Geliebte fremde Heimat

Der 26 jährige Brasilianer Romulo Bibiano trat vor einem Jahr eine Anstellung als Au-pair einer Satteinser Familie an. Die VN-Heimat bat den lebenslustigen und sympathischen Südbrasilianer zu einem Interview.

“VN”-Heimat: Romulo, woher genau stammst du, was für eine berufliche Erfahrung bringst du mit?

R. Bibiano: Ich stamme aus Südbrasilien, aus der Stadt Caxias do Sul. Meine Heimatstadt ist neben Sao Paolo die zweitgrößte Industriestadt Brasiliens und hat rund 420.000 Einwohner.
Bevor ich als Au-pair arbeitete, studierte ich Public Relations an einer Privaten Universität, zusätzlich machte ich ein zweimonatiges Praktikum in einem Kindergarten.

“VN”-Heimat: Wie sah dein “Au-pair-Werdegang” aus und was war deine Motivation, nach Vorarlberg zu kommen?

R. Bibiano: Nach meinem “Kindergartenpraktikum” in Brasilien trat ich meine erste Anstellung in der Nähe von Hessen an und betreute zwei Buben. Da ich sehr motiviert war und bin, die deutsche Sprache zu erlernen, war ich im Verlaufe dieses Au-pair-Engagements stets auch auf der Suche nach einer weiteren Stelle. Elke und Andrè Baranowski kontaktierten mich übers Internet, im Jänner 2009 besuchte ich sie und ihre Familie und im März trat ich bereits meine Anstellung als Au-pair von Luise und Charlotte in Satteins an. Somit war es purer Zufall, dass ich im Ländle gelandet bin.

“VN”-Heimat: Schildere uns bitte deinen Arbeitsalltag.

R. Bibiano: Ich bin einzig und allein für die Kinder Charlotte (5) und Luise (9) zuständig, organisierte deren Freizeitprogramme wie Sport oder Musikschule, hole Charlotte vom Kindergarten ab, koche dreimal pro Woche und bin in allen Belangen für die Kinder da. Ab zirka 18.00 Uhr abends habe ich frei.

“VN”-Heimat: Wie integriert fühlst du dich beziehungsweise wie ist deine Integration in Satteins (Vereine, gesellschaftliche Kontakte)?

R. Bibiano: Spannend ist, dass mich manche Personen im ersten Augenblick als Papa von Charlotte und Luise sehen, wenn ich mit den Mädels unterwegs bin. Dann sieht man das Zögern in den Gesichtern und die meisten sprechen mich dann auch an- und da gebe ich gerne bereitwillig Auskunft, in welcher Funktion ich fungiere. Ich habe das Gefühl, dass ich sehr gut akzeptiert und integriert im Dorf bin, persönlich habe ich Kontakt zum Volleyballclub aufgenommen und spiele seit einem knappen Jahr einmal pro Woche diesen Ballsport.

“VN”-Heimat: Wie hat sich dir Vorarlberg als Land präsentiert?

R. Bibiano: Vorarlberg ist ein wunderschönes Land mit einer für mich sehr interessanten Kultur. Spannend ist für mich auch, dass ich eigentlich aus der 3. Welt stamme und hier nun mitten in der 1. Welt lebe. Ich genieße Vorarlberg mit all seinen kulturellen und geografischen Gegebenheiten, vor allem liebe ich die Berge. Ich mache gerne Kurzreisen und jedes Mal, wenn ich wieder zurück im Ländle bin, dann denke ich “ich bin wieder zuhause”, wenn ich die wunderschönen Berge sehe.

“VN”-Heimat: Was nimmst du dir bei deiner Heimreise an Erfahrungen/Erinnerungen mit?

R. Bibiano: Am liebsten würde ich einen Berg mitnehmen, wenn ich könnte….Auch nehme ich gerne meine Erfahrungen mit Charlotte und Luise mit. Es war richtig schön mit “meinen” Mädels. Genauso werde ich mich immer gerne daran erinnern, wie lustig ich es fand, dass ihr am Sonntagmorgen in aller Herrgottsfrühe auf die Berge wandert.

“VN”-Heimat: Würdest du nochmals eine Au-pair Stelle antreten wollen beziehungsweise wie sieht dein weiterer beruflicher Weg aus?

R. Bibiano: Bevor ich in meine Heimat zurückreise, absolviere ich noch einen Deutsch-Intensivkurs. Zuhause in Brasilien angekommen, werde ich mein laufendes Public Relationsstudium beenden. Eine weitere Au-pair Stelle werde ich derzeit nicht antreten, ich möchte gerne mein Studium beenden.

“VN”-Heimat: Herzlichen Dank für das Interview und für deine weitere Zukunft alles Gute.

FACTBOX

Name: Romulo Bibiano
Geburtstag: 20.12.1983
Wohnort: Caxias do Sul
Hobbies: Volleyball spielen, Fahrrad fahren, Malen, Laufen, Reisen
Lieblingsspeise: Knödelsuppe, Kässpätzle, Leberkäse..
Zuletzt gelesenes Buch: Das Tagebuch der Anne Frank, “Geschichten der Gebrüder Grimm”