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Frühjahrsputz in Polens EM-Städten

Der Alte Markt in Posen verzaubert mit seinen vielen bunten Häusern die Besucher
Der Alte Markt in Posen verzaubert mit seinen vielen bunten Häusern die Besucher ©C. Schreiber/PFV-AMT
Die vier polnischen Veranstalter haben sich für die Fußball-Europameisterschaft schon fein herausgemacht.
Polens EM-Städte

Breslau: Wer nicht in einer Billig-Unterkunft landen will, sollte sich sputen mit der Hotelbuchung. Breslau bietet 60.000 Zimmer, so wenig wie kein anderer polnischer Spielort. Sogar das Semester endet dort früher, damit Fußballfans in die Studentenbuden einziehen können. Dafür gibt es zahlreiche Schloss- und Luxushotels in der Umgebung. Die Organisation der Anreise dürfte weniger problematisch sein: Die Flughafen-Kapazität wurde verdoppelt.

Keine Fußball-Hochburg

Breslau ist keine Fußball-Hochburg. Aber natürlich gibt es auf dem Marktplatz eine Fanzone zur EM, die 25.000 Menschen Platz bietet. Wer sich fürs Spiel warmgesungen hat, sollte früh mit dem Taxi los. Die neue Tramlinie zum Stadion wurde zwar rechtzeitig fertig, allerdings reicht die Kapazität längst nicht. Insider befürchten, dass während der Partien eine Spur der nahen Autobahn zum Parkplatz umfunktioniert wird. Breslau ist die Partystadt in Polen dank 100.000 Studenten und vielen Kneipen. Pflicht für jeden Fußball-Fan ist der Schweidnitzer Keller, wo schon Goethe und Chopin becherten. Wer raus will aus dem Trubel, flüchtet auf die nahe Dominsel mit hohem Kirchen- und Kulturfaktor.

Warschau: Weil Warschau das Hauptquartier für die UEFA-Bosse samt Anhang ist, wird es eng in den Vier- und Fünf-Sterne-Hotels. Es mangelt auch an Mittelklasse-Unterkünften. Selbst kleine Privatwohnungen werden für gut 6000 Euro während der EM angeboten. Keine Probleme sollte die Anreise per Flugzeug bereiten. „Fryderyk Chopin“ ist der größte Airport in Polen. Für die EM wurden die Terminals erweitert, sodass man pro Monat mehr als eine Million Gäste abfertigen kann. Außerdem soll in Modlin noch ein Flughafen für Billig-Flieger entstehen.

Schlechte Verkehrsanbindung

Trotz internationalem Ansehen lassen sich Legia-Warschau-Fans nicht gerade zu Jubelstürmen hinreißen. Aber die Warschauer setzen zur Einstimmung auf die größte Fanmeile im Land mit Platz für 100.000 Menschen (Paradeplatz am Kulturpalast). Zur Einstimmung auf die Partien werden zwei Bühnen bespielt. Alle, die ein Ticket besitzen, müssen früh los: Obwohl das neue Stadion mitten in der Stadt steht, ist die Verkehrsanbindung dürftig.

Auch für Fußball-Fans sollte Kultur auf dem Programm stehen. 1500 Denkmäler und 1400 Galerien warten auf Warschau-Touristen. Obwohl die Altstadt im Krieg zu 90 Prozent zerstört wurde, präsentiert sie sich heute phantastisch restauriert. Hinzu kommt eine angenehme Prise Modernität mit flotten Straßenbahnen und gläsernen Bürotürmen.

Die Messestadt Posen profitiert seit Jahren von Geschäftsleuten. Zwar hat man wie in Breslau auch nur 60.000 Zimmer gezählt, die liegen aber großteils innerhalb der Stadtmauern. Die meisten Betten stehen in Business-Hotels auf Vier-Sterne-Niveau. Am Flughafen soll ein neuer Terminal zur Euro fertig sein. Zu den modernsten in Polen zählt der Bahnhof, der gute Verbindungen nach Berlin bietet.

In Posen geht die Post ab

Die Fans gelten als die begeisterungsfähigsten im Land. Mit 20.000 Dauerkarten ist Lech Posen Spitzenreiter in der Ekstraklasa. Die Fans waren an der Planung der Fanmeile beteiligt, die 30.000 Fußball-Touristen auf dem „plac Wolnosci“ zum Feiern einlädt. Wenig Sorgen muss man sich um den Weg zum Stadion machen. Posen dürfte die einzige Stadt sein, die über ein ausgereiftes Verkehrssystem verfügt: Sechs Tramlinien führen zur Arena. Nach dem Spiel geht man zum Alten Markt, wo viele Restaurants und Kneipen warten. Inmitten der hübschen Altstadt und direkt am Rathaus, einem Renaissance-Juwel aus dem 16. Jahrhundert, lässt sich auch der kulturelle Durst löschen. Tanz, Theater und Musik finden sich an jeder Ecke. Zudem ist Posen die Shopping-Metropole Polens – ein lohnendes Ziel ist die liebevoll restaurierte „Alte Brauerei“.

In Danzig gibt es die größte Auswahl an Hotelzimmern. Die Stadt profitiert von den Kur- und Urlaubsorten an der Ostsee, 200.000 Betten stehen im Umkreis von 150 Kilometern bereit. Weil die Wege teils lang sein werden, wollen einige Hotels Shuttles zu den Spielen einrichten. Bisher war der Danziger Flughafen mit einer Kapazität von zwei Millionen Gästen pro Jahr ein Schwachpunkt. Um den Ansturm zu bewältigen, bauen die Betreiber ein zweites Terminal. Dann sollen drei Millionen Gäste möglich sein!

 

REISEINFOS

» Anreise: Direktflüge z.B. nach Warschau gibt es ab Zürich mit LOT, ab München mit Lufthansa. Wer ab Friedrichshafen fliegen will, muss umsteigen. Günstige Tickets gibt es bei LOT ab 150 Euro. Wer mit dem Zug reisen will, ist lange unterwegs: Die Fahrt ab Dornbirn dauert 17 bis 20 Stunden. Wer rechtzeitig bucht und eine gute Verbindung erwischt, zahlt aber nur 59 Euro und muss nur einmal umsteigen. Eine Möglichkeit für die Anreise mit dem Auto wäre über Wien, die Slowakische und Tschechische Republik nach Breslau.
» Geld: Währung ist der Zloty (=100 Groszy). 10 Zloty entsprechen etwa 2,50 Euro.
» Essen und Trinken: Die polnische Küche ist stark bäuerlich geprägt, auf dem Speiseplan stehen deftige Fleischgerichte mit Kartoffeln und Knödeln. Bier und Wodka werden überall gerne getrunken.

 

VN/C.Schreiber

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