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Friedensnobelpreisträger Ben Moussa in Wien: "Menschenrecht auf Frieden"

Abdessatar Ben Moussa setzt sich für den Frieden ein.
Abdessatar Ben Moussa setzt sich für den Frieden ein. ©AFP/Odd Andersen
Ein "Menschenrecht auf Frieden" möchte Friedensnobelpreisträger Abdessatar Ben Moussa bei seinem Besuch in Wien am Mittwoch. "Es ist schade, dass dieses Recht noch nicht erklärt wurde. Wenn es keinen Frieden gibt, dann gibt es nichts", so der Präsident der Tunesischen Menschenrechtsliga (LTDH), der mehr Solidarität mit seinem Land fordert.

Ben Moussa schwebt eine “Allgemeine Erklärung des Friedens” durch die UNO-Generalversammlung nach Vorbild der “Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte” vor.

Diese sollte allerdings zwei Elemente beinhalten, “die die Großmächte nur schwer akzeptieren würden”, nämlich ein Verbot der Weiterverbreitung von Waffen und ein Gebot zur Zerstörung des nuklearen und chemischen Arsenals, sagte der Anwalt, dessen Organisation 2015 als Teil des tunesischen “Friedensquartetts” mit dem Nobelpreis ausgezeichnet worden war.

“Solidarität mit Tunesien”

Bezüglich seines eigenen Landes Tunesien erneuerte er die Forderung nach Solidarität, die er gemeinsam mit seinen Nobelpreisträger-Kollegen bereits bei einem Besuch des Friedensquartetts in Wien Anfang März gestellt hatte. “Ein Scheitern der Demokratie in Tunesien wäre auch für Europa gefährlich”, warnte Ben Moussa. Es müsse mehr ausländische Investitionen in die tunesische Wirtschaft geben, außerdem müsste der Tourismus wieder gestärkt werden.

“Warum lassen manche Länder ihre Bürger nicht nach Tunesien einreisen?” fragte er mit Blick auf die Reisewarnungen nach den gegen Touristen gerichteten Terroranschlägen von 2015. “Warum macht man das nicht bei Paris oder Brüssel?”

Bekämpfung des Terrorismus

Ben Moussa betonte auch die Wichtigkeit der Bekämpfung des Terrorismus. Er verlangte einen internationalen Kongress dazu, der sich diesem Thema unter drei Aspekten widmen solle: Des unmittelbaren Sicherheitsaspekts, des wirtschaftlichen und sozialen Aspekts und des Bildungsaspekts. Was die Wirtschaft betrifft, ist Ansicht des Friedensnobelpreisträgers “das liberale Wirtschaftssystem nicht mehr adaptierbar”. Stattdessen brauche es wirtschaftliche Beziehungen zwischen den Staaten, “die auf gegenseitigen Interessen beruhten” und zur Bekämpfung der Armut beitrügen.

Die Diskrepanz zwischen den armen und den reichen Ländern ermutige nämlich nur die illegale Migration, warnte er. In diesem Zusammenhang forderte er auch eine Erleichterung der Visavorschriften. Das würde auch Menschen aus ärmeren Ländern die Möglichkeit geben, die westliche Kultur kennenzulernen. Als Vorbild für die dabei vermittelten Werte dient ihm seine eigene Schulbildung: “Als ich in die Schule ging, lernten wir dort über die Aufklärung, über Voltaire, Montesquieu, wir lernten über Mozart – wir kennen das alles.” Es sei außerdem wichtig, dass das Bildungssystem überall Toleranz, Offenheit und die Ablehnung von Fanatismus und Rassismus vermittle.

Ben Moussa in Wien

Ben Moussa war gemeinsam mit dem syrischen Journalisten und Menschenrechtler Mazen Darwish anlässlich der Verleihung des Alfred-Fried-Fotopreises am 20. September nach Wien geladen worden. Der vom Fotoverleger Lois Lammerhuber initiierte und vom österreichischen Parlament mitorganisierte Preis prämiert jährlich die beste Fotografie zum Thema Frieden. Heuer wurde die deutsche Fotografin Helena Schätzle für ihre in Israel entstandene Porträtreihe von Holocaust-Überlebenden ausgezeichnet. Der Preis ist nach dem österreichischen Pazifisten und Friedensnobelpreisträger Alfred Fried (1864-1921) benannt.

(Petra Edlbacher/APA)

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