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Hinrichtung heizt Gewalt im Irak an

Die Hinrichtung des Ex-Diktators Saddam Hussein hat die Gewalt im Irak weiter angeheizt. US-Präsident Bush will die Truppen um bis zu 40.000 Soldaten aufstocken.  

Zwei Bombenanschläge im Bagdader Stadtteil Mansour haben am Donnerstag mindestens 13 Menschen das Leben gekostet, zahlreiche weitere wurden verletzt. In dem überwiegend sunnitischen Viertel explodierten in der Nähe einer Tankstelle zwei geparkte Autos kurz nacheinander; die Tankstelle habe daraufhin Feuer gefangen, mehrere Autos seien verbrannt, teilten die Sicherheitsbehörden mit. Vor der Bekanntgabe der neuen Irak-Strategie von US-Präsident George W. Bush haben verschiedene amerikanische Medien von einer geplanten Aufstockung der US-Truppen in dem Land berichtet. Die Rede ist von 9.000 bis 40.000 zusätzlichen Soldaten.

Bush wolle eine rund 7500 Mann starke Truppe in die Hauptstadt Bagdad und 1.500 Marineinfanteristen in die sunnitische Unruheprovinz Anbar schicken, berichtete der Sender CBS-News am Mittwoch (Ortszeit) unter Berufung auf US-Militärkreise. Weitere 11.000 Soldaten sollten in Kuwait und in den USA in Bereitschaft sein. In der Zeitung „McClatchy“ hieß es, es sei eine Entsendung von 15.000 bis 20.000 Soldaten geplant. Der TV-Nachrichtensender CNN ging sogar von einer Aufstockung um 20.000 bis 40.000 Soldaten aus. Nach Informationen des Senders soll die Ankündigung der Truppenverstärkung Anfang kommender Woche erfolgen. Eine endgültige Entscheidung über die Anzahl der Soldaten sei noch nicht gefallen. Bushs Sprecher Tony Snow hatte am Mittwoch gesagt, der Präsident habe noch keine abschließende Entscheidung gefällt. Die Beratungen dauerten noch ab. Derzeit sind rund 134.000 US-Soldaten im Irak stationiert.

Die irakische Justiz hat im Zusammenhang mit dem heimlich gedrehten Handy-Video von der Hinrichtung Saddam Husseins zwei Verdächtige festgenommen. Zwei Mitarbeiter des Justizministeriums, die bei der Hinrichtung anwesend waren, seien festgenommen worden und würden derzeit verhört, sagte ein Vertrauter von Ministerpräsident Nuri al-Maliki, Sami al-Askari. Die Bilder vom vollständigen Ablauf der Hinrichtung vom vergangenen Samstag tauchten einen Tag später im Internet auf. Unter anderem sind Hochrufe auf den radikalen Schiiten-Prediger Muktada al-Sadr zu hören, dessen Miliz „Mahdi-Armee“ für zahlreiche Verbrechen und Racheakte verantwortlich gemacht wird. Als der Ex-Staatschef bereits am Galgen hängt, bricht Jubel unter den Anwesenden aus. Das Video hatte große Empörung unter den irakischen Sunniten ausgelöst.

Ein Regierungsberater hat inzwischen Vorwürfe gegen die Sicherheitskräfte erhoben. Die Wachmannschaft sei von einem arabischen Fernsehsender oder einem anderen Außenstehenden „infiltriert“ gewesen, sagte Sicherheitsberater Mowaffak al-Rubaie dem US-Sender CNN. Die Aufnahmen von der Hinrichtung hatten international Empörung ausgelöst. Saddam Hussein sei den Irakern unmittelbar vor der Hinrichtungskammer übergeben worden, berichtete US-Generalmajor William Caldwell. Bis zum Schluss habe sich der Ex-Diktator den US-Truppen gegenüber höflich und würdig verhalten.

Die Hinrichtung der beiden Mitangeklagten des Ex-Präsidenten – seines Halbbruders Barzan al-Tikriti und des ehemaligen Präsidenten des Revolutionstribunals, Awad al-Bandar – ist verschoben worden. „Das ist auf Sonntag verschoben“, sagte der schiitische Parlamentsabgeordnete Baha al-Araji, ein Vertrauter von Ministerpräsident Maliki. Ein weiterer Mitarbeiter Malikis, der nicht namentlich genannt werden sollte, führte die Verschiebung auf „internationalen Druck“ zurück. Er wollte sich nicht festlegen, an welchem Tag die Hinrichtungen nun stattfinden könnten. Ursprünglich waren sie für den heutigen Donnerstag angekündigt worden. Saddam war am Samstag hingerichtet worden. Die drei Angeklagten waren am 5. November wegen ihrer Verantwortung für das Massaker an 148 schiitischen Dorfbewohnern von Dujail in den 1980er-Jahren zum Tode verurteilt worden. Ein Berufungsgericht hatte die Urteile am 26. Dezember bestätigt.

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