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Fall Karadzic: Vorladung für 159 Zeugen

Die Anklage des UNO-Tribunals für Kriegsverbrechen im einstigen Jugoslawien (ICTY) will im Verfahren gegen Radovan Karadzic, einstiger Präsident der bosnischen Republika Srpska, 159 Zeugen vorladen. Weitere News Holbrooke-Schreiben widerspricht Karadzic
Für 88 Zeugen wurden verschiedene Schutzmaßnahmen beantragt, teilte die Anklage bei einer Vorverhandlung am Mittwoch in Den Haag mit. Nach ihrer Schätzung wird allein die Präsentation der Beweise in dem Prozess rund 490 Stunden bzw. mehr als ein Jahr in Anspruch nehmen, berichteten bosnische Medien.

Das Verfahren gegen Karadzic kann nach Angaben des Richters frühestens im September beginnen. Karadzic, der sich selbst verteidigen will, behauptet allerdings, dass er noch mehrere Monate brauchen wird, um die Unterlagen der Anklage nur durchzublättern. Es wäre gut zu wissen, für welchen September das Verfahren angesetzt sei, kommentierte Karadzic dies ironisch. Der einstige Präsident der Republika Srpska ist auch überzeugt, dass der Prozess vor dem Haager Gericht “mehrere Jahre in Anspruch” nehmen wird.

Die Haager Anklage wirft Karadzic in zwei Punkten Genozid vor. Einer bezieht sich auf das Massaker in Srebrenica, wo im Sommer 1995 rund 8.000 muslimische Bürger von bosnisch-serbischen Truppen ermordet wurden. Der zweite bezieht sich auf Kriegsverbrechen in 27 Gemeinden Bosnien-Herzegowinas im Jahr 1992. In weiteren fünf Punkten der Anklage werden Karadzic Verbrechen gegen die Menschlichkeit, in vier Punkten auch Verstöße gegen das Kriegsrecht in der Zeitspanne 1992 bis 1995 zur Last gelegt.

Der Ex-Präsident der Republika Srpska hat nach eigenen Angaben bestimmte Dokumente von 24 Staaten, darunter Österreich, und zwei internationalen Organisationen zum Zweck seiner Verteidigung beantragt. Von 18 Stellen erhielt er demnach jedoch keine Antwort. Fünf wollten den Antrag in Erwägung ziehen, weitere drei seien nicht bereit, freiwillig die beantragten Dokumente herauszugeben, erklärte der zur Zeit bekannteste Insasse des Haager Gefängnisses bei der Vorverhandlung.

Karadzic war im Juli 2008 überraschenderweise in Belgrad festgenommen worden, wo er mindestens ein Jahr lang unter dem Namen Dragan Dabic als Heilpraktiker lebte. Die zwölf Jahre davor war er untergetaucht. Als Dragan Dabic hielt Karadzic sogar Vorträge und verfasste Fachartikel.

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