Die 42-jährige Decker, die als Drehbuchautorin für Kinohits wie Til Schweigers “Keinohrhasen” reüssierte und mit “Traumfrauen” 2016 ihr erfolgreiches Regiedebüt feierte, baut in die von ihr selbst verfasste, eher seicht daher kommende Geschichte durchaus nachdenkenswerte Aspekte ein. Identitätssuche und wahre Werte zum Beispiel. Und ein erstklassiges Darstellerensemble lässt sich spürbar gern mitreißen vom schrägen Geschehen. Macht so aus dieser “High Society” auch eine schrill-amüsante Gesellschaftssatire.
High Society – Die Handlung
Allen voran agiert Katja Riemann (“Fack ju Göthe”) schwer berlinernd als Proletin mit buddhistischen und konsumkritischen Ambitionen. Ihre Carmen Schlonz, eine Supermarktkassiererin, die den Kunden so manches Produkt ausredet, ist die wahre Mutter der Heldin Anabel von Schlacht (Emilia Schüle). Bis dato wähnte sich die 25-Jährige nämlich als Tochter einer schwerreichen, wenngleich dekadenten Unternehmerfamilie. Lebte ein Leben mit Designerklamotten und Luxuspartys, in dem allein ihre Bis-Dato-Mutter Trixi (Iris Berben) nervte. Denn diese Frau mit gelifteten Pobacken und gekauftem Realschulabschluss kreist allein um sich und ihr Image als Charity-Lady. Doch dann stellt sich bei einem handfesten Skandals heraus, dass Anabel als Baby in der Klinik von Prosecco trinkenden Säuglingsschwestern vertauscht worden war.
High Society – Die Kritik
Also machen sich die im Kern gutherzige Anabel und ihr Gegenstück, die aufstiegswillige Aura Schlonz (Caro Cult), auf den Weg in ihre eigentlichen Elternhäuser: Die eine in die modernistische Protzvilla der von Schlachts, die andere in die Plattenbau-WG, in der die Hanf rauchende Mutter Schlonz mit zwei weiteren Kindern von verschiedenen Männern und einem illegalem Untermieter haust. Schon vor der Haustür gerät Anabel in Disput mit dem attraktiven Polizisten Yann (Jannis Niewöhner), der ebenso spitzzüngig drauf ist wie sie. Die turbulenten Szenen und Begegnungen, die folgen, bis die Heldin am Ende weiß, wer sie wirklich ist und wohin sie gehört, sind wahrhaft leichtfüßige Kinokost. In der nicht zuletzt Dialogzeilen wie “Wer Geld hat, hat auch Brüste” – hier geflötet aus dem überschminkten Mund der Trixi von Schlacht – für gute Laune und gelegentlich eine kleine Einsicht sorgen.
(APA)