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"Ich und Vater": Wolfgang Pennwieser über die Leiden eines werdenden Papas

Es gibt vieles zu bedenken, wenn man Vater wird - weiß Wolfgang Pennwieser
Es gibt vieles zu bedenken, wenn man Vater wird - weiß Wolfgang Pennwieser ©Czernin Verlag / Katharina Fröschl-Roßboth
Bei einer Schwangerschaft dreht sich jeder Gedanke um die Mama in spe und das kommende Kind - doch wie geht es indessen eigentlich dem werdenden Vater? Dieser Frage widmet sich Wolfgang Pennwieser in seinem nachdenklich-unterhaltsamen Roman "Ich und Vater" - unserem Buch-Tipp der Woche.

Pennwieder nimmt den Leser in seinem Buch auf eine kurzweilige, amüsante, verwirrende und bisweilen nachdenkliche Reise durch (fast) 40 Wochen Last-Minute-Familienplanung mitnimmt. Geeignet für (werdende) Eltern beiderlei Geschlechts oder solche, die es werden wollen.

Autor – und Psychiater: Wolfgang Pennwieser

Pennwieser, der im Czernin Verlag bereits 2008 das Fußball-Wehwehchen-Buch “Platzwunde” veröffentlicht hat, ist im Hauptberuf Facharzt für Psychiatrie. Diesem Umstand sind einige wenige Fachausdrücke, aber umso mehr Seitenhiebe auf die Ärzteschaft geschuldet, die sich durch die knapp 200-seitige Lektüre ziehen. Formal gliedert sich der Band in die drei Trimester der Schwangerschaft mit jeweiligen Wochenangaben in den Unterkapiteln. Das Spektrum reicht von anfänglichem Schock (“Ich und Vater. Das passt nicht, gar nicht.”) über aufkeimende Freude (“Na gut, du bist willkommen, auch ohne Einladung.”) bis hin zu Optimismus (“Wir bekommen das schon irgendwie hin, das Ding mit dir.”). Relativ bald überwiegt jedoch die Freude und die Neugier auf das heranwachsende Baby.

Roman ist an das Baby adressiert

Dazwischen liegen gute Ratschläge von Freunden (Gynäkologen, anderen Vätern), die Lektüre zahlreicher Elternzeitschriften und – ja, tatsächlich – eine Paartherapie. Geschrieben wird an das Baby selbst, das im Laufe der Zeit auch einiges über seine künftigen Eltern erfährt, die zwar schon seit vielen Jahren ein Paar sind, jedoch (noch) in getrennten Wohnungen leben und ziemlich unterschiedliche Vorstellungen über das künftige gemeinsame Heim haben. Während Betty – eine erfolgreiche Architektin und Archäologin – lieber auf dem Land oder zumindest am Stadtrand leben möchte, kann es sich der Ich-Erzähler – ein ewiger Student, dem “nur mehr” die Masterarbeit fehlt – nicht vorstellen, anderswo als mitten in der Stadt zu wohnen. Von Landluft kriegt er nämlich Migräne. “Meine größte Sorge war immer, in einem auf Sicherung des eigenen Wohlstands fokussierten Familienidyll zu landen.” Diesem versucht er in Folge – zum Missfallen seiner schwangeren Freundin – zu entkommen.

Eine schwer genervte Mutter und eine Schwangerschaft mit Paartherapie

Die künftige Mutter charakterisiert er so: “Betty ist nicht in den sozialen Medien und liest maximal einmal pro Woche ihre privaten E-Mails. Das ist, damit du die Dimension verstehst, etwa so, als würdest du nicht an der Nabelschnur hängen.” Aber auch der wohlmeinenden Betty gehen so manche Ideologien anderer werdender Mütter gegen den Strich: “Diese alternativ-radikalen Bioschwangeren gehen ihr inzwischen so auf die Nerven, dass sie das Schwangerenyoga, das ihr an und für sich guttat, beendet hat.”

Angefangen haben die beiden schon recht früh in der Schwangerschaft eine Paartherapie, in deren Rahmen Pennwieser (Jahrgang 1975) mutmaßlich ein wenig aus dem Nähkästchen seiner Therapie-Ausbildung plaudert. Und so verfolgt der Leser das Paar auf seiner schrittweisen Annäherung und erfährt darüber hinaus, wie schwierig es ist, das richtige “Zubehör” – vom Kinderwagen über das Familienauto bis zum Babyfon – rechtzeitig zu beschaffen: “Der Preis für Babyabhörgeräte dürfte in etwa vergleichbar mit den Ausgaben der NSA für die Überwachung des deutschen Bundeskanzleramts sein.”

Die Leiden werdender Eltern: “Ich und Vater”

Weitere Themen, die Eltern bekannt sein dürften und die auf jene, die die Familiengründung noch vor sich haben, bestimmt auch noch zukommen: Fehldiagnosen mit anschließender Panik, nächtliche Albträume über Geburtssituationen, sich in alle mögliche und unmögliche Belangen einmischende Großeltern und – auch nicht unwichtig – die Frage, wer von beiden Elternteilen nun nach dem Mutterschutz die Kinderbetreuung übernimmt.

Pennwieser hat einen liebevollen, weitsichtigen und humorvollen Roman vorgelegt, der sicherlich nicht davon abschreckt, ein Kind in die Welt zu setzen, aber auch ein realistisches Bild auf die Zeit der Schwangerschaft wirft. Aus einer Perspektive, die in diverse Ratgebern oft zu kurz kommt oder mit Plattitüden abgehandelt wird. Man darf sich auf eine mögliche Fortsetzung freuen. Das erste Lebensjahr soll ja auch kein Spaziergang sein….

Wolfgang Pennwieser: “Ich und Vater”, Czernin Verlag, 188 Seiten, 19,90 Euro

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(apa/red)

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