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Großer Andrang zur "Langen Nacht der Forschung"

Hannes Androsch zieht ein positives Resümee nach der "Langen Nacht der Forschung".
Hannes Androsch zieht ein positives Resümee nach der "Langen Nacht der Forschung". ©apa (Sujet)
Freitagabend herrschte großer Andrang zu Österreichs größtem Event der Wissenschaftsvermittlung: An 2.200 Stationen in allen Bundesländern gaben Forscher anlässlich der "Langen Nacht der Forschung" (LNF) leicht verständlich Einblicke in ihre Arbeit. Das Resümee des mitveranstaltenden Forschungsrat-Chefs Hannes Androsch zur siebenten Ausgabe: "Die LNF geht jetzt auf wie ein Feuerwerk".
Ankündigung
Das Programm der LNF

Bei der LNF – einer Initiative des Wissenschafts- und Infrastrukturministeriums sowie des Rats für Forschung und Technologieentwicklung (RFT) – präsentierten Forscher an insgesamt 250 Standorten in ganz Österreich Forschungsprojekte, Erkenntnisse und Technologien. Bei freiem Eintritt wurden in einigen Landeshauptstädten Shuttle-Services eingerichtet, um die Interessenten in der Kernzeit zwischen 17 und 23 Uhr an die zahlreichen Veranstaltungsorte zu bringen.

LNF: Ein Wissenschafts-Feuerwerk

“Leider ist das Bewusstsein für Forschung und Entwicklung in Österreich im europäischen Vergleich immer noch unterentwickelt”, wie Androsch erklärte. Mit der LNF ziele man daher darauf ab, dieser Wissenschaftsskepsis “Freude und Begeisterung” entgegenzusetzen. Der Forschergeist, den vor allem Kinder im Vorschulalter mitbringen, dürfe mit der Zeit nicht verloren gehen.

Alleine in der Bundeshauptstadt konnten LNF-Besucher aus 418 Stationen an 48 auf das gesamte Stadtgebiet verteilten Ausstellungsorten auswählen – darunter auch der Heldenplatz. Dort wurden auf Initiative des Wissenschaftsministeriums zwei große Zelte mit rund 70 Stationen aufgebaut. Kinder konnten hier mit Archäologen ein Skelett freilegen oder einen Astronautenanzug testen, Interessierte Erbgut einer Erdbeere extrahieren oder Einblick in die Technik von Elektro-Rennautos von “Formula Student”-Teams gewinnen.

Zahlreiche Besucher

Angesichts der bereits am frühen Abend sehr zahlreichen Besucher erklärte Wissenschaftsminister Reinhold Mitterlehner (ÖVP), dass auch die diesjährige LNF “wieder eindrucksvoll beweist, dass Forschung wirkt und ein großes Publikum begeistert. Ich danke allen teilnehmenden Einrichtungen für die Präsentation ihrer exzellenten Arbeiten und vor allem für ihren täglichen Beitrag für den Innovationsstandort Österreich”, so Mitterlehner am Rande eines Rundganges am Heldenplatz.

Bereits ab dem Vormittag konnten sich Interessenten auf Initiative des Infrastrukturministeriums entlang der Ringstraße an Forschungsstationen über die Themen Mobilität, Energie und IKT informieren. Verbunden wurden diese mit einer eigenen Straßenbahn. Am Donaukanal lag etwa das erst kürzlich präsentierte Forschungsboot “Halbe Meile” vor Anker, mit dem Experten die Donau und ihre gefährlichen Untiefen vermessen.

Ob des breiten Angebots bezeichnete Infrastrukturminister Gerald Klug (SPÖ) die LNF als wichtige Chance, um Forschung, die oftmals “hinter verschlossenen Türen stattfindet, vor den Vorhang zu holen”. Auf diese Weise könne man “unseren Nachwuchs für Wissenschaft und Technik begeistern”. Sein Ressort habe in den vergangenen Jahren rund 20 Mio. Euro in entsprechende Programme investiert. Ein Schwerpunkt liege auf Maßnahmen für Mädchen, wie Klug in der “Innovations-Bim” erklärte.

