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Holocaust-Gedenken in der UNO-City

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1,5 der sechs Millionen Juden, die dem NS-Holocaust zum Opfer fielen, waren Kinder. Daran erinnert eine kleine Ausstellung namens „Kein Kinderspiel“, die Freitag in der Rotunde des Vienna International Centers (VIC) eröffnet wurde.

Anlässlich des Internationalen Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocausts erklärte der Direktor des Jewish Welcome Service, Leon Zelman, dass der Jugend immer die Wurzeln dieses Völkermords vor Augen gehalten werden müssten: „Der Holocaust hat nicht in Auschwitz begonnen!“

„Auschwitz war Mord und Entmenschlichung, der größte Friedhof der Welt ohne Gräber“, sagte Zelman während der Gedenkfeier in der UNO-City. Das KZ Auschwitz sei der Endpunkt einer Entwicklung gewesen, die auch „auf den Straßen hier in Wien“ begonnen habe. „Als der Hass begonnen hat, als man begonnen hat, jüdische Kinder aus den Schulen zu werfen.“ 52 Jahre nach der Befreiung des KZ Auschwitz am 27. Jänner 1945 durch die Sowjet-Armee sei es die Verpflichtung der Überlebenden der Jugend zu zeigen, wie alles seinen Anfang nahm und wie es geendet hat, so Zelman. „Mit geplantem Mord.“

Der Oberrabiner der Israelitischen Kultusgemeinde Paul Chaim Eisenberg betonte vor einem Totengebet, dass das Gedenken auch den nicht-jüdischen Opfern des Holocausts gelte. Der Vorsitzende der Volksgruppenbeirats der Roma, Rudolf Sarközi, erinnerte in Folge an die 500.000 Roma und Sinti, die den Nazi-Terror nicht überlebt haben. Allein von seinen Angehörigen seien 20 im Holocaust umgekommen, so Sarközy: „Das waren 90 Prozent meiner Familie.“

Sarközy warnte auch vor dem „heutigen Rassismus“ und erinnerte an den Umstand, dass in Europa derzeit zehn bis 12 Millionen Roma und Sinti meist „am Rande der Gesellschaft“ leben müssten. Daher fordern Roma-Organisationen einen eigenen UNO-Sonderbeauftragten für ihre Volksgruppe, sagte Sarközy. Vehement trat der Roma-Vertreter auch dafür ein, dass jegliche Leugnung des Holocaust bestraft werden müsse.

Eine Forderung, die auch Oskar Deutsch, der Vize-Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde Wien, äußerte. Jeder Ansatz zur Leugnung berge schon den Keim der Wiederholung in sich. Es müsse aber jedes Aufkeimen von Rassismus und Antisemitismus gleich zu Beginn erstickt werden. „Die Geschichte darf sich nicht wiederholen.“ Nasra Hassan, die Direktorin des United Nations Informations Service (UNIS) wies in diesem Zusammenhang darauf hin, dass UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon in seiner Erklärung zum Holocaust-Gedenktag von einer „beispiellosen und nicht zu leugnenden Tragödie“ spreche.

Die Wanderausstellung „Kein Kinderspiel – Kinder im Holocaust. Kreativität und Spiel“ der israelischen Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem wird bis zum 2. Februar in der VIC-Rotunde gezeigt. Für Wien wurde extra eine deutschsprachige Fassung der Ausstellung angefertigt. Die Exposition beschreibt die Geschichte des Kampfs von Kindern, die während des Holocaust an ihrem Leben festhielten.

Bei den Recherchen zu dieser Ausstellung entdeckte die Kuratorin Yehudit Inbal, dass Spielzeug den Kindern nicht nur zur Freude oder Beruhigung diente, sondern ein Ausdruck des Überlebensinstinkts während der Shoah war. Manche Teddybären und Puppen hätten die Kinder während des ganzen Martyriums begleitet und seien oft zu ihrem einzigen wichtigen Besitz geworden, wenn sie überlebten. Das gelte sogar noch für Erwachsene, über 60 Jahre nach dem Ende des Krieges und der Shoah. Mit ihrem Spielzeug hätten die Kinder und Jugendlichen für sich eine „andere Welt“ geschaffen in der feindseligen Umgebung, in die sie geraten seien.

Obwohl sie zu den verletzlichsten Opfern gehörten, waren diese Kinder in vielerlei Hinsicht auch die stärksten. Im Versuch mit dem Horror, den sie erlebten, umzugehen, kreierten Kinder Spiele, Bilder und Spielzeug, in denen sich ihr Überlebenswille spiegelt. Die Ausstellung zeigt unter anderem ein im Getto Thereseinstadt gebasteltes Monopoly-Spiel, dessen Felder die Namen von Straßen und Hauptgebäuden des Gettos tragen. Zu sehen ist auch die Puppe eines kleinen Mädchens, in der die Familie ihre letzten wertvollen Habseligkeiten versteckte.

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