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"Gauchos" gegen Deutschland auf Revanche für 2006 fixiert

Im Vorfeld hat es einen "Krieg der Worte" gegeben, ist mit Psycho-Tricks gearbeitet worden. Am Samstag ab 16.00 Uhr ist es mit diesen taktischen Spielchen vorbei. Statt Ballyhoo heißt es dann Farbe bekennen, Taten folgen lassen. An diesem 3. Juli prallen im Green-Point-Stadion von Kapstadt mit Argentinien und Deutschland zwei Giganten des Fußballs aufeinander.
Ticker, Samstag ab 16 Uhr
Der Sieger darf vom dritten bzw. vierten WM-Titel weiter träumen, trifft im Semifinale am Mittwoch (20.30 Uhr) in Durban auf Paraguay oder Europameister Spanien.

Die Argentinier und die Deutschen, die einander 1986 (3:2) und 1990 (0:1) u.a. auch schon im Finale gegenüber standen, kreuzen zum sechsten Mal in einem WM-Turnier die Klingen. Zuletzt vor vier Jahren ebenfalls im Viertelfinale in Berlin, wo die Gastgeber nach 120 Minuten (1:1) im Elferschießen triumphierten. Dank eines Zettels, auf dem die bevorzugten Ecken der “Gaucho”-Schützen notiert waren und der Jens Lehmann half. Der damalige DFB-Torhüter avancierte zum Helden des Krimis, indem er zwei Penaltys hielt.

Sein “Nachfolger” Manuel Neuer hat diese Taten am 30. Juni beim Public Viewing mit Freunden in Gelsenkirchen genau verfolgt, aber sich nicht wirklich vorstellen können, vier Jahre danach selbst im Mittelpunkt zu stehen. “Das ist das bisher größte Spiel meiner Karriere”, sagte der 24-Jährige vom FC Schalke 04 mit funkelnden Augen, um im nächsten Augenblick wieder ernst zu werden. “Klar ist eine gehörige Anspannung dabei, ich muss der Mannschaft vor allem Ruhe geben.”

Er mache sich sonst keine großen Gedanken vor dem großen Gegner. “Wir sind eben auch noch ein bisschen unbekümmert”, meinte Neuer über eine neue Tugend der Deutschen. Gegen Superstars wie die Argentinier werde es nicht leicht, aber man dürfe keine Schwäche zeigen. “Man sollte vielleicht sogar ein bisschen arrogant auftreten. Gerade dann, wenn es zum Elferschießen kommen sollte.” Lehmann über Neuer: “Ihn zur Nummer eins zu machen, war die richtige Entscheidung.”

Die Stimmung im Lager der Deutschen, die bereits am Donnerstag von Pretoria nach Kapstadt geflogen sind, ist gut. “Wir sehen dem Spiel mit viel Vorfreude entgegen”, sagte DFB-Teamchef Joachim Löw. Wie gut die Atmosphäre ist, das vermittelte Philipp Lahm einige Tage nach dem 4:1 gegen England. “Es ist schon lange her, dass wir einen großen Gegner geschlagen haben”, meinte der Kapitän. Für ihn sind nämlich der mögliche Finalgegner Brasilien sowie Spanien und Argentinien die heißesten Titelanwärter in Südafrika und daher “größere Gegner als die Engländer”.

“Wir wissen, dass sie Weltklassespieler haben. Aber wir brauchen keine Angst zu haben. Wir wissen, was wir können. Wir haben auf jeden Fall das Potenzial dafür”, dachte Mesut Özil laut über die Möglichkeiten nach. “Die Argentinier verstehen es, den Gegner in Sicherheit zu wiegen und dann zuzuschlagen. Andererseits sind sie selbstverständlich auch verwundbar”, so Löw, der seine Truppe auf “eine Reihe guter Offensivspieler” einstellte.

Gegen die Besten gehe es aber nicht alleine, merkte der im defensiven Mittelfeld überragend agierende Sebastian Schweinsteiger an. “Wir versuchen, Messi im Kollektiv zu stoppen. Er hat noch kein Tor gemacht, das soll so bleiben!” Seit dem Doppelschlag gegen Mexiko (3:1) pirscht sich Carlos Tevez, der den Spitznamen “Apache” trägt, auf dem Torpfad heran. Der kleine Stürmer, der aus der Armensiedlung, dem “Fuerte Apache” stammt, ist einer von nur noch vier Spielern aus der Startelf vom Viertelfinale 2006. Wie Maxi Rodriguez, Gabriel Heinze und Javier Mascherano will er nun die große Revanche für die bittere Enttäuschung vor vier Jahren.

“Wir sind in besserer Form als damals, praktizieren einen besseren, offensiveren Fußball“, sagte der ManCity-Legionär, der viel “Hunger auf Ruhm” hat. Er verriet, dass er jeden Tag ins Bett gehe und träume, einmal Weltmeister zu werden. “Ich möchte mir die Trophäe von niemandem wegschnappen lassen.” Große Zuversicht strahlt auch Sergio Romero aus. “Wenn wir so auftreten wie zuletzt, sehe ich gute Aufstiegschancen. Ich verspreche unseren Fans, dass wir etwas erreichen wollen, was Argentinien seit langem nicht mehr geschafft hat”, posaunte der Torhüter von AZ Alkmaar.

Diego Maradona stimmte in den zuversichtlichen Tenor seiner Schäfchen mit ein. “Meine Burschen denken nur an das Spiel und die Möglichkeit, Revanche für 2006 zu nehmen. Wir werden die Deutschen attackieren, gewinnen”, erklärte der Teamchef. Seine Spieler hätten mehr fußballerische Qualität. “Das Wichtigste wird sein, mehr Ballbesitz zu haben”. Der einstige Superstar dürfte sein 4-3-3- nicht auf ein 4-4-2-System umstellen. “Es wäre eine Sünde, das umzustellen”, wies er diesbezügliche Spekulation zurück.

“Die beste Elf, unser Gala-Team, wird spielen”, verkündete Maradona. Möglich ist, dass er gegenüber der Mexiko-Partie statt Maxi Rodriguez und Angel Di Maria im Mittelfeld wieder Gutierrez und Veron zum Zug kommen lässt. Löw steht nur Cacau (Bauchmuskelzerrung) nicht zur Verfügung. Özil und Podolski, die über Muskelprobleme klagten, ließen das Training nur vorsichtshalber aus. Der frühere Innsbruck- und Austria-Trainer dürfte somit dieselbe Mannschaft stellen, die England 4:1 eliminiert hat.

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