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Forscher testeten Mars-Raumanzug auf Tiroler Gletscher

Einen weiteren Schritt für die in etwa 25 Jahren erwartete Mission zum Mars haben Tiroler Wissenschafter des Österreichischen Weltraum Forums (ÖWF) am Samstag in 2.750 Meter Höhe am Kaunertaler Gletscher in Tirol gesetzt.

Zum ersten Mal weltweit wurde ein Prototyp des Mars-Raumanzuges unterhalb der Oberfläche, in einer begehbaren Gletscherspalte, getestet. Unter möglichst authentischen Bedingungen sollen dabei Erfahrungen gesammelt werden. Die Tiroler sind dabei eines von vier Teams auf der ganzen Welt und das einzige in Europa, die diese Daten und Werte sammeln und aufbereiten.

Allein das Anziehen des 45 Kilogramm schweren Anzuges dauerte fast zwei Stunden. Als “Marsionaut” fungierte der Innsbrucker Ulrich Luger. “Nur am Anfang war es ein unangenehm, jetzt fühle ich mich darin sehr wohl”, sagte Luger zur APA, “nur der Strom darf nicht ausgehen”. Luger ist dabei bis zum Abschluss eines Tests sechs bis sieben Stunden völlig von der Außenwelt “abgeschnitten”. Er kann “essen” (ein im Helm angebrachter Müsliriegel) und trinken (über ein Schlauchsystem).

Und auch ganz natürliche Bedürfnisse können über einen adaptierten “Katheter” erledigt werden. Das Anlegen des “Uridoms”, das es auch in einer Version für Frauen gibt, durften die angereisten Kameraleute und Fotografen freilich nicht filmen. Auch über das Jucken der Nase haben die Wissenschafter nachgedacht und am unteren Rand des Innenhelmes ein blaues Stoffband angebracht, an dem sich der “Marsionaut” das Gesicht reiben kann.

Ein fehlerhafter mehrpoliger Stecker der Stromversorgung brachte nach einer Stunde das Tiroler Experiment beinahe zum Scheitern. Noch bevor der Innsbrucker Luger zu der Gletscherspalte über Geröll, Schnee und Eis stapfen konnte, musste die Lüftung auf ein Minimum reduziert werden, auch nur mit einem Akku schaffte er dann erstaunlich leichtfüßig den Marsch ins “Ewige Eis”. Die fehlende Lüftung bescherte dem Experiment allerdings angeschlagene Scheiben – dem “Marsionauten” musste vor dem Einstieg in die Spalte noch einmal das Glasvisier geöffnet werden, um wieder freie Sicht zu bekommen.

Wie Experimentleiter Gernot Grömer betonte, sei wichtig, dass Probenentnahmen später auf dem Mars ohne “Mitbringsel” von der Erde erfolgen könnten. Aufgabe am Kaunertaler Gletscher war eben diese sterile Probe aus dem Gletschereis. Auch am Mars dürfte es vor etwa 3,5 Milliarden Jahren Wasser gegeben haben. Bei einer heutigen Durchschnittstemperatur von etwa 70 Grad unter Null könnten Spuren etwaigen Lebens in eben diesen Eisproben dann zu finden sein. “Sollte man dann dabei Dinosaurier oder Überreste ‘grüner Männchen’ finden, wäre das unser Jackpot”, sagte Grömer. Und auch einen “Wunsch ans Christkind” hatte der gebürtige Oberösterreicher Grömer dabei: dass es am Mars so ähnliche Bedingungen wie am Kaunertaler Gletscher gebe.

Ihren Raumanzug entwickelten die Tiroler in Zusammenarbeit mit mehreren Schulen. Die Erfahrungen und die bei diesem Experiment gesammelten Daten werden publiziert und mit den übrigen Forschungsteams ausgetauscht. Für den Raumanzug ist es erst der Beginn einer Testreihe. Demnächst wollen die Innsbrucker Forscher in eine spanische Wüste und dann in die Arktis.

Das ÖWF wurde 1998 gegründet und soll ein nationales Netzwerk für Raumfahrt und Weltraumwissenschaften sein. Die Forschungen sollen auf der Erde all das vorbereiten, durch das die erwartete Mars-Mission erleichtert bzw. ermöglicht werden kann.

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