Friedrichs Figur Michael fliegt zum Begräbnis seines Vaters und nimmt seinen halbwüchsigen Sohn Luis (Jungstar Tristan Göbel) mit, der bei seiner Mutter lebt. Eine mutige Entscheidung, denn so wie Michael ein schlechtes Verhältnis zu seinem Vater hatte, so geht es auch Luis mit Michael. Noch mutiger ist der Entschluss, noch ein paar Ferientage in Norwegen anzuhängen.
Helle Nächte – Die Handlung
Die beiden Männer wissen wenig voneinander, hinzu kommen die pubertäre Phase des Sohnes und sein Zorn, dass sich der Vater bisher so wenig um ihn gekümmert hat. Im Roadmovie durch die Einsamkeit des nördlichen Norwegens kommen sich Vater und Sohn deshalb nur zögerlich, aber am Ende doch näher. Spröde und mit sich selbst noch nicht im Reinen gibt Tristan Göbel den Luis. Dem No-Bock-Teenager steht Friedrich mit seinem markant larmoyanten Wienerisch gegenüber – keine leichte Ausgangslage.
Regisseur Thomas Arslan, der zuletzt mit “Gold” ein deutsches Westerndrama vorgelegt hatte, bezieht auch in seinem neuen Werk die überwältigende Landschaft als Spiegel des Gefühlslebens der Protagonisten mit ein. Dichter Nebel, karge Felsen und der allgegenwärtige Wald Skandinaviens spielen beinahe eine der Hauptrollen. Viel Platz für die Weite der Seele.
Helle Nächte – Die Kritik
Die Kamera lässt sich dabei alle Zeit, die es für die Entwicklung einer Beziehung bedarf. In den langen, wortarmen Autofahrten bleiben die Dialoge meist kurz und von gegenseitigem Unverständnis dominiert. Das Schweigen legt sich wie eine bleierne Decke über das Geschehen und erlaubt gerade dadurch auch einen Blick auf Fragen von Männlichkeit, deren Klischees und die Frage, wie diese von Generation zu Generation weitergegeben wird. Hierin wird “Helle Nächte” dann doch ein starkes Stimmungsbild der Annäherung zweier Menschen.
Er kenne die Situation von seinem eigenen Sohn, hatte der 50-jährige Friedrich bei der Berlinale konstatiert. Zu ihm habe auch er erst spät eine engere Beziehung gefunden. Vielleicht fällt die Interpretation seiner Figur gerade deshalb so stark aus in “Helle Nächte”.
(APA/Red. / Bild: Viennale 2017)