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Freude am Spiel: Gene Simmons verzückte 50.000 Fans im Wiener Gasometer

Gene Simmons entzückte die Fans.
Gene Simmons entzückte die Fans. ©APA/HERBERT PFARRHOFER
Obwohl es Gene Simmons mit Kiss gewöhnt ist vor riesigem Publikum zu spielen, machte es ihm am Montagabend sichtlich Spaß im Wiener Gasometer vor einem 50.000-Publikum zu spielen und verzückte damit auch gleich seine Fans.
Gene Simmons verzückte Fans

Ohne die übliche Make-up-Maske, aber bepackt mit Raritäten aus dem Fundus seines musikalischen Lebens beehrte Gene Simmons am Montagabend das bei weitem nicht volle Wiener Gasometer. Mit seiner Solo-Band entlockte der mit einer rekordverdächtig langen Zunge gesegnete Kiss-Frontmann mit archaischem Rock ‘n’ Roll im besten Sinne vor allem Hardcorefans den einen oder anderen Schnalzer selbiger.

Noch am 14. Juli stand er in Spanien mit Kiss “vor 50.000 Leuten auf der Bühne, heute werden wir aber mehr Spaß haben”, verlautete der 68-jährige umtriebige Bassist, Songwriter, Reality-TV-Stars und Unternehmer gut gelaunt. “Die Gene Simmons Band kann spielen, was sie will. Kiss dagegen sind gezwungen, alle Hits zu bringen, weil sich das die Leute erwarten”, erklärte Simmons im APA-Interview bereits im April.

Gene Simmons verzückte Fans

Mit der neuen Freiheit – auch seine kiloschwere Maskerade samt schwindelerregend hohen Drachenstiefeln hat sich Simmons diesmal erspart – wusste die Rock ‘n’ Roll/Hardrock/Metal-Legende während der rund eineinhalbstündigen Show einiges anzufangen. Auch wenn Simmons immer wieder – teilweise auch in gutem Deutsch – die Unterschiede zu seiner Stammformation hervorhob, bilden Kiss-Songs das starke Rückgrat bei seiner ersten Solo-Tour. Das wurde von den großteils eindeutig gewandeten Fans der US-Kultband auch entsprechend goutiert.

Im Gegensatz zu Kiss nimmt die Gene Simmons Band Songs wie den Opener “Deuce” oder “Parasite” mit drei versierten Gitarristen in Angriff. Zusammen mit Simmons’ durchwegs übersteuertem Bass ergibt das einen sehr herzeigbaren Rocksound ohne Experimente. Auf ein paar kleinere Abenteuer ließ man sich trotzdem ein: So griff Simmons bei einer Improvisation kurz zur Gitarre, mit Little Richards’ “Long Tall Sally” huldigte man den Ursprüngen des Rock ‘n’ Roll.

Da störte es auch nicht, wenn der sonst solide Schlagzeuger nach einem Schwenk in das Solo-Break von Led Zeppelins “Whole Lotta Love” nicht gleich wieder mit in die richtige Rhythmus-Spur fand. Man sei eben eine freundschaftlich verbundene Rockband, die komplett ohne Einspielungen von Band und sonstigen neumodischem Zeugs auskomme, wurde Simmons nicht müde zu betonen.

Metal-Legende im Wiener Gasometer

Lebensphasenumspannend deckt das Kiss-Gründungsmitglied mit Kompositionen zwischen staubtrockenem Rock über Hardrock bis zu poppigeren Songs vieles ab. Auch im Gasometer ließ sich die Entwicklung vom härter und rotziger gespielten Rock ‘n’ Roll bis zum verspielteren, stadiontauglichen und stellenweise doch recht geschniegelten Metal im Schnelldurchlauf nacherleben. Das ist nicht nur für eingefleischte Fans der Kultband, mit deren Aufmachung und Habitus doch einige einschlägig Begeisterte der härteren Musikkost möglicherweise auf Kriegsfuß stehen, ein Erlebnis.

Wenn sich der einstige Dauergast in der Playboy-Villa in “Charisma” voll der Selbstironie fragt, warum er eine derartige Wirkung auf sein Umfeld ausübt, hat das in jedem Fall viel Unterhaltungswert. Das gilt auch für jene Songs, für die sich Simmons Backgroundsängerinnen und -sänger aus dem Publikum auf die Bühne holte. So etwa auch beim Kiss-Klassiker “Rock and Roll All Nite”, der die Party stilecht beschloss. Am Ende konnte man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass es offenbar tatsächlich Freude am Spiel ist, die der viele Millionen Dollar schweren Rock-Legende die Motivation zu der deutlich kleiner dimensionierten Solo-Tournee gleich im Anschluss an eine Kiss-Konzertreise gibt.

Ein wenig Promotion für seine Solo-Werkschau “The Vault” durfte dann allerdings doch nicht fehlen: Für die Kollektion, die tatsächlich in einem schweren Tresor, gefüllt mit mehr als zehn Stunden Aufnahmen aus den Jahren 1966 bis 2016, daherkommt, muss der Fan allerdings den stolzen Preis von 2.000 Dollar bezahlen.

APA/red

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