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Fischer bekräftigte Unterstützung für Abdullah-Zentrum

Fischer sieht Abdullah-Zentrum als Plattform für Dialog
Fischer sieht Abdullah-Zentrum als Plattform für Dialog
Mit einer Rede im Abdullah-Zentrum (KAICIID) hat Bundespräsident Heinz Fischer seine Unterstützung für das umstrittene Dialogforum bekräftigt. Dieses könnte auch eine Plattform sein, "wo Sorgen, Wünsche und Probleme aus dem Bereich der Menschenrechte und des interreligiösen Dialogs sachlich, aber klar und offen angesprochen werden können", sagte Fischer am Dienstagabend vor KAICIID-Vertretern.


Das Dialogzentrum wird von der saudi-arabischen Regierung finanziert, der schwere Menschenrechtsverletzungen und religiöse Intoleranz angelastet werden. So wurde der Blogger Raif Badawi zu 1.000 Stockschlägen verurteilt, weil er zu Toleranz gegenüber anderen Religionen aufgerufen hatte. Die Grünen protestieren seit über einem Jahr jeden Freitag vor dem KAICIID für eine Freilassung Badawis. Anlässlich der Rede Fischers verlegten sie ihre Mahnwache auf den heutigen Dienstagabend.

Fischer ging in seiner Rede nicht auf den Fall Badawi ein und wünschte den KAICIID-Verantwortlichen viel Erfolg für ihre weitere Tätigkeit. “Das Zentrum hat das Potenzial, durch seine Tätigkeit ein besseres Verständnis zwischen den Religionen zu schaffen und dadurch einen wichtigen Beitrag zur Entfaltung und Weiterentwicklung der Menschenrechte zu leisten”, betonte er in seinem Vortrag. Schließlich sei das KAICIID auch “die einzige internationale Organisation, in der führende Persönlichkeiten der fünf großen Weltreligionen gleichberechtigt zusammenarbeiten”.

Konkret solle das Zentrum “prüfen, in welchem Ausmaß und in welcher Form es eine Plattform sein kann, wo Sorgen, Wünsche und Probleme aus dem Bereich der Menschenrechte und des interreligiösen Dialoges sachlich, aber klar und offen angesprochen werden können”. Dabei denke er auch an die Spannungen zwischen dem sunnitischen Saudi-Arabien und dem schiitischen Iran, betonte Fischer. Die Menschenrechtsverletzungen in Saudi-Arabien kritisierte er konkret nur anlässlich der Todesurteile gegen 47 angebliche Terroristen, darunter des schiitischen Predigers Nimr al-Nimr Anfang Jänner. Diese Hinrichtungen hätten ihn “als überzeugten Gegner der Todesstrafe (…) sehr geschmerzt”. Zugleich verurteilte er auch die gewaltsamen Proteste gegen saudische diplomatische Vertretungen in Teheran.

In seiner Rede betonte Fischer die Bedeutung der Menschenrechte, die durch religiösen oder ideologischen Fanatismus nicht relativiert werden dürften. “Meine persönliche Überzeugung ist, dass nur eine Religion, die Frieden zwischen den Menschen predigt, ihrem Auftrag gerecht wird.”

Fischer sprach sich auch dafür aus, die Integration von Flüchtlingen stärker zum Gegenstand des interreligiösen Dialogs zu machen. “Zu einer erfolgreichen Integration gehört nicht zuletzt auch die Klarstellung, dass extremistische Einstellungen Einzelner, die den Grundwerten unseres Staates und unserer Gesellschaft entgegengesetzt sind und die innere Sicherheit gefährden, nicht akzeptiert werden können.”

Die “gelebte Realität” der österreichischen Muslime sei jene eines “Islams europäischer Prägung eingebettet in einen Staat mit einer demokratischen Grundordnung”, gab sich Fischer überzeugt. “Es ist möglich, gleichzeitig guter Muslim und guter Österreicher zu sein”, sagte Fischer. “Ich möchte daher bekräftigen, dass die bei uns dauerhaft lebenden Muslime ein wertvoller Bestandteil unserer Gesellschaft sein können und auch sein sollen.”

Als Thema für den interreligiösen Dialog sieht Fischer auch die Unterschiede bei der Stellung der Frau in Familie und Gesellschaft, die “in der Praxis oft beträchtliche Schwierigkeiten” verursachen. Diese Frage müsse “offen diskutiert” werden. Allerdings sei auch in den westlichen Gesellschaften in Bezug auf die Gleichberechtigung “manches, was heute selbstverständlich ist, vor zwei oder drei Generationen noch absolut unvorstellbar” gewesen. “Das lässt Raum für die Hoffnung und Erwartung, dass sich die Stellung und die Rolle der Frau auch in anderen Gesellschaften, z.B. in jenen, die vom Islam geprägt sind, weiterentwickeln wird.”

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