Geschehnisse im Kurzüberblick:
- Turbulente Zwischenfälle an einigen Grenzen
- Flüchtlinge an der lybischen Küste ertrunken
- Spannung zwischen Kroatien und Ungarn
- Ausnahmezustand in Mazedonien
- Zahlreiche Flüchtlinge trafen in Österreich ein
- Slowenische Polizei setzte Tränengas ein
- Lage in ganz Europa angespannt
- 6.700 Flüchtlinge in der Nacht im Burgenland angekommen
- 10.000 Flüchtlinge werden am Samstag in Österreich erwartet
Nach einem vorübergehenden Rückgang der Flüchtlingsankünfte in den vergangenen Tagen wurden am Samstag, den 19. September erneut 10.000 Schutzsuchende im Burgenland. Zuvor hatte Ungarn die Menschen aus Kroatien überraschend seine Grenze passieren lassen, an der slowenisch-kroatischen Grenze kam es unterdessen zu Ausschreitungen, die Polizei setzte Tränengas ein.
Der Schwerpunkt lag einmal mehr im südburgenländischen Heiligenkreuz, wo von Mitternacht bis 8.30 Uhr früh 4.500 Menschen ankamen, in Nickelsdorf waren es 2.500. Die Flüchtlinge wurden in der Nacht zum Teil bereits mit Bussen in Richtung Graz und Wien-Westbahnhof weitertransportiert. In Wien kamen in den Vormittagsstunden zehn Busse mit 500 Menschen an, 600 weitere werden laut Polizei noch erwartet. Zudem ist nach Angaben der burgenländischen Polizei ein Sonderzug Richtung Graz und weiter nach Salzburg geplant.
Ungarn ließ Flüchtlinge weiter
Ungarn hatte die aus Kroatien kommenden Menschen zuvor überraschend seine Grenze passieren lassen. Busse transportierten die Schutzsuchenden daraufhin in die beiden offenen Sammellager Szentgotthard, direkt an der Grenze zu Heiligenkreuz, sowie Vamosszabadi nahe Györ und Nickelsdorf. Von dort machte sich der Großteil der Menschen unmittelbar auf den Weg Richtung Österreich. Dies sei für die burgenländische Polizei durchaus “überraschend” gewesen, sagte Polizeisprecher Helmut Marban. “Der Informationsfluss läuft schon, aber er könnte durchaus besser sein.”
Versuchter illegaler Grenzübertritt: Slowenische Polizei stoppt Migranten mit Pfefferspray #refugeescrisis pic.twitter.com/kQMBmeKNHV
— John Kramer (@IngoFunke) 19. September 2015
Kroatien mit Situation überfordert
Budapest antwortete mit der Drohung, den Schengen-Beitritt des EU-Nachbarn Kroatiens blockieren zu wollen, wie der designierte Kabinettschef von Premier Viktor Orban, Antal Rogan, ankündigte. Zudem wurde nach einem Bericht der staatlichen Nachrichtenagentur MTI in der Nacht auf Samstag ein Stacheldrahtzaun an der 41 Kilometer langen Landgrenze zu Kroatien fertiggestellt, die restlichen 330 Kilometer Grenze werden von der Drau gebildet. In Kroatien sind seit Mittwoch fast 21.000 Flüchtlinge angekommen, die nach einem neuen Weg Richtung Westen suchen, nachdem Ungarn am Dienstag seine Südgrenze zu Serbien für Schutzsuchende de facto dicht gemacht hat. Zahlreiche Menschen versuchten auch die Grenze ins Schengenland Slowenien zu überqueren.Faymann für rasche Aufstockung der Flüchtlingshilfe
Die slowenische Botschafterin in Deutschland hatte gegenüber der “Rheinischen Post” (Samstagsausgabe) erklärt, ihr Land sei zur Aufnahme von 10.000 Asylsuchenden bereit. Darüber hinaus habe Slowenien jedoch keine Kapazitäten und müsse um europäische Hilfe bitten, sagte Marta Kos Marko. Am Freitag hatte das Land bereits rund 1.000 Asylsuchende registriert.
Croatia ‘to continue’ sending migrants to Hungary. Stop the Human Roulette!!!! #refugeeswelcome #Human @ROIsaysno pic.twitter.com/dYr4yKt0Ju — Cork Life Centre (@CorkLifeCentre) 19. September 2015
Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ) und der deutsche Vizekanzler und SPD-Vorsitzende Sigmar Gabriel haben bei einer Pressekonferenz am Samstag in Wien fünf Milliarden Euro für die Flüchtlingshilfe gefordert. Es brauche eine rasche Aufstockung der Gelder für die internationale Gemeinschaft zur Unterstützung syrischer Flüchtlinge im Nahen Osten.
150 über steirische Grenze Spielfeld gekommen
Am Samstagnachmittag sind rund 150 Flüchtlinge in Spielfeld von Slowenien nach Österreich gekommen. Sie wurden vom Roten Kreuz erstversorgt und werden nach Graz und Feldkirchen in die Notunterkünfte gebracht. Zwei Kinder und eine Frau mussten ins Krankenhaus transportiert werden, so Rot-Kreuz-Sprecher August Bäck auf APA-Anfrage.
Die 150 Flüchtlinge wurden zunächst auf einem Lkw-Parkplatz an der B67 vom Roten Kreuz versorgt. “Eine Mutter dürfte ihr Kind auf der Flucht bekommen haben und musste ins Spital”, so Bäck. Die Menschen sollen mit Bussen nach Graz in ein ehemaliges Shopping-Center und nach Feldkirchen in die frühere Bellaflora-Halle gebracht werden.
Kleinere Gruppen haben an verschieden Stellen die Grenze überquert, so kamen in Langegg im Laufe des Nachmittags rund 30 Personen an, teilte die Polizei mit. Das Bundesheer wurde verstärkt, rund 100 Soldaten aus Spittal/Drau sind auf dem Weg in die Steiermark und werden in Spielfeld und bei den kleineren Grenzübergängen zum Einsatz kommen.
Bis Samstagnachmittag sind bereits rund 2.000 Flüchtlinge von Wien in den Westen gereist. “Sie sind mit Tickets in regulären Zügen weitergefahren”, sagte Polizeisprecher Paul Eidenberger. Am Wiener Haupt- und am Westbahnhof befanden sich gegen 15.00 Uhr jeweils rund 200 Flüchtlinge. Seit Freitagmittag wurden in Wien 113 Asylanträge gestellt, sagte der Sprecher.
350 von Gornja Radgona zu Fuß auf Weg nach Österreich
Im Ort Gornja Radgona haben die slowenischen Behörden am Samstag um circa 17.20 Uhr die rund 350 Flüchtlinge in Richtung Österreich weitermarschieren lassen. Diese befanden sich nun auf dem Weg zu Fuß zur österreichischen Grenze und wurden am Samstagabend in Bad Radkersburg erwartet.
Die Menschen wirkten deutlich erleichtert, machten das Victory-Zeichen. Unter den Flüchtlingen befindet sich eine große Anzahl von Kindern. Sie wirkten alle sehr glücklich, weitermarschieren zu dürfen.
(APA/ Bilder: APA/EPA)