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"Ich bring dich um, du Hure"

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Zuerst vorbeigeschossen, dann Ladehemmung - 27-Jähriger wollte Freundin erschießen - sieben Jahre Haft für Mordversuch aus Eifersucht - jetzt will sie ihn heiraten...

Äußerst glücklichen Umständen verdankt es Bettina S. (28), noch am Leben zu sein. Ihr Ex-Freund wollte ihr am 12. Juli 2003 in einem Lokal in Wien-Hernals in den Kopf schießen, verfehlte jedoch zunächst das Ziel. Nach dem ersten Schuss hatte seine Pistole Ladehemmung. Immer wieder drückte der gebürtige Türke ab, setzte der Frau die Waffe an den Kopf an und schlug mit dem Knauf wütend auf sie ein, weil sich kein Schuss löste. Am Donnerstag wurde er im Wiener Landesgericht wegen versuchten Totschlags rechtskräftig zu sieben Jahren Haft verurteilt.

Dort verblüffte vor allem die Frau, die sich im Mai wegen der krankhaften Eifersucht ihres Partners von diesem getrennt hatte, das Schwurgericht (Vorsitz: Natalia Frohner, Staatsanwalt Josef Redl). Sie will jetzt nämlich mit ihrem Peiniger vor den Traualtar treten.

Der Mann für’s Leben

„Ich hab’ ihn zum Wahnsinn getrieben. Ich hab’ ihn öfters betrogen, er hat nie etwas gesagt“, meinte Bettina S. im Zeugenstand. Dass er sie töten wollte, hat sie ihm längst verziehen: „Wir haben vor, sobald wie möglich zu heiraten. Ich weiß, dass er der Mann für mich ist für’s Leben. Ich werde auf jeden Fall auf ihn warten und zu ihm stehen.“

Der gebürtige Türke war 1991 nach Österreich gekommen. Als Gerüster verdiente er seinen Lebensunterhalt. Als er Bettina S. kennen lernte, war er überzeugt, die „Richtige“ gefunden zu haben. Das offensichtlich wieder vereinte Paar hat auch ein inzwischen drei Jahre altes Kind.

Rasend vor Eifersucht

Damals, als sich seine Freundin von ihm losgesagt hatte, war der 27-Jährige nach eigenen Angaben „rasend vor Eifersucht“. Er terrorisierte sie telefonisch, verfolgte sie, wartete stundenlang im Auto vor Lokalen, in denen sie sich mit fremden Männern amüsierte, oder der Wohnung, in die sie umgezogen war.

„Ich wollte sie zurück gewinnen. Ich liebe sie“, erklärte der Mann dem Gericht. Doch die Angebetete ließ ihn zunächst immer wieder abblitzen, und als er sie mit einem Unbekannten eng umschlungen in der „Likörstube“ in der Kalvarienberggasse sitzen sah, „habe ich durchgedreht“, so der Angeklagte.

“Ich bring dich um, du Hure

Mit den Worten „Was, du betrügst mich? Ich bring dich um, du Hure!“ zog Yildirim S. eine angeblich in einem Park gefundene Pistole aus dem Hosenbund. „Ich wollte wahrscheinlich mich töten und dann sie“, bekamen die Geschworenen eine leicht verwirrende Reihenfolge zu hören.

Als die Frau aus dem Lokal flüchtete und in ein Nachbarhaus lief, verfolgte sie der Mann durchs Stiegenhaus bis in den dritten Stock, wobei er immer wieder abdrückte. Schließlich schlug er heftig mit dem Schießeisen auf Bettina S. ein: „Ich habe einen Zorn gehabt. Ich war angefressen, weil die Pistole nicht funktioniert hat.“

Zumindest über die Frau muss er sich nun nicht mehr ärgern. Sie schreibt ihm glühende Liebesbriefe, besucht ihn angeblich regelmäßig im Gefängnis und musste weinen, als sie sich nach ihrer Einvernahme im Verhandlungssaal von ihm verabschiedete. Das dürfte die Geschworenen beeindruckt haben: Sie ließen einstimmig die auf versuchten Mord lautende Anklage fallen.

Redaktion: Bernhard Degen

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