Die lange Nacht der Forschung in Österreich

Auch in Graz prägte die LNF mit 190 Stationen einen Teil des Stadtbildes. An den Standorten bildeten sich Menschentrauben, das Interesse sei bereits am späten Nachmittag sehr groß gewesen, hieß es seitens der steirischen Projektkoordinatoren zur APA. Ein ähnliches Bild zeigte sich in Leoben.

Mit den österreichweit meisten Stationen (558) wartete Oberösterreich auf. In Linz tummelten sich zu Beginn der Veranstaltung vor allem Familien am Campus der Uni Linz. Auch am Fachhochschul-Campus Hagenberg informierten sich zahlreiche Personen über die Projekte. Selbst an den peripheren Standorten wie Schärding laufe die LNF “ausgesprochen gut”, wie das oberösterreichische Organisationsteam auf APA Nachfrage erklärte.

In Innsbruck war man am frühen Abend froh, dass das Wetter entgegen der Prognosen doch noch hielt, entsprechend viel los sei bei den zahlreichen über die Stadt verteilten Stationen – insgesamt 225 in der Tiroler Landeshauptstadt. Uwe Steger von der Universität Innsbruck erwartete, dass der Andrang auch am späteren Abend anhält.

Lange Nacht der Forschung lockte 180.000 Besucher

Mit über 180.000 Interessenten hat die siebente “Lange Nacht der Forschung” am Freitagabend nach Veranstalterangaben einen neuen Besucherrekord (2014: 136.000) erzielt. Rund 500 Aussteller konnten sich über regen Zulauf und Interesse freuen. In allen Bundesländern wurden an rund 2.200 Stationen an 250 Standorten Forschungsprojekte, wissenschaftliche Erkenntnisse und neue Technologien präsentiert.

Im Rahmen der “Langen Nacht der Forschung” präsentierten junge Wissenschafter und Talente auch in zwei Wettbewerben ihre Projekte: Im Technischen Museum Wien fand das Finale des “Falling Walls Lab Austria” statt, im Forschungszelt am Heldenplatz das Österreich-Finale des “Science Slam”.

Wettbewerbe für junge Wissenschafter und Talente: Gewinner

Das “Falling Walls Lab” entschied Nikolaus Pfaffenbichler vom Austrian Institute of Technology (AIT) und der Universität für Bodenkultur mit seiner Präsentationen zu “Breaking the Wall of Plant Improvement” für sich, in der er erklärte, wie man mit Mikroben Pflanzen verbessern kann. 15 Männer und vier Frauen aus sieben verschiedenen Nationen und zehn unterschiedlichen Institutionen mussten bei dem Wettbewerb in je drei Minuten einer siebenköpfigen Jury und dem Publikum ihre innovativen Projekte präsentieren. Pfaffenbichler hat sich damit die Teilnahme am großen Falling Walls Lab Finale am 8. November in Berlin gesichert. Er wird gemeinsam mit Victoria Darrer, Peter Alexander Kopciak und Behzad Shirmardi Shaghasemi, die die Plätze zwei bis vier belegten, bei den diesjährigen Alpbacher Technologiegesprächen nochmals auftreten, das Publikum vergibt dabei einen weiteren Platz für das Berlin-Finale.

In zwei großen Zelten des Wissenschaftsministeriums am Heldenplatz wurden die 70 Stationen von Forschungseinrichtungen von mehr als 12.000 Besuchern gestürmt. Dort fand auch die Preisverleihung für das “Wissenschaftsbuch des Jahres” statt und im “Science Slam”-Finale präsentierten die Champions aus fünf Städten ihre aktuelle Forschung in je sechs Minuten pointiert und allgemeinverständlich. Martyna Grydlik vom Institut für Halbleiter- und Festkörperphysik der Universität Linz beeindruckte dabei mit Bühnenpräsenz und einem Durchbruch in der Halbleiterphysik, der ihr kürzlich gelungen ist. Ein Gummi-Huhn, das ein Elektron darstellen sollte und in einen Vogelkäfig gesperrt wurde, der einen winzigen Quantenpunkt symbolisierte, begeisterte das Publikum so, dass es die 1980 in Warschau geborene Physikerin zum nationalen Slam Champion 2016 kürte, die Österreich beim Europafinale des “Science Slam” in Hamburg vertreten wird.

(apa/Red)

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