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Hausaufgabe gemacht: Seipel antwortet auf Schmieds Museums-Fragebogen

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Ausführliches zu Gesetzen und Geschichte der Museen - Kein Bedarf bei Neuordnung, nur bei Finanzierung - Morak stellte fast gleichlautende Anfrage an Schmied.

Allgemeine Fragen erhalten allgemeine Antworten – mit einer Fülle von beidem sieht sich Kulturministerin Claudia Schmied in diesen Tagen konfrontiert. Nachdem sie den Direktoren der Bundesmuseen bei der Gesprächsrunde vor vier Wochen einen Fragenkatalog als „Hausaufgabe“ mitgegeben hatte, wurde ihr im Kulturausschuss vergangenen Freitag eine ganz ähnlich klingende Anfrage des ÖVP-Kultursprechers Franz Morak vorgelegt. Und heute, Montag, präsentierte das Kunsthistorische Museum die erste und gleich sehr ausführliche Antwort.

Schmieds Fragenkatalog, der laut Morak „Expertise vermissen“ lasse und „ausschließlich Allgemeinplätze“ enthalte, sei eher von den kulturpolitisch Verantwortlichen zu beantworten, argumentierte der ÖVP-Abgeordnete seine Anfrage, die, an Schmieds eigenen Fragen angelehnt, nach der gesellschaftlichen Relevanz der Kulturpolitik, an ihrer Entwicklung in den nächsten zehn Jahren und nach Kriterien zu ihrer Bewertung fragt. Ob sich Schmied der Beantwortung genauso intensiv widmen wird, wie KHM-Direktor Wilfried Seipel bleibt abzuwarten.

Dieser hat nämlich Fragen wie „Was ist grundsätzlich die gesellschaftliche Relevanz von Museen?“ umfangreich zu beantworten versucht. Seipel bietet in seinem 18-seitigen Statement, das heute Mittag auf der Museums-Homepage veröffentlicht wurde, einen ausführlichen Bericht über die Grundsätze der Museumsaufgaben, die historische Entwicklung der Bestandsordnung und die inhaltliche Ausrichtung des Kunsthistorischen Museums.

Als dringendsten Missstand prangert Seipel die nicht ausreichende finanzielle Grundausstattung der in die Vollrechtsfähigkeit entlassenen Häuser an, Defizite in der inhaltlichen Abdeckung oder in der Aufteilung der Bestände ortet er dagegen kaum. Eine „fast naiv anmutende Flurbereinigung unter dem Motto Gleich zu Gleich“ sei „weder museologisch noch historisch vertretbar“ und auch in vergleichbaren Großstädten nicht üblich. Als mögliche Projekte für eine Neugestaltung der Museumslandschaft bezeichnete er jedoch die Schaffung eines Historischen Nationalmuseums im Arsenal sowie die systematische Ordnung der „bedeutenden medizin-historischen Sammlungen, um die uns die ganze Welt beneidet“ im Narrenturm des alten AKH und dem Josephinum.

Einen Anschluss der Albertina an sein Haus hätte Seipel nur für sinnvoll befunden, als sie sich noch auf die grafische Sammlung konzentrierte, für eine Eingliederung spricht er sich jedoch im Falle der Gemäldegalerie in der Akademie aus und schlägt vor, sie in ihrer geschlossenen Form in den Räumen der Sekundär-Galerie im zweiten Stock des KHM zu präsentieren. Auf die Frage nach „radikalen Alternativen“ zum Status Quo fasst sich Seipel ungewohnt kurz: Die Notwendigkeit solcher Alternativen könne er nicht erkennen.

Handlungsbedarf ortete der Museumsdirektor allerdings im Bundesmuseumsgesetz. Neben Anhebung, Anpassung und Verteilungsänderung der Basisfinanzierung sowie der Verbesserung der Staatshaftung wünscht sich Seipel eine Änderung der Kuratoriumsagenden, um der Parallelität und Umständlichkeit von Entscheidungen zwischen Kuratorium, Kultur- und Finanzministerium ein Ende zu setzen. Statt der hohen Anzahl an Ministeriumsvertretern sollten künftig andere, museumsnähere Personen in die Kuratorien berufen werden.

Das KHM ist das bisher erste Bundesmuseum, das seine „Hausaufgaben“ öffentlich gemacht hat. Im Belvedere will man sich in einer Sitzung heute, Montag, mit den Fragen befassen, die Antworten jedoch nur an das Ministerium übermitteln. In den übrigen Häusern konnte man vorerst dazu keine Auskunft geben.

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