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Homefront: Ehrliche Käufer fühlen sich verarscht

Da kocht der Volkszorn: Die unheilige Steam/THQ Homefront Allianz.
Da kocht der Volkszorn: Die unheilige Steam/THQ Homefront Allianz. ©Waibel
Wir Zocker sind ja mittlerweile einige Gängelungen gewohnt. Wir murren über immer neue immer extremere Kopierschutzmaßnahmen, die angeblich so böse Raubkopierer treffen sollen, aber nur uns den Gameralltag verderben. Was aber THQ in unheiliger Allianz mit Steam mit dem neuen Shooter des bisher unbekannten Entwicklerteams „Kaos Studios“ namens Homefront abliefert, toppt alles bisher da gewesene.

Es heißt ja nur immer, die armen Publisher müssen sich gegen böse Raubkopierer wehren. Die seien im übrigen auch an den hohen Gamepreisen schuld. Und an den immer rigoroseren Kopierschutzmaßnahmen, über die sich die raubkopierende Community übrigens kaputt lacht. Denn jedes noch so gut kopiergeschützte Game ist meist noch vor Release geknackt, während sich die ehrliche zahlende Käuferschaft über drastische Kopierschutzmaßnahmen ärgert. Mit dem Kopierschutz des neuen Shooters Homefront aus dem Hause THQ allerdings wagt sich ein Publisher erstmals in Dimensionen, die in erster Linie eine unzumutbare Frechheit für den Käufer, in zweiter Linie hochgradig geschäftsschädigend für den Ruf des Publishers und die weiteren Verkäufe sein dürfte.

Wer sich nämlich nach dem Kauf des Titels die Tage zuhause mit der Installation des Games auseinandersetzte, erlebte am Releasetag eine böse Überraschung: Obwohl auf der Game DVD gut und gerne 8 Gigabyte an Daten vorhanden sind – so würde man meinen, es müsste vollständig auf dieser vorhanden sein – beginnt das Game nach installierten 5 Gigabyte von der Game DVD, über den Dienst „Steam“, über den das Spiel auch erst freigeschaltet werden muss, weitere sage und staune 5 Gigabyte an Daten zu laden. Unfassbar aber wahr: Selbst diese spezielle Art der „Installation“ machte zu Veröffentlichung des Spiels noch große Probleme, da die Steam-Server unter der Download-Last der vielen User zusammenbrachen. Stundenlang ging da erst einmal gar nichts. Trotz eines Vollpreis-Titels für 50 Euro konnten viele User das Game erst einmal überhaupt nicht zocken – eine Unzahl weiterer konnte sich stundenlang mit dem Download von 5 Gigabyte an Daten abquälen. Obwohl zu dieser Situation kein offizielles Statement vorliegt und auch auf der Verpackung kein Hinweis auf den Monster-Download vermerkt ist, kann angenommen werden, dass sich hinter dieser Zumutung für ehrliche Käufer nichts anderes als eine DRM-Kopierschutzmaßnahme verbirgt, auf dessen Effizienz der Publisher wohl auch noch stolz ist.

Die Pikanterie an der ganzen Sache: Homefront war schon vor Release von vielen Testplattformen zu Recht wegen seiner kurzen Spieldauer im Singleplayer abgewatscht worden – einige Tester sprachen von 4-5 Stunden für einigermaßen geübte Gamer. Wenn man nun bedenkt, dass bei einer Vielzahl von Usern der Download der restlichen 5 Gigabyte bei einem durchschnittlichen Downloadspeed von gut 200 kb/Sekunde satte 7 Stunden dauert, dann lädt man länger herunter, als das Game in Sachen Spielzeit dauert. Nun könnte man ja sagen, Homefront hätte ja auch einen tollen Multiplayer, und in den Städten können viele mit der 5-10 fachen Geschwindigkeit laden. Dabei wird aber darauf vergessen, dass nicht wenige Gamer möglicherweise nicht in den Städten leben, und unter Umständen gewöhnliche DSL-Zugänge mit Daten-Mengenbeschränkungen haben, auch der Speed von DSL meist eben nur um die 200 kb/sec. liegt. Und dass die Internetprovider dieser User nicht gerade jovial reagieren, wenn deren Kunden jeweils nur 5 Gigabyte zur Vervollständigung eines gekauften Vollpreistitels herunterladen, zusätzlich zum monatlichen, möglicherweise begrenzten Download. Unter all diesen Aspekten betrachtet, grenzt es fast schon an Betrug, was THQ in unheiliger Allianz mit Steam da abliefert.

Fazit:

Verarschung ehrlicher Kunden auf höchstem Niveau – THQ zeigt vor, wie es geht. Neben Ubisoft, das sich im vergangenen Jahr mit neuesten Kopierschutzmaßnahmen einen schlechten Namen machte, reiht sich nunmehr ein Publisher mehr ein in die Reihe jener Firmen, bei denen Gamer demnächst wohl nicht mehr viel kaufen werden. Ich habe jedenfalls meine Homefront Special-Edition, die ich erst Anfang nächster Woche bekommen sollte, storniert. Mich tröstet nur der Umstand, dass Homefront trotz spannender Story mit durchschnittlichen Bewertungen und noch durchwachseneren Userkritiken eher enttäuscht. Und wenn ich auch in der Lage wäre, mich mit dem siebenstündigen Download zur Vervollständigung meines Games auseinander zu setzen, werde ich den Teufel tun. Homefront nehme ICH persönlich nicht einmal geschenkt, und manch weiterer Gamer tut es mir, wie verärgerten Beiträgen in vielen Foren im Internet nachzulesen ist, gleich. Da warte ich doch lieber auf das Original: Im Herbst soll das mehr als vielversprechende Battlefield 3 erscheinen. Übrigens: Die Xbox 360 Version des Titels ist schon gecrackt, schon vor Release war schon eine PC-Kopie von Homefront im Umlauf, mit einem Crack dafür wird demnächst gerechnet. Wieder einmal ein Beispiel für eine unnütze Kopierschutzmaßnahme auf dem Rücken ehrlich zahlender Kunden.

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