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Fiaker: Wahrzeichen mit Exkrementtasche

Prägen seit Jahhunderten das Stadtbild: Die Wiener Fiaker.
Prägen seit Jahhunderten das Stadtbild: Die Wiener Fiaker. ©Pixelio (Rainer Sturm)
1. Bezirk, 1010 Wien Innere Stadt: Insgesamt gibt es in der Bundeshauptstadt gut 180 Fiakerkutschen, von denen lediglich 58 zeitgleich im Einsatz sein dürfen. Seit 1670 sind sie in der Innenstadt unterwegs.
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Sie prägen visuell und olfaktorisch das Bild der Wiener Innenstadt: Insgesamt gibt es in der Bundeshauptstadt gut 180 Fiakerkutschen, von denen lediglich 58 zeitgleich im Einsatz sein dürfen. Der Grund sind die 58 Platzkarten für die Standorte am Stephansplatz, Heldenplatz, Petersplatz, Burgtheater und bei der Albertina. Diese Platzkarten werden halbjährlich neu vergeben, wobei jeder der knapp 30 Unternehmer eine fix zugeteilt bekommt, während die restlichen nach einem komplexen Schlüssel verteilt werden.

40 Prozent Frauen

Dementsprechend können auch nur 58 Fahrer ihre zweispännige Droschke durch die Wiener Innenstadt lenken – obgleich rund 300 die seit 1998 verpflichtende Fahrdienstprüfung absolviert haben, bei der auch Grundkenntnisse über Sehenswürdigkeiten abverlangt werden. Rund 40 Prozent der Fiakerriege bestehen mittlerweile übrigens aus Frauen. Die Kleidung der Fahrer ist in der Betriebsordnung für Fiaker- und Pferdemietwagenunternehmen geregelt. Demnach sind einfarbiges Hemd oder Bluse, Mascherl oder Krawatte, lange Hose oder Rock, Gilet, Sakko oder Blazer, Straßenschuhe und Melone vorgegeben. Jeans, Parka und Turnschuhe sind dezidiert verboten.

Höchstpreise von Stadt vorgegeben

Auch die Preise für die kleine und die große Rundfahrt mit 20 sowie 40 Minuten Länge durch die City sind als Höchstpreise von der Stadt vorgegeben. Für diese Fahrten sind 40 oder 65 Euro zu berappen. Bei Sonderfahrten zu Hochzeitsanlässen oder ähnlichem sind die Fiaker-Unternehmer in ihrer Preisgestaltung frei.

Name aus Paris

Um den 30. August herum feiern die Wiener Wahrzeichen im Stephansdom den Namenstag ihres Schutzheiligen, des irischen Mönchs Fiacrius. Dessen namensgebende Funktion rührt aus dem Paris des 17. Jahrhunderts her, als der Kaufmann Nicolas Souvage erstmals Pferdelohnwagen mit Kutschern anbot, die ihren Standplatz in der Rue de Fiacre hatten.

1.000 Droschken im 19. Jahrhundert

Die Geschäftsidee wanderte bald auch nach Wien, wo gegen 1670 die ersten Fiaker-Lizenzen durch die “Polizeioberdion” ausgegeben wurden, auch wenn sich der Name “Fiaker” erst später einbürgerte. Ihren Höchststand erreichten die Fiaker dann in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, als rund 1.000 Droschken ihre Kreise durch die Innenstadt zogen.

“Pooh-Bag” seit 2004

Seit 2004 müssen die Fiaker dies mit einer “Exkrementtaschen” tun, auch bekannt als “Pooh-Bag” oder “Pferdewindel”, wobei hohe Strafen drohen, sollte dennoch ein Rossapfel das Pflaster berühren. In der Praxis scheint sich die Neuregelung jedoch bewährt zu haben. Überdies tragen die Tiere seit 2004 einen Identifikationschip unter der Haut.

Keine Gummihufe

2007 scheiterte ein Versuch mit Gummihufen, um die überproportionale Beschädigung des Innenstadtpflasters durch die eisernen Pferdeschuhe zu verhindern. Diese sind offensichtlich schädlich für die Gelenke, da die Pferde bei Nässe rutschten, bei Trockenheit jedoch durch den Gummi abrupt gestoppt würden. Überdies nutzt sich das Material schnell ab.

Boxenhaltung verpflichtend

Die Mehrzahl der Ställe befindet sich übrigens in den Bezirken Landstraße, Simmering, Ottakring und Hernals sowie beim Trabrennplatz im Prater. Dabei ist die Boxenhaltung verpflichtend, wobei Tierschutzorganisationen immer wieder gegen die Haltung protestieren. Gefordert werden dabei oftmals Sonnendächer bei den Standplätzen. Diese sind laut den Verantwortlichen technisch jedoch nur schwer umzusetzen.

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