AA

Gerangel vor US-Präsidentenwahl: Sind Clinton oder Bush zu schlagen?

Bush gegen Clinton: Es könnte zum "Kampf der Dynastien" kommen.
Bush gegen Clinton: Es könnte zum "Kampf der Dynastien" kommen. ©AP
Noch ist alles im Fluss, niemand hat offiziell seinen Hut in den Ring geworfen - schließlich sind die US-Präsidentenwahlen erst am 8. November 2016. Doch die ersten Schlachten werden schon geschlagen.

Hillary Clinton, die bisher haushohe Favoritin der Demokraten, muss sich schon Anfeindungen erwehren – wegen der Nutzung eines privaten E-Mail-Kontos für dienstliche Zwecke in ihrer Zeit als Außenministerin. Bei den Republikanern setzen derzeit viele auf Jeb Bush. Clinton gegen Bush, ein “Kampf der Dynastien” – für US-Medien wäre das ein Traum. Doch bei den Republikanern herrscht erhebliches Gerangel. Die Deutsche Presse-Agentur stellt die möglichen Bewerber vor.

DEMOKRATEN:

HILLARY CLINTON (67) führt die Amerikaner seit Monaten an der Nase herum. Offiziell schweigt sie über eine Kandidatur – dabei ist die Wahlmaschine längst angelaufen. Freunde wie Kritiker sagen ihr brennenden Ehrgeiz nach. Bereits 2008 schien das Weiße Haus ja in Reichweite – dann kam ihr dieser junge und weitgehend unbekannte Barack Obama dazwischen. Dabei hat die frischgebackene Großmutter schon fast alles erreicht: Sie war einflussreiche First Lady, Senatorin, Außenministerin. Clintons Vorteile: Sie gilt als “härter” als Obama, hat jede Menge Erfahrung. Nachteile: Mitunter wirkt sie arrogant. Zudem dürfte im Wahlkampf die Lewinsky-Sex-Affäre ihres Ehemannes Bill wieder hochkommen.

JOE BIDEN (72), der brave Vizepräsident, steht dagegen eher abgeschlagen im Schatten. Zwar hat er Jahrzehnte Erfahrung als Langzeitsenator. Aber auch eine Schwäche: Ein loses Mundwerk und den Hang zu Gesten, die missverstanden werden können. Jüngst kam er der Ehefrau des neuen Verteidigungsministers Ashton Carter bei einem öffentlichen Auftritt allzu nahe – in Amerika geht sowas gar nicht.

MARTIN O’MALLEY (52) gilt als ausgesprochener Liberaler. Als Gouverneur von Maryland setzte er allerhand Duftmarken: Abschaffung der Todesstrafe, Legalisierung der Homo-Ehe, Erhöhung des Mindestlohns, strengere Waffengesetze. Eigentlich ein wahrer Traum-Kandidat für die Demokraten. Das beste Standing in der Partei genießt er trotzdem nicht: Kein anderer Demokrat drängt sich derart stark ins nationale Rampenlicht.

ELIZABETH WARREN (65) gilt als Gefahr aus dem Hinterhalt für Clinton in den Vorwahlen. Vor allem die Linken bei den Demokraten würden 2016 viel lieber die Senatorin aus Massachusetts als Kandidatin sehen. Die ehemalige Harvard-Rechtsprofessorin hat sich als Streiterin für die Mittelschicht einen Namen gemacht. Sie half Präsident Barack Obama, die neue US-Verbraucherschutzbehörde aufzubauen, und legte sich dabei furchtlos mit den Finanzbossen der Wall Street an. Doch die zweifache Mutter und dreifache Oma scheut auch nicht die Konfrontation mit Obama über Wirtschaftspolitik. So ist sie etwa gegen die geplanten internationalen Handelsabkommen.

REPUBLIKANER

JEB BUSH (62) gilt derzeit als Mann der Stunde – hat aber ein schweres Erbe zu tragen. Der Ex-Gouverneur von Florida ist der Bruder von Ex-Präsident George W. Bush und der Sohn von George Bush Senior. Er spricht Spanisch und ist mit einer Mexikanerin verheiratet – das dürfte bei Latinos Eindruck machen, die bisher stets den Demokraten zuneigen. Zudem gilt Bush als vergleichsweise moderat, gibt den Erzkonservativen der Tea-Party-Fraktion schon mal kontra, was sich allerdings bei den Vorwahlen auch als schwerer Nachteil entpuppen könnte. Ganz wichtig: Auch beim Spendensammeln scheint er derzeit Glück zu haben. Doch die Kernfrage ist: Hilft ihm sein Name im Wahlkampf – oder schadet er ihm eher?

CHRIS CHRISTIE (52) besticht durch gewaltigen Körperumfang und erhebliches Charisma. Zeitweise wurde der Gouverneur von New Jersey als Geheimfavorit gehandelt. Anhänger loben seine volkstümliche Art, Kritiker werfen ihm dagegen schlicht ein “großes Maul” vor und halten ihn für zu grobschlächtig fürs Weiße Haus. Er gilt ebenfalls als politisch moderat. Doch seit “Bridgegate” ist sein Stern am Sinken: 2013 war ihm vorgeworfen worden, eine Mitarbeiterin habe absichtlich einen Verkehrsinfarkt in einer Kleinstadt herbeigeführt.

