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Ich und Kaminski - Trailer und Kritik zum Film

Der erfolgsarme Kunstschriftsteller Sebastian Zöllner ist ein ziemliches Würstchen, strotzt aber vor Selbstbewusstsein. Der alte Malerfürst Manuel Kaminski letztlich auch.

Und damit steht das Hauptdarstellerduett für “Ich und Kaminski” – Wolfgang Beckers Verfilmung der gleichnamigen Satire, mit der Daniel Kehlmann seinen ersten Großerfolg als Schriftsteller feierte. Ab 25. September im Kino.

Ich und Kaminski – Die Geschichte

Sebastian Zöllner (Daniel Brühl) will die Biografie des einstigen Malerstars Manuel Kaminski (Jesper Christensen) schreiben. Dieser wurde einst von den Größen der Kunstszene wie Matisse gefördert und erlangte Berühmtheit, als in einer Pop-Art-Ausstellung eines seiner Gemälde die Bildunterschrift “Painted by a blind man” erhielt. Als blinder Maler einst gefeiert, lebt er nun beinahe vergessen in den Alpen.

Der egozentrische Zöllner macht sich auf, um den hochbetagten Künstler zu befragen, bevor der das Zeitliche segnet – was für den späteren Verkaufserfolg natürlich ein Segen wäre. Zugleich interviewt er auch dessen nicht minder exzentrische Weggefährten. Und es gelingt ihm schließlich, Kaminskis kontrollierende Tochter abzuschütteln und mit dem Greis auf eine Autoreise ans Meer zu gehen, um seine einstige Jugendliebe Therese Lessing (Geraldine Chaplin) zu finden.

Wolfgang Becker arbeitet für “Ich und Kaminski” erstmals seit ihrem großen Erfolg mit “Goodbye Lenin” (2003) wieder mit Daniel Brühl zusammen. Dem gelingt es, den eigentlichen Antihelden Zöllner interessant genug zu halten, dass der Zuschauer bei der Stange bleibt. Dem hält Dänemarks Schauspieldoyen Christensen mit ebenso starker Ignoranz gegen.

Ich und Kaminski – Die Kritik

Neben diesem Kammerduell zweier Egozentriker tobt sich Becker mit der Geschichte aus und führt in “Ich und Kaminski” gefälschte Nachrichtenbeiträge und Fotos ein, die den jungen Kaminski mit praktisch jedem bedeutenden Künstler der 1960er-Jahre zeigen. Auch unterteilt er seinen Film in Kapitel, die mit im wahrsten Sinne des Wortes malerischen Übergängen verbunden sind. Und schließlich bieten augenzwinkernde Cameo-Auftritte eine weitere Ironieebene. So wandelt nicht zuletzt Kehlmann selbst durch eine Vernissage, während Josef Hader als müffeliger Zugbegleiter ebenso einen Kurzauftritt hat wie Karl Markovics gleich im Doppelpack als Komponistenzwillingspaar.

Zugleich verliert sich “Ich und Kaminski” nicht in derlei Formalismen oder Spielereien, sondern ist über weite Strecken eine beißende Satire auf die Neid, die Missgunst und die Oberflächlichkeit des Kunstbetriebs. Im letzten Drittel wandelt sich der Erzählfluss dann zum Roadmovie, weicht die direkte Satire größerer Ruhe. Am Ende zerfällt alles, nichts bleibt geheimnisvoll. Der Mythos ist einer Entzauberung gewichen. Was bleibt ist intelligenter Humor.

(APA)

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