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Frühe Sowjetunion im Filmmuseum

&copy Direktor Alexander Horvath/APA
&copy Direktor Alexander Horvath/APA
Mit einem großen Programmschwerpunkt widmet sich das Österreichische Filmmuseum im Mai und Juni den „Kino-Revolutionären“ der frühen Sowjetunion.

Am 1. Mai startet, begleitet von Vorträgen und Diskussionen mit internationalen Gästen, die bisher umfassendste Dziga Vertov-Schau außerhalb Russlands, ab 1. Juni wird das Gesamtwerk von Sergej Eisenstein gezeigt. Rund um diese beiden Marksteine werden weitere 50 Hauptwerke der russischen Avantgarde positioniert. Zum Auftakt am 1. Mai präsentiert das Filmmuseum eine Publikation über seine einzigartige Vertov-Sammlung.

Der Dokumentarfilmer Dziga Vertov (1896-1954) wird heute als einer der großen „Erfinder“ des Kinos gesehen: Film war für ihn die moderne Kunst schlechthin, eine eigenständige Kunst aus Rhythmus und Bewegung – der Künstlername Dziga Vertov bedeutet „drehender Kreisel“ -, die zugleich unmittelbar auf das gesellschaftliche Bewusstsein einwirken sollte. Der vehemente Gegner des Spielfilms, den er als „Opium für das Volk“ verurteilte, begann seine Laufbahn 1918 als Mitarbeiter der Wochenschau „Kinodelja“, die er 1922 mit einem eigenen, „Kinopravda“ („Kinowahrheit“) benannten Format fortsetzte. 1924 entstand als sein erster abendfüllender Streifen die Montage-Symphonie „Kinoglaz“ (Kinoauge).

Vertovs Hauptwerk „Der Mann mit der Kamera“ (1929), in dem er das Filmen selbst filmt, wird als Eröffnungsfilm und erstmals seit 60 Jahren in der kompletten Originalfassung mit unbeschnittenem Bildformat gezeigt. In diesem Rahmen wird auch die Neurscheinung „Dziga Vertov. Die Vertov-Sammlung im Österreichischen Filmmuseum“ präsentiert. Zu Vertovs „Entuziazm“ (1930), der die neuen Mittel des Tonfilms feiert, hat das Filmmuseum bereits voriges Jahr eine weltweit beachtete DVD-Edition mit der im Gosfilmofond der Sowjetunion überlieferten Version sowie Peter Kubelkas Restaurierung herausgebracht. Neben weiteren Meisterwerken wie „Ein Sechstel der Erde“ (1926), „Das elfte Jahr“ (1928) oder „Drei Lieder über Lenin“ (1934) zeigt die in Kooperation mit dem russischen Staatsarchiv für Film- und Fotodokumente organisierte Vertov-Schau bis 28. Mai auch viele bisher kaum im Westen bekannte Werke.

Parallel dazu stehen von 10. bis 31. Mai Arbeiten weiterer russischer Filmpioniere von 1918-1929 auf dem Programm, deren große Bandbreite den engen Kontakt zu den zeitgleichen Reformbewegungen in der Kunst, Literatur und dem Theater spiegeln, aber auch den Einfluss von Hollywood. Zu sehen sind unter anderem Filme von Lev Kulesov, dem „Erfinder der Montage-Theorie“ und Leiter der Moskauer Filmhochschule, dem Kulesov-Schüler Vsevolod Pudovkin, dem großen Film-Lyriker Aleksandr Dovzenko, dem Ex-Boxer und Komödien-Regisseur Boris Barnet oder den Begründern der „Fabrik des exzentrischen Schauspielers“ in St. Petersburg, Grigorij Kozincev und Leonid Trauberg, deren Werk kaum je gezeigt wird. Für eine Wiederentdeckung empfehlen sich unter anderem auch Jakov Protazanov, der mit dem Science Fiction Epos Aelita vertreten ist, oder Abram Room mit seiner Satire „Bett und Sofa“ über die freie Liebe zu dritt. Der zweite Teil der Retrospektive im Juni spannt den historischen Bogen dann weiter bis zum Ende der 30er Jahre.

Österreichisches Filmmuseum
Augustinerstrasse 1 (im Gebäude der Albertina)
A-1010 Wien

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