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Gewaltsame Auseinandersetzung in Jerusalem

Israelische Bereitschaftspolizei ist am Mittwoch in Jerusalem gegen jugendliche Palästinenser vorgegangen, die jüdische Gläubige mit Steinwürfen vom Tempelberg vertreiben wollten. Der Hügel in der Jerusalemer Altstadt, von den Muslimen als das Edle Heiligtum (Haram al-Sharif) verehrt, gilt in beiden Religionen als heilige Stätte.


Polizisten hatten rund 20 Besucher auf den Platz in der Altstadt begleitet, als Palästinenser aus der Al-Aksa-Moschee kamen und Steine auf die Gruppe warfen. Daraufhin stürmten Bereitschaftspolizisten auf den Platz und trieben die Steinewerfer unter Einsatz von Blendgranaten auseinander. Nach Angaben von Zeugen feuerte die Polizei auch Tränengasgranaten ab.

25 Personen wurden nach einem Bericht der palästinensischen Nachrichtenagentur WAFA wegen Reizung der Atemwege medizinische behandelt. Eine Frau sei von einem Gummigeschoss getroffen und in ein Krankenhaus gebracht worden, berichtete ein Sanitäter.

Vor allem während jüdischer Feiertage kommt es immer wieder zu Auseinandersetzungen auf dem umstrittenen Gelände. Die Palästinenser sind dagegen, dass Juden auf dem Platz beten. Die Juden feiern derzeit das Passah-Fest. Am Montag nahm die israelische Polizei fünf rechtextreme Juden fest, die auf dem Tempelberg in Ostjerusalem aus Anlass des Pessach-Fests ein Lamm opfern wollten.

Auf dem Hügel befindet sich neben der Al-Aksa-Moschee der Felsendom, eine der wichtigsten Heiligtümer des Islam. Von dieser Stelle soll der Prophet Mohammed der Überlieferung nach in den Himmel aufgefahren sein. Die islamischen Heiligtümer sind auf den Ruinen des zweiten jüdischen Tempels erbaut, von dem gemäß der Überlieferung nach der Zerstörung durch die Römer im Jahr 70 nach unserer Zeitrechnung nur noch eine Stützwand erhalten ist – die religiösen Juden heilige Klagemauer.

Um die Nutzung des Tempelbergs gibt es immer wieder heftige Auseinandersetzungen zwischen beiden Religionsgruppen. Viele Muslime befürchten, dass extremistische Juden ihre Ankündigung wahr machten könnten, dort “für die Ankunft des Messias” einen dritten Tempel zu errichten.

Israel hatte Ostjerusalem und den Tempelberg nach dem Sechs-Tage-Krieg 1967 besetzt und später annektiert. Die UNO hat dies nie anerkannt. Im Jahr 2000 hatte der demonstrative Besuch des damaligen israelischen Ministerpräsidenten Ariel Sharon auf dem Tempelberg den zweiten palästinensischen Volksaufstand (“Intifada”) ausgelöst. Die Palästinenser wollen Ostjerusalem zur Hauptstadt ihres eigenen Staates machen.

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