Keine Frage, Wien ist die Weltstadt der Erfindungen. Insbesondere in die Kategorie “Haupthaarinnovation” reihen sich wahre Leckerbissen ein, die bisweilen schlampig kopiert und als regionale Originale des Auslands ausgegeben wurden. So handelt es sich etwa beim vermeintlich deutschen Frisuren-Evergreen “Vokuhila” lediglich um den billigen Abklatsch des sportlich eleganten Herrenhaar-Hits des Wiener Frisurenwunders Andy Ogris: Vurn schee, hint bequem.
Nicht minder erfolgreich der jahrzehntelange Quotenschlager “Reindlschnitt” (benannt nach der Straßenbahnstation des ehemaligen Bundespräsidenten Franz Jonas), sowie die Trend-Trojka Prohaska/Schachner/Polster, die die Zeichen der Zeit haargenau erkannt hatte und auf einer Dauerwelle des Erfolgs ritt.
Behaarlich durchgeführte empirische Studien zeigen allerdings, dass das Kopfhaar im Allgemeinen um vieles besser beleumundet ist als der gemeine Bart. Und nein, diese Ergebnisse sind nicht frisiert.
Rotzbremse, Ziegenbock und Orschlochbart
Während sich die Besitzer originell ausgeführter Frisuren über freundliche Kosenamen wie “Schneckerl” (sowohl für gelocktes Haar als auch für Vollglatze) oder ein liebevolles “Oida!” (für egal welchen Hairstyle) freuen dürfen, hat es die Fraktion der Gesichtsbehaarung ungleich schwerer. Es trifft sie der massive Unmut der Gesellschaft. Und wir meinen: zu Recht! “Rotzbremsen” für den Oberlippenbart, “Orschlochbart” für ums Kinn zusammengewachsene Koteletten und “Ziegenbock” (Kinnbart) liegen ohnehin auf der Hand.
Hipster oder Häuslsprenger?
Aber der aktuelle Trend im Stadtbild, die fast liebevoll bedachte “Pelzgosch’n”, schlägt dem Fass den Boden aus. Da gerät wirklich alles ins Wanken: unser Weltbild, unsere Sündenböcke, unsere inbrünstig gelebten Ressentiments. Propagiert wird das pelzige Unding naturgemäß von der internationalen Diktatur der Modemafia. Ja, nicht einmal vor Frauen machen diese skrupellosen Geschäftemacher mehr halt – und das sollte uns gerade dieser Tage nicht Wurst sein.