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Im Wiener AKH werden seit 25 Jahren Lungentransplantationen durchgeführt

Das Team im Wiener AKH gehört in Sachen Lungentransplantationen zur Weltspitze.
Das Team im Wiener AKH gehört in Sachen Lungentransplantationen zur Weltspitze. ©APA
1989 wurde im Wiener AKH die erste Lungentransplantation des Landes durchgeführt. Geutzutage zählt das Team rund um Walter Klepetko (Klinische Abteilung für Thoraxchirurgie von AKH und MedUni Wien) zur Weltspitze bei solchen Eingriffen.
Operationen werden verschoben
Dialoge aus dem AKH

Klepetko und seine Mitarbeiter haben es geschafft, durch die Zusammenarbeit mit der Slowakei, Ungarn, Kroatien, Slowenien, Griechenland, Zypern, Rumänien und Estland, die selbst in ihren medizinischen Zentren keine Lungentransplantationen durchführen, eine Stellung als Exzellenzzentrum für alle diese Länder zu erwerben. Gleichzeitig bedeutet das einen “Spenderpool” aus und für die Patienten der acht kooperierenden Staaten mit 63 Millionen Einwohnern.

“Die ganze Welt beneidet uns”

“Da wir mehr Lungen bekommen als wir benötigen, ist das eine Win-Win-Situation für alle. Für Patienten in Österreich, für die Betroffenen in den einzelnen Ländern und für den Eurotransplant-Raum. Die ganze Welt beneidet uns darum”, erklärte Thoraxchirurg Klepetko.

Erste Versuche, eine Lunge zu transplantieren, erfolgten bereits in den 1960er-Jahren. Dem US-Chirurgen James Hardy gelang 1964 die erste Transplantation einer Lunge (LuTX). Der Patient überlebte damals nur wenige Tage. Weitere 30 Versuche weltweit führten in den darauffolgenden 20 Jahren zum überwiegendsten Teil zu Misserfolgen. Erst ab 1983 gelang Joel Cooper am Toronto General Hospital in Kanada die erste Serie von einseitigen Lungentransplantationen mit länger anhaltendem Erfolg.

Der erste Patient in Wien

Der erste Wiener Patient überlebte immerhin schon vier Jahre. Klepetko baute schließlich ein eigenes Programm für Lungentransplantationen auf. 1990 verpflanzte er erstmals beidseitig und 1995 Lungenteile (Lappen). Chirurgisch sind diese Eingriffe schwieriger als beispielsweise Herzverpflanzungen, auch die immunologischen Fragen sind diffiziler. Die Lungentransplantation kommt für Patienten infrage, die infolge unheilbarer fortschreitender Lungenerkrankungen (nicht Tumorerkrankungen; Anm.) zunehmend ihre Atemfunktion verlieren.

Lungenerkrankungen sind sehr häufig

Heute sind COPD (chronisch obstruktive Lungenerkrankung) und Emphysem (irreversible Überblähung der Lungenbläschen) mit 35 Prozent die häufigsten Grunderkrankungen, die zu einem solchen Eingriff führen. 20 Prozent der Patienten leiden an einer Lungenfibrose, eine Erkrankung des Lungengewebes, 15 Prozent an Cystischer Fibrose, eine angeborene Stoffwechselerkrankung, etwa acht Prozent an Lungenhochdruck.

120 Lungentransplantationen im Jahr

Rund 120 Lungentransplantationen pro Jahr im Wiener AKH an der Klinischen Abteilung für Thoraxchirurgie der Universitätsklinik für Chirurgie (Gesamtleiter: Michael Gnant) machen Wien gemeinsam mit Toronto (Kanada), Cleveland (US-Bundesstaat Ohio) und der Universitätsklinik von Hannover in Deutschland zu einem der vier größten Zentren für solche Eingriffe. Das wirkt sich im Ländervergleich aus.

“Österreich weist mit 15 Lungentransplantationen pro Million Menschen die höchste Lungentransplantationsrate der Welt auf. (…) Die Möglichkeit in einem Zentrum mit höchster Erfahrung transplantiert zu werden, bedeutet für die Patienten der Partnerländer eine wesentlich bessere Überlebenswahrscheinlichkeit”, stellte das Team um Walter Klepetko aus Anlass des Jubiläums fest.

Überlebensquote liegt bei 70 Prozent

Die Chirurgen mit ihrer Spezial-Expertise im Bereich der Lungentransplantationen haben in den vergangenen 25 Jahren insgesamt 644 Spenderorgane aus den Kooperationsländern “importiert”, aber gleichzeitig 336 auf diesen überlebenswichtigen Eingriff angewiesene Kranke mit solchen Eingriffen eine neue Überlebenschance gegeben. Diese sind bereits sehr hoch. Die Fünf-Jahres-Überlebensquote für Lungentransplantierte liegt derzeit bei 70 Prozent. Das wieder volle Luftholen nach der Operation bewirkt eine enorme Verbesserung der Lebensqualität der Patienten.

Forschung in Wien

Das Wiener AKH mit den Thoraxchirurgie-Spezialisten der MedUni Wien ist nicht nur ein Zentrum für die Durchführung dieser Operationen. Es geht auch immer um Wissenschaft. Vor rund vier Jahren wurde zum Beispiel erstmals eine Ex-vivo-Lungenperfusion angewandt. Damit kann eine Spenderlunge genau beurteilt und quasi “repariert” werden.

Lungen, die früher nicht für eine Transplantation verwendet worden wären, werden an ein Beatmungsgerät angeschlossen und gespült, sie zeigen an diesem System eine beeindruckende Verbesserung der Organfunktion und können dadurch in einem optimalen Zustand transplantiert werden. Darüber hinaus gibt es immer bessere Möglichkeiten des “Bridging”, also der maschinellen Überbrückung der Zeit für Patienten, bis sie ein Spenderorgan erhalten.

Symposium am 6. März

Das Symposium am Freitag (6. März) soll Stand und Zukunft dieser medizinischen Errungenschaft beleuchten. Es gibt einen Rückblick auf die Erfolge, für den sich Wiens Gesundheitsstadträtin Sonja Wehsely (SPÖ), Gesundheitsministerin Sabine Oberhauser (SPÖ), EU-Kommissar Johannes Hahn und MedUni Wien-Rektor Wolfgang Schütz angesagt haben. Derzeit allerdings erscheint die Zukunft der internationalen Spitzenmedizin der MedUni Wien im AKH durch Sparbemühungen und Ärzte-Dienstzeitenregelungen laut Aussagen führender Klinikchefs für die Zukunft hoch gefährdet.

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