Faszination üben seine Schilderungen auf Germain aus. Dessen eigenes Leben kommt nicht nur plötzlich in den literarischen Versuchen seines Schülers vor, sondern wird auch maßgeblich von der intensiven Schüler-Lehrer-Beziehung beeinflusst, die sich zunehmend auch zum Machtkampf entwickelt.

Spätestens zu diesem Zeitpunkt kann der Zuseher nicht mehr sicher sein, wer wen manipuliert – ist es der Regisseur, der sein Publikum täuscht, oder ist es Claudes Vorstellungskraft, die nicht nur seinen Lehrer, sondern auch den Zuseher in seine Gedankenwelt versetzt? “In ihrem Haus” wird zu einem spannenden Thriller, der vor allem von seinen Hauptdarstellern Fabrice Luchini, Ernst Umhauer und Kristin Scott Thomas lebt.

Francois Ozons geschickte und fesselnde Geschichte basiert lose auf einem Theaterstück von Juan Mayorga. “Ich kann nicht aufhören”, sagt Claude zu seinem Lehrer, als die Dinge längst zu eskalieren drohen – der Sog aus geschriebenem Wort, Einflussnahme und Machtkampf ist zu stark geworden. Ozon gelingt ein in seiner Intensität beeindruckender Film, der zurecht in San Sebastian mit dem Hauptpreis ausgezeichnet wurde.

(APA)

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