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Familienfest - Kritik und Trailer zum Film

Zum 70. Geburtstag des gefeierten Pianisten Hannes Westhoff (Günther Maria Halmer) sind die drei erwachsenen Söhne Max (Lars Eidinger), Frederik (Barnaby Metschurat) und Gregor (Marc Hosemann) ebenso angereist wie deren Mutter, Hannes' heftig trinkende Ex-Frau Renate (Hannelore Elsner). Die Kombination aus Geheimnissen, unausgesprochenen Kränkungen und offenen Bösartigkeiten führt schon am ersten Abend zur Eskalation am Esstisch.


Eskalationen bei großen Familienzusammenkünften gab es auf der Leinwand schon oft – legendär in Thomas Vinterbergs “Das Fest” (1998), bitterböse zuletzt in David Schalkos Serie “Altes Geld”. Auch in Lars Kraumes tragikomischem Kammerspiel “Familienfest”, das am 31. Dezember in den österreichischen Kinos anläuft, fliegen schnell die Fetzen. In den Ring steigen Schauspielgrößen wie Hannelore Elsner.

Kurzinhalt zu “Familienfest”

Diese Familie, so scheint es, ist schon lange nicht mehr gemeinsam an einem Tisch gesessen: Zum 70. Geburtstag des gefeierten Pianisten Hannes Westhoff (Günther Maria Halmer) sind die drei erwachsenen Söhne Max (Lars Eidinger) samt Freundin, Frederik (Barnaby Metschurat) mit Partner und Gregor (Marc Hosemann) mit Ehefrau ebenso angereist wie deren Mutter, Hannes’ heftig trinkende Ex-Frau Renate (Hannelore Elsner). Letztere hält sich mit Gemeinheiten gegenüber der um Frieden bemühten Stiefmutter Anne (Michaela May) nicht zurück, während Hannes’ Boshaftigkeit vor allem gegen seine Söhne gerichtet ist.

Das “Lebenswerk”, das der Patriarch da zum runden Geburtstag begutachten muss, sei nämlich mehr als dürftig: Der in dubiose Geschäfte verwickelte Gregor sei ein “Windei”, das immer Geld wolle, Frederik ein “Schwuler”, der Absolution suche, und Journalist Max ein “Schlaumeier”, der nicht wisse, was er will. Was Hannes und Co. wiederum nicht wissen: Max hat Krebs im Endstadium, und Jenny (Jördis Triebel), die er als seine langjährige Freundin ausgibt, ist tatsächlich eine Krankenschwester, die er unmittelbar vor seiner Ankunft nach einem Schwächeanfall hinter dem Steuer im Spital kennengelernt hat.

Die Kombination aus Geheimnissen, unausgesprochenen Kränkungen und offenen Bösartigkeiten führt schon am Vorabend von Hannes’ Geburtstagsfeier zur ersten Eskalation am Esstisch. Und Max’ nahender Tod lässt ihn schließlich bei der großen Feier endlich die Konfrontation mit dem Vater suchen, um dessen Anerkennung die Söhne trotz oder gerade wegen jahrzehntelanger Ablehnung so buhlen.

Kritik zu “Familienfest”

Lars Kraume, der erst kürzlich den Politthriller “Der Staat gegen Fritz Bauer” mit Burghart Klaußner ins Kino brachte, hat mit “Familienfest” ein Sittengemälde geschaffen, in dem jeder Zuseher den einen oder anderen Charakter oder Konflikt aus der eigenen Familie wieder erkennen wird. Die Themen sind existenziell, kreisen um die Frage, ob sich Menschen noch ändern und Kränkungen wiedergutgemacht werden können. Doch die Konflikte schwelen nur kurz, zu rasch und zu platt ist alles an der Oberfläche. Die stereotype Figurenzeichnung und das fast theaterhafte Setting verhindern dabei, dass einem das Geschehen auf der Leinwand wirklich nahe geht.

Was bleibt, ist große Schauspielkunst aller Beteiligten: Elsner gibt die divenhafte Renate mit sichtbarem Schuldgefühl ob ihres eigenen Versagens als Mutter; Halmer überzeugt als egozentrischer Widerling, der aufgrund mangelnder Selbstreflexion nicht zu erkennen vermag, dass er dieselben Fehler seines tyrannischen Vaters wiederholt. Und Lars Eidinger gibt eine stille, einnehmende, kräfteraubende Performance als ernüchterter Max, der sich im Laufe des Films zur zentralen Figur mausert – und es mit Jenny vermag, trotz nur zweier gemeinsamer Tage ein wahrhaftiges, intimes Verhältnis aufzubauen. Um die beiden tut es einem am Ende mehr Leid als um die dysfunktionale Familie.

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