MARCO RUBIO (43) kann vor allem seine Herkunft in die Waagschale werfen: Der Senator aus Florida ist der Sohn kubanischer Einwanderer. Er macht sich für eine umfassende Einwanderungsreform stark. Die von Obama betriebene Annäherung zwischen Havanna und Washington lehnt er vehement ab, auch ansonsten ist er außenpolitisch stark konservativ. Nachteil: Er gilt als enger Freund von Jeb Bush, zudem als etwas zu jung und unerfahren.

SCOTT WALKER (47) hat als Gouverneur von Wisconsin Schlagzeilen der besonderen Art gemacht – und Nerven gezeigt. Zuerst schränkte er im Zuge einer rigorosen Sparpolitik Tarifrechte ein. Darauf setzten Kritiker eine im Bundesstaat mögliche Abstimmung (“Recall”) durch, um ihn aus dem Amt zu jagen. Doch Scott überstand die Abstimmung und überlebte als Gouverneur. Ob dies aber die Chancen als Präsidentschaftsbewerber erhöht, ist mehr als fraglich.

RAND PAUL (52) gilt als Querdenker und Außenseiter, dessen strikt libertäre Ansichten zwar reizvoll für manche Tea-Party-Anhänger sind, aber letztlich nicht mehrheitsfähig in der Partei. Das politische Credo des Senators und gelernten Augenarztes: Kleiner Staat, wenig Steuern, gegen militärische Interventionen. Bemerkenswert ist seine Opposition gegen die massive Überwachung durch den Geheimdienst NSA. Sein Vater, der ebenso denkt wie er, wollte schon drei Mal Präsident werden.

RICK PERRY (64), langjähriger Gouverneur von Texas, hat es 2012 schon einmal versucht – und ist kläglich gescheitert. Bei einer TV-Debatte verhedderte er sich ganz fürchterlich, konnte sich partout nicht an das dritte Ministerium erinnern, das er im Fall seines Sieges abschaffen wollte. Jetzt trägt er eine auffallende Brille – Spötter meinen, er wolle nun intellektuell wirken. Weiterer Nachteil des stramm Konservativen: Ihm droht ein Prozess wegen Amtsmissbrauchs als Gouverneur.

TED CRUZ (44) sitzt zwar erst seit 2013 im Senat, hat aber bislang durch bizarre Aktionen Schlagzeilen gemacht – etwa durch über 20 Stunden Dauerreden, wobei er streckenweise aus Kinderbüchern zitierte. Der Texaner ist ein ausgesprochener Tea-Party-Mann. Gegen Abtreibung, gegen Waffengesetze, gegen “Big Government”. Das ist bei der Parteibasis durchaus beliebt – doch bei den Wechselwählern, auf die es ankommt, ein rotes Tuch.

BOBBY JINDAL (43) ist ein Musterbeispiel gelungener Integration – und verkauft sich auch gern so. Seinen Vornamen Piyush tauschte er gegen “Bobby”, eine Figur der TV-Sitcom “The Brady Bunch” (“Drei Mädchen und drei Jungen”). Die Eltern des Gouverneurs von Louisiana wanderten aus Indien ein, er wuchs als Hindu auf, bekennt sich aber zum Katholizismus – und warnt vor angeblich von Muslimen geschaffenen “No-Go-Areas”, die es in Europa bereits gebe.

MIKE HUCKABEE (59) war ebenfalls bereits 2008 im Rennen, gewann sogar die erste Vorwahl in Iowa, musste später aber doch aufgeben. Seitdem tingelt der Baptistenprediger und Ex-Gouverneur von Arkansas durch die TV-Sender, etwa mit einer eigenen Talk-Show beim konservativen Sender Fox News. Zwar gefällt er den religiösen Rechten – doch das ist es dann auch.

RICK SANTORUM (56) war auch 2012 angetreten – und nach ersten hoffnungsvollen Ergebnissen schließlich bald aus dem Rennen ausgestiegen. Die extrem konservativen Ansichten etwa in Sachen Abtreibung und Homosexualität bescherten dem bekennenden christlichen Fundamentalisten mehr Gegner als Anhänger.

BEN CARSON (63) ist zumindest in Medizinerkreisen weltberühmt. Der Neurochirurg gilt als Pionier bei der operativen Trennung Siamesischer Zwillinge. Seinen ersten erfolgreiche Eingriff führte er 1987 an einem deutschen Brüderpaar aus Ulm durch. Der Afro-Amerikaner kommt nach eigener Darstellung aus sehr armen Verhältnissen. Sein Vater führte ein Doppelleben mit einer anderen Frau und verließ seine Mutter, als er acht Jahre alt war. Die Familie lebte lange von Sozialhilfe. Politisch gilt Carson als äußerst konservativ. Er ist ein Anhänger radikalen Tea-Party-Bewegung und lehnt vor allem Obamas Gesundheitspolitik drastisch ab.

DONALD TRUMP (68), der Baulöwe, hat sich zwar erneut ins Gespräch gebracht – doch Freund und Feind schätzen eher den Unterhaltungswert seiner Auftritte. Ernst nimmt das niemand.

(APA)

  • VIENNA.AT
  • Politik
  • Gerangel vor US-Präsidentenwahl: Sind Clinton oder Bush zu schlagen?
  • Kommentare
    Kommentare
    Grund der Meldung
    • Werbung
    • Verstoß gegen Nutzungsbedingungen
    • Persönliche Daten veröffentlicht
    Noch 1000 Zeichen