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Hamilton im Frustloch: "Lewis braucht einen Feind"

In Japan legte sich der Brite auch mit den Medien an
In Japan legte sich der Brite auch mit den Medien an
Superstar Lewis Hamilton droht im Saison-Endspurt zum Sorgenfall für Mercedes zu werden. Der 31-Jährige spürt, dass ihm nach zwei WM-Triumphen mit den "Silberpfeilen" diesmal Teamkollege Nico Rosberg auf und davon fährt - und kann nur schlecht damit umgehen.
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Seine Scharmützel mit den Heimat-Medien am Rande des Rennens in Suzuka kosteten ihn Sympathien und offenbar auch Energie. “Lewis braucht einen Feind, manchmal auch mehr als einen”, glaubt Motorsportchef Toto Wolff verstanden zu haben, warum Hamilton in Japan so “angerührt” reagierte als er sich weigerte, Journalisten-Fragen zu beantworten. Der Titelverteidiger kommt mit den Niederlagen gegen Rosberg immer schlechter zurecht. Der stetig wachsende Rückstand in der WM hat Hamilton vor den letzten vier Saisonrennen ins Frustloch stürzen lassen. Der Brite wirkt instabil und reizbar, obwohl er in Japan seinen bereits 100. Podestplatz in der Formel 1 eingefahren hat.

“Er muss jetzt zur Ruhe kommen und sich sammeln”, ergänzte Wolff. Wohl wissend, dass die Titelfeier in der Mercedes-Rennfabrik für Hamilton zur nächsten Seelenprüfung wird. Auf die für Dienstag angesetzte Teamparty nach dem vorzeitigen WM-Triumph bei den Konstrukteuren dürfte der schlecht gelaunte Formel-1-Titelverteidiger ebenso wenig Lust verspüren wie auf das schnelle Wiedersehen mit Rosberg.

Hamilton wie ein bockiges Kind

Einsilbig und ratlos hatte sich Hamilton aus Suzuka verabschiedet. “Es gibt ja nicht viel, was ich an den Dingen ändern kann, die in diesem Jahr passiert sind”, sagte der dreifache Weltmeister. Ausgerechnet in Japan, dem Land der guten Manieren, hinterließ Hamilton bisweilen den Eindruck eines bockigen Kindes. “Alles, was ich tun kann, ist weiterzuarbeiten und auf das Beste zu hoffen”, sagte Hamilton mit wenig Überzeugung in der Stimme.

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Der Kontrast zwischen den beiden Mercedes-Piloten im WM-Jahrgang 2016 war noch nie offensichtlicher als in diesen Tagen. Rosberg lässt sich von keinem Nebengeräusch mehr ablenken und hat die Schwächen der Vorjahre konsequent abgestellt. “Das ist ein fortschreitender Prozess, mich immer weiter zu verbessern und ein neues Niveau zu erreichen”, erklärte Rosberg.

Vier der fünf Rennen nach der Sommerpause gewann der 31-Jährige, holte in dieser Zeit insgesamt 115 der 125 möglichen Punkte. “Nico macht im Moment alles richtig. Und wenn alles normal läuft, wird Lewis den Nico nicht mehr einholen können. Das ist für mich sonnenklar”, sagte Mercedes-Teamaufsichtsratschef Niki Lauda.

Hamilton muss auf Patzer von Rosberg hoffen

Bei einem Rückstand von 33 Punkten muss Hamilton von nun an darauf hoffen, dass Rosberg patzt oder ein technisches Problem hat. Ansonsten würden ihm nicht einmal vier Siege noch zum Titel reichen. Doch Rosberg ist in dieser Saison beinah fehlerlos und blieb zudem weitgehend vom Technik-Pech verschont. Beim nächsten Rennen in den USA kann der WM-Spitzenreiter einen neuen Motor einsetzen, sein alter hat nach dem Sieg in Japan seinen Renndienst getan.

Rosbergs Detailarbeit scheint sich endlich auszuzahlen. Der Deutsche fühlt sich in der längsten Saison der Formel-1-Geschichte körperlich fitter denn je, auch mental zeigt er sich gestählter für die stetigen Nervenproben im Grenzbereich. Dass Hamilton anders als Rosberg weiterhin Probleme mit der komplizierten Kupplung des Mercedes hat und deshalb den Start in Japan verpatzte, dürfte den WM-Führenden in seiner Tüftel-Taktik bestätigen.

Mercedes hat Konstrukteurs-Titel im Sack

Und doch kann Rosberg sich auch nach neun Saisonsiegen noch immer nicht sicher fühlen. “Ein Ausfall und der andere holt 25 Punkte, dann ist die WM wieder offen”, rechnete Teamchef Wolff auf dem gemeinsamen Heimflug dem schwermütigen Hamilton vor und meinte nur halb im Scherz: “Bernie Ecclestone würde das gefallen.”

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Bei Mercedes hat man gut lachen, denn seit dem 17. von 21 Saisonrennen steht fest, dass zum dritten Mal in Serie beide WM-Pokale der Formel 1 an Mercedes gehen. Vier Rennen vor Schluss ist der Konstrukteurstitel im Sack und hinsichtlich Fahrer-WM ist nun auch rechnerisch klar, dass wieder nur ein “Silberpfeil”-Pilot den Titel gewinnen wird. Nur Hamilton kann WM-Spitzenreiter Rosberg noch überholen.